„Ist alles gut zwischen uns?"

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„Ich bin mir aber sicher dass es die Dom-Glocken waren.", brummte Paul als er, gemeinsam mit Daniel und Stephan, wenige Meter vor mir vorbei rannte. „Sie kann aber längst über alle Berge sein. Und sie meinte doch dass du dir keine Sorgen machen musst.", wand Daniel ein und ließ seinen Blick über den Domvorplatz gleiten. „Daniel hat Recht. Am besten wir fahren wieder zu dir und warten da.", stimmt Stephan seinem Kollegen zu und folgte ihnen. Mit ein paar Schritten Abstand sah ich wie Jule und Hannah ihnen hinterher liefen, aber als Hannah mich sah griff sie Jule am Oberarm und deutete in meine Richtung.
„Mensch Mila, was machst du denn hier?", mit schnellen Schritten kamen die beiden näher und setzten sich neben mich auf die Stufen. „Wie ich Paul schon gesagt hatte, ich musste einfach nur nachdenken.", erwiderte ich und sah wie sich in gut 50 Metern die Jungs wohl gerade berieten. „Aber über was? Vielleicht können wir dir denken helfen?", harkte Hannah nach und Jule fügte ahnend „Hat das was mit Pauls komischen Freuden zutun?", hinzu. Ertappt sah ich stur geradeaus. „Paul ist sonst nicht so. Aber nachdem was er uns erzählt hat, und vor allem da wir die beiden Idioten selber kennenlernen durften, ist seine Reaktion doch zu erwarten gewesen, oder?", wollte Hannah wissen und legte mir ihre Hand um die Hüften. „Es geht ja nicht mal darum dass ich Angst vor Paul hätte oder so, ich meine er würde mir nie weh tun. Aber wäre ich nicht gewesen, hätte er sich nicht mit seinen Freunden gezofft. Und dadurch ist mir auch zum ersten Mal so richtig bewusst geworden, wie sehr sich mein Leben in den letzten Wochen verändert hat. Auf mal hab ich ein liebevolles Zuhause, einen Freund, einen Vater und vor allem einen Namen.", redete ich mir alles von der Seele und spürte direkt wie gut es mir tat. „Mila, ich weiß dass deine Mutter und ihr Mann dir immer die Schuld an allem gegeben haben, aber dem ist nicht so. An der Auseinandersetzung von Paul und Marcel hat allein Marcel schuld und sollte froh sein, dass Paul sich gut beherrschen kann.", machte mir Jule klar und legte mir ebenfalls ihren Arm um die Hüften.
Einen Augenblick beobachteten wir drei schweigend den anderen Passanten als wir Paul, Stephan und Daniel lautstark diskutieren hörten. „Ihr wollt mir wirklich sagen, dass wir nicht nur Mila sondern auch Hannah und Jule verloren haben?", rügte Paul seine Kollegen und drehte sich um seine eigene Achse. „Was können wir dafür? Rufen wir sie doch einfach an.", verteidigte sich Daniel und zog sein Handy aus der hinteren Hosentasche.
Hannah kramte in ihrer Handtasche und zog ihr Handy heraus, das in dem Moment anfing zu klingeln. Schnell nahm sie den Anruf an und aktivierte direkt den Lautsprecher. „Hannah wo seid ihr?", redete Daniel nicht um den heißen Brei und ich fing leise an zu lachen. „Also wir sind bei Mila und ihr?", antwortete Hannah trocken und sofort sahen sich die drei Oberkommissare wie Erdmännchen um, was mich laut auflachen ließ. „Hab euch.", rief Daniel, trennte die Verbindung und lief auf uns zu. Paul und Stephan direkt hinter ihm.
Während sich Stephan und Daniel neben Hannah beziehungsweise Jule setzten, hockte sich Paul vor mir hin. „Wie geht's dir?", hauchte er mir zu und legte mir seine Hände auf die Knie. „Besser.", antwortend legte ich meine Hände auf die meines Freundes. „Falls ich dir irgendwie Angst gemacht haben sollte, tut es mir leid. Aber ich konnte nicht zulassen, dass er dich weiter beleidigt. Und vor allem körperlich angeht.", versuchte Paul mir sein Handeln zu erklären, aber ich schüttelte meinen Kopf. „Ich könnte nie Angst vor dir haben.", stellte ich klar und lächelte Paul traurig an. „Wir haben gerade auch ein Frauen-Gespräch geführt, daher ist das Thema fürs erste beendet. Ich schlage vor wir fahren jetzt zu Paul, denn langsam friert mein Po ein.", lachte Jule und stand auf. Stephan, Daniel und Hannah standen ebenfalls auf und gingen die Stufen schon hinunter, Paul und ich blieben noch sitzen. „Ist alles gut zwischen uns?", besorgt sah mir Paul in die Augen und als Antwort drückte ich meine Lippen auf seine.
„Wie geht's dir? Dein Auge sieht echt mies aus.", sanft strich ich meinem Freund über das Pflaster auf seiner Stirn. „Nicht die Rede wert.", versuchte Paul mich zu belügen aber ich schüttelte lachend meinen Kopf. „Du weißt das ich mich mit Schlägen jeglicher Art und den daraus entstandenen Verletzungen und den Schmerzen auskenne, oder?", tadelte ich ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Mal so ne kleine Frage, was erzählst du Papa-Fuchs eigentlich warum du ein Veilchen und einen Cut über dem Auge hast?", Hannah saß ihm Schneidersitz neben mir und sah Paul gespannt an. „Ihn hab ich ganz vergessen. Aber ich sage ihm die Wahrheit. Erstens weil er den Bericht früher oder später eh sehen wird und zweitens weil ich sein Vertrauen nicht verlieren will.", antwortete Paul und lächelte mich verliebt an. „Ja, Papa-Martin will man nicht sauer machen. Vor allem wenn man weiß wie Polizist-Martin wütend drauf ist.", wissend nickte Stephan und nippe an seinem Bier. „Sag mal Daniel? Warst du nicht letztes im Urlaub?", wollte Jule von ihrem Kollege wissen und ich sah sie von dem abrupten Themenwechsel überrascht an. „Ja, ich war ne Woche auf Mallorca. Also zum Feiern war es ganz gut da. Auch wenn ich etliche Male am liebsten eingeschritten wäre. Keine Ahnung wie viele Leute ich beim Kiffen erwischt habe.", berichtete Daniel und ich lehnte mich an Paul, der seinen Arm um meine Hüfte legte. „Dann fahr mal an die Nordsee. Da denkste du das Frieden und Meer und was ist? Auf der einen Seite nackte Senioren die Volleyball spielen und auf der andern Seite kotzen Jugendliche in den Sand.", brummte Stephan und fuhr sich durch die Haare. Stumm lauschte ich den Urlaubserzählungen meiner Freunde und genoss Pauls zärtlichen Berührungen an meiner Hüfte.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt