„Wir sind fast da Mila, halte durch."

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Irgendwann verabschiedeten Paul und ich uns sich ins Bett und Marie und Martin bleiben noch auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzen.
„Bist du mir eigentlich noch böse?", raunte mir Paul zu, als ich mich an ihn kuschelte. „Wie kommst du darauf?", überrascht sah ich ihn an. „Du bist nach dem Spruch von Daniel, ohne mich noch mal anzusehen, einfach mit Heidi mitgegangen. Leider hab ich dann einen Einsatz bekommen und konnte nicht noch mal mit dir reden und als ich wiedergekommen bin, warst du schon weg.", erklärte mein Freund und ich rutschte im Bett höher damit unsere Gesichter auf der selben Höhe waren. „Ich war dir nie böse, eher muss ich mich noch an solche Witze gewöhnen.", beruhigte ich ihn und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. „Ich hab mich kaum getraut mit Martin her zu fahren, weil ich Angst hatte, dass du mich gleich rausschmeißt. Du bist mir wichtig Mila. Ich will dich nicht verlieren.", gestand Paul und ich konnte es, als er mich ansah, die Angst in seinen Augen sehen. „Ich will dich auch nicht verlieren, Paul.", hauchte ich und strich ihm über seine Wange. Mein Freund schloss seine Augen und atmete tief durch. Ich hauchte ihm einen weitern Kuss auf die Wange und kuschelte mich dann wieder an seine Brust.

Als ich wach wurde, sah ich geradewegs in Pauls strahlenden blau-graue Augen. Noch ehe ich was sagen konnte, drückte Paul seine Lippen auf meine. Gemeinsam blieben wir so lange im Bett liegen, bis Marie uns irgendwann zum Frühstück rief.
Nachdem Paul und mein Vater zum Dienst gefahren war und Marie sich mit ihrer Freundin in der Stadt treffen wollte, hatte ich es mir wieder auf meinem Balkon bequem gemacht. Mittlerweile war ich beim zweiten Band der Harry Potter Reihe angekommen. Gerade las ich wie Harry und Ron mit dem Auto nach Hogwarts flogen, als ich auf mal ein komisches Bauchgefühl bekam. Als ich dann auch noch Geräusche aus dem Haus hörte, zog ich die Balkontür lautlos zu und hockte mich in eine Ecke meines Balkons. Dankbar darüber dass Paul mir erklärt hatte, wie das Handy funktionierte rief ich zuerst bei Marie an und landete direkt auf der Mailbox. Da ich auch weder meinen Vater oder Paul erreichte, wählte ich die Nummer von Klaus. „Hallo Mila. Was verschafft mir die Ehre deines Anrufes?", wollte er gut gelaunt wissen und ich atmete erleichtert durch. „Ich glaube es ist jemand im Haus.", hauchte ich in das Handy und versuchte mich noch kleiner zu machen. „Was meinst du damit?", harkte der Hauptkommissar nach und ich hörte wie er aufstand. „Ich bin alleine zuhause und von unten kommen Geräusche. Ich kann weder Papa noch Paul oder Marie erreichen.", berichtete ich so leise wie möglich und drückte mich enger an die Hausmauer, „Ich glaube sie sind jetzt in meinem Zimmer.". „Wo bist du Mila?", wollte er wissen und im Hintergrund war zu hören wie er durch die Wache lief. „Auf meinem Balkon.", informierte ich ihn und traute mich nicht mehr zu atmen. „Hör mir jetzt genau zu. Mach dich klein, versteck dich und komm erst raus wenn ich da bin, verstanden? Und bleib vor allem in der Leitung.", wies er mich an und ich nickte. „Tom und Muri ab in den Streifenwagen – Einbruch bei Martin. Ben du fährst mit mir!", hörte ich ihn seinen Kollegen zurufen und dann wie er loslief.
„Ich höre wie Sachen durch die Gegen fliegen.", raunte ich ins Handy und begann langsam Panik zu bekommen. „Wir sind fast da Mila, halte durch.", versuchte Klaus mich zu beruhigen, aber als etwas gegen die Balkontür flog fing ich lautlos an zu weinen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis Klaus mich darüber informierte dass sie nun vor dem Haus waren und sich systematisch vorarbeiten würden. Durch das Telefonat war ich fast live dabei wie die Beamten durch jeden Raum des Hauses gingen und ihren Kollegen mitteilten dass er Raum sicher war. „Schaut ihr euch weiter um, ich hole Mila.", ließ Klaus seine Kollegen wissen und zog scharf die Luft ein. „Mila, bist du noch da? Ich komme jetzt auf den Balkon.", informierte er mich aber ich nicht fähig irgendwas zu antworten. Mit einem der Balkonstühle vor mir, drückte ich mich so eng an das Balkongitter heran, dass sich die Stäbe schmerzhaft in meinen Rücken bohrten.
Als sich die Balkontür öffnete, und obwohl er mich vorgewarnt hatte, kniff ich meine Augen zusammen und hob meine Arme an meinem Kopf. „Kleine, ich bins.", sprach mich der Hauptkommissar an und ich öffnete zaghaft meine Augen. „Onkel Klaus.", rief ich, sprang auf und eilte auf ihn zu. „Jetzt bist du in Sicherheit.", versprach er und nahm mich in den Arm. „Das Haus ist sauber und die Spusi auf dem Weg. Sollen wir Martin anrufen?", ein Mann tauchte neben uns auf und steckte seine Waffe zurück in die Halterung. „Mila, das ist Tom. Hinter ihm sind Muri und Ben.", stellte Klaus mir die drei Männer vor, die ihre Hand hoben als ihr Chef ihren Namen nannten. „Männer, das ist die Tochter von Martin.", stellte der Hauptkommissar auch mich vor und ich nickte den Männern zu.
An Klaus gelehnt ging ich ins Haus und riss meine Augen auf. Auf meinem Bett lag eine Babypuppe in deren Kopf ein Messer steckte. Und es schein als hätte jemand mit Farbbomben um sich geworfen, denn an den Wänden, auf dem Boden und der Balkontür waren große rote Flecken zu sehen. „Das ist nichts was man nicht mit Wasser und Seife weg bekommt.", Ben trat neben mich und lächelte mich sanft an. „Waren sie auch in den anderen Zimmern?", wollte ich heiser von den Anwesenden wissen und atmete tief durch als Muri seinen Kopf schüttelte. „Dann ist es meine Schuld.", raunte ich Klaus zu und spürte wie mir die Tränen in die Augen steigen. „Wie kommst du darauf?", überrascht sah er mich an und ich zuckte mit den Schultern. „Ich hab die beiden doch gestern angezeigt und das Standesamt hat sich sicher schon bei ihr gemeldet. Die sind bestimmt sauer.", erklärte ich und versuchte die Tränen weg zublinzeln. „Darüber reden wir gleich auf der Wache. Muri und Tom ihr wartet hier auf die Spurensicherung und ich versuche Marie zu erreichen.", entschied Klaus und schob mich aus meinem Zimmer.
Die gesamte Fahrt zur Wache schwieg ich und musste bei jeder roten Ampel gegen den Drang ankämpfen aus dem Wagen zu springen. „Das wird gleich lustig.", prophezeite Ben und ich sah zwischen ihm und Klaus hindurch und sah wie mein Vater gerade mit Robin an einem der Streifenwagen stand.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt