„Was ist wenn rauskommt was ich vor dir getan hab?"

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Die Nacht über lag ich in Pauls Armen und schaffte es so wenigstens ein wenig zu schlafen, denn ich hatte Angst vor der Befragung auf der Wache. Am Morgen, noch bevor Paul wach war, wollte ich die blauen Flecken an meinem Hals überschminken, einfach um mich wohler zu fühlen, als mein Freund hinter mich trat. „Tu das nicht. Du musst es eh auf der Wache wieder abmachen.", hauchte er und drückte meinen Arm mit dem Schminkpinsel hinunter. „Ich will aber nicht dass alle das sehen. Das ist der sichtbare Beweis für meine Fehler.", nuschelte ich und starrte den halb abgedeckte Handabdruck durch den Spiegel vor mir an. „Es ist eher der Beweis dafür das du für deine Prinzipien eingestanden bist.", widersprach Paul und zupfte ein Abschminktuch auf der Verpackung. „Das wäre aber nicht passiert wenn ich gleich auf dich und die anderen gehört hätte. Und meine Eltern mit ins Boot geholt hätte.", wand ich ein und beobachtete argwöhnisch wie Paul mit dem Tuch langsam meinem Hals immer näher kam. „Mach dir darum keine Sorgen. Du hast, als du Hilfe brauchtest, uns direkt informiert. Wir sind immer an deiner Seite, egal was passiert.", versicherte Paul und begann vorsichtig das Make-up von meinem Hals zu entfernen. Ich schloss meine Augen und lehnte mich an ihn. Immer wieder strich Paul vorsichtig über meinen Hals und hauchte mir abschließend einen Kuss auf die nun Schminkfreie Haut.

Da Martin und Paul beide Spätschicht hatten, fuhren wir zu viert zur Wache. „Hallo ihr vier. Mila bist du bereit?", Michael stand am Empfangstresen und hielt eine Kaffeetasse in der Hand. „Halbwegs.", murmelte ich und folgte dem Hauptkommissar in sein Büro. „Hast du die Briefe vom Krankenhaus dabei?", wollte er wissen und ich schob ihm direkt den dicken Briefumschlag zu. „Wie ich sehe, habt ihr keine Bilder vom Hals machen lassen, das holen wir gleich nach. Aber erst erzählst du mir was passiert ist.", bat Michael und öffnete eine Akte die vor ihm lag.
„Ich war ja mit Peter und Tabea feiern wo die beiden sich eine Pille eingeworfen haben und dabei erwischt wurden. Peter hat sich dann geprügelt und Paul und Ben sind in der Disko aufgetaucht. Am Tag danach hab ich mich mit den beiden getroffen.", fing ich an und spürte wie sich langsam Panik in mir breit machte. „Lass dir so viel Zeit wie du es brauchst.", beruhigte mich Michael und goss mir ein Glass Wasser ein. Ich räusperte mich und fuhr dann fort: „Die beiden wollten, dass ich die Drogen auf meine Kappe nehme, aber ich hab mich geweigert. Daher hat mich Peter gewürgt.". Ich strich mir unbewusst über den Hals und nahm dann einen Schluck von dem Wasser. „Ich konnte mich durch einen Tritt in seine Eier retten und bin weggelaufen. Dabei habe ich Paul angerufen und der hat die andern informiert. Dummerweise bin ich dann gestürzt und Peter hat mich an den Haaren gegriffen. Aber bevor was passieren konnte, waren deine Kollegen da.", schloss ich meinen Bericht ab und atmete tief durch.
„Das deckt sich mir der Aussage von deinen Freunden. Beziehungsweise behaupten beide dass es deine Drogen sind und du Angst hattest dass du Ärger bekommst. Hast du die Tüte angefasst?", erklärte Michael und sah mich fragend an. „Nein, weder in der Disko noch im Park.", antwortete ich und nahm den nächsten Schluck aus dem Wasserglas. „Das ist gut. Dann können wir deine Fingerabdrücke nehmen und sie mit denen auf der Tüte vergleichen.", freute sich der Beamte und stand auf. „Das wars schon?", überrascht sah ich den glatzköpfige Mann an. „Im Grunde schon, wir nehmen nur noch deine Fingerabdrücke und machen die Fotos von deinem Hals. Dann kannst du mit Marie heim.", klärte er mich auf und ging voran.
Wenig später stand ich in einem Raum der vor Regalen zu platzen schein. Auf einem weißen Tisch in der Mitte langen eine Menge Tüten und Akten. „Charly, ich hab Kundschaft für dich.", trällerte Michael und hielt ihr die Akte hin. „Sind Sie mit Martin Fuchs verwand?", wand sich die blonde Frau an mich und legte die Akte von Michael zu den unzähligen auf den Tisch. „Wieso?", ich sah sie verwirrt an und rückte einen Schritt näher an Michael heran. „Sie haben die selbe Augenfarbe wie er.", antwortete Charly und ich fing an zu lachen. „Das höre ich öfter. Ich bin Mila Fuchs, seine Tochter.", erklärte ich ihr und ließ meinen Blick durch den Raum wandern. „Ich bin Charly, die Kriminaltechnische Assistentin hier in der Wache.", erwiderte die Frau und sah dann zu Michael. „Machst du bitte Fotos von ihrem Hals für die Akten? Und wir bräuchten ihre Fingerabdrücke.", bat er sie bevor sie fragen konnte. „Logisch.", mit einem breiten Lächeln zog eine Spiegelreflexkamera aus einer Schublade und wies auf eine weiße Wand. „Stell dich da bitte hin. Ich mach drei vielleicht auch vier Fotos von deinem Hals.", wies sie mich an und ich stellte mich nervös vor die Wand. „Darf ich?", Charly kam auf mich zu und wartete mein nicken ab, bevor sie mein Kinn in die gewünschte Postion drehte um das Hämatom gut fotografieren zu können.
„Das wars schon. Jetzt musst du nur noch deine Finger hier drauf legen.", wies die Frau mich an und wies auf ein kleines Gerät das mit ihrem Pc verbunden war. „Muss das sein?", nervös sah ich durch die Glastür wie ein paar uniformierte Beamte vorbei liefen. „Spricht denn was dagegen?", gespannt auf meine Antwort sah mich Charly an und ich zuckte mit den Schultern. „Warte.", die KTU-Mittarbeiterin schien zu merken dass was nicht stimmte und eilte aus der Glastür. Verwundert sah ich ihr nach und ließ dann meinen Blick über die Etiketten, die auf die Schranktüren geklebt waren, wandern.
„Was ist denn los, Mila?", Martin tauchte neben mir auf und sah mich besorgt an. „Sie wollte meine Fingerabdrücke.", raunte ich ihm zu und wies mit einem Kopfnicken auf das kleine Gerät. „Und?", harkte mein Vater nach und zog eine Augenbraue hoch. „Was ist wenn rauskommt was ich vor dir getan hab?", nuschelte ich und presste dann meine Lippen aufeinander. „Ach darum geht es.", entfuhr dem Hauptkommissar mit einem kleinen Lächeln. „Als ich damals deine DNA-Probe durch das System gejagt habe, habe ich auch gecheckt ob deine Beschreibung auf irgendeine Anzeige passt. Da war aber alles negativ. Und falls jetzt doch was raus kommen sollte, dann wird jeder Staatsanwalt und jeder Richter Verständnis dafür haben, dass du geklaut hast weil du Hunger hattest. Oder gibt es etwas das ich wissen sollte?", erklärte Martin und sah mich abwartend an. „Nein. Das Teuerste das ich mal mitgehen lassen habe, war ein Duschgel. Und vielleicht die Zahnbürste und die Zahnpasta.", gestand ich und sah an meinem Vater vorbei durch die halb geöffnete Glastür, vor der sich Charly gerade mit einer Polizistin unterhielt. „Siehst du, alles weniger als fünf Euro. Daher denke ich nicht, dass die Ladenbesitzer dich angezeigt haben.", beruhigte mich mein Vater und ich atmete tief durch.
„Alles geklärt?", Charly steckte ihren Kopf in den Raum und ich nickte verhalten. Da Martin wusste wie nervös ich war, bleib er im Raum bis die KTU-Mittarbeiterin meine Fingerabdrücke im System erfasst hatte. „Siehst du? Keine Übereinstimmungen.", informierte sie mich und ich fing erleichtert an zu lächeln.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt