„Das stimmt nicht."

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„Ich hoffe das wir diese Stunde über die Bühne bringen, ohne dass jemand die Flucht ergreift.", scherzte Robert, als wir an nächsten Nachmittag zu acht im Wohnzimmer von Martin saßen. „Ha.Ha.", brummte ich und drückte das Sofakissen, dass ich auf dem Schoß hatte enger an mich. „Wir waren beim letzten mal bei den Worten von Frau Huber stehen geblieben. Die letzte die gesprochen hat, war Frau Fuchs. Wenn ich mich richtig erinnere wären nun Sie dran, Paul.", fasste der Therapeut die letzte Gruppentherapiestunde zusammen und sah meinen Freund abwartend an.

„Mich suchen ihre Worte jede Nacht heim. Das Mila ihr schlimmster Fehler wäre. Mila mich unter Drogen gesetzt haben müsse damit ich sie liebe. Das ich ja so hübsche Kolleginnen hätte mich aber trotzdem unsterblich in Mila verliebt hatte.", fing Paul an und ich hatte direkt die Bilder vor Augen. „Als Mila dann wieder sich gewählt hat, dachte ich ich... ich dachte ich dreh durch.", stöhnte mein Freund und fuhr sich durch die Haare. Da mich der Blick meines Therapeuten streifte schüttelte ich gleich meinen Kopf. Die anderen sahen ihren Kollegen so verständnisvoll an als hätten sie in der letzten Sitzung das selbe gesagt.
Paul räusperte sich und sah den Therapeuten an: „Als Frau Maurer dann meinte das Mila mir einen Gefallen tun würde, wenn sie mich auswählen würde da ich so nicht auf ihre... auf ihre...", Pauls Stimme versagte und mir stiegen die Tränen in die Augen. „Auch wenn du nichts sagen willst, würde ich dennoch wissen was gerade in deinem Kopf vorgeht, Mila.", wand sich der Therapeut an mich und ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter.
„Es tut weh. Viel mehr als die Jahre bei den Maurers.", gestand ich leise und krallte mich an dem Sofakissen fest. „Das wollte ich nicht.", entschuldigte sich Paul und hielt mir seine Hand hin. „Du kannst nichts dafür. Es sind meine Gefühle.", versicherte ich ihm und blinzelte die Tränen in meinen Augen weg. „Aber ich hab dich da wieder dran erinnert.", brummte mein Freund und legte seine Hand zwischen uns beiden ab.
„Olga hat mir die Schuld an der ganzen Sache gegeben. Das ich Schuld an Milas Tod wäre.", ergriff mein Vater das Wort und vermied es mich anzusehen. „Ich hab in den letzten Tagen viel über Olgas Worte nachgedacht. Und im Grunde hat sie Recht. Wäre ich damals in die Firma ihres Vaters eingestiegen, hätte das Mila all die Misshandlungen erspart. Aber wer weiß was dann passiert wäre.", gab sich mein Vater selber die Schuld und ich hätte ihn zu gerne in den Arm genommen. „Als meine Ex dann gestanden hat dass sie die Schüsse auf unsere Tochter in Auftrag gegeben hat und dann auch noch so abfällig über Mila geredet hat hätte ich Olga am liebsten mit meinen bloßen Händen umgebracht.", offenbarte mein Vater und ließ seinen Kiefer knacken.
„Das stimmt nicht.", entfuhr es mir als ich die Tränen von meinen Wangen wischte. „Was stimmt nicht?", harkte Robert direkt nach und erst da wurde mir bewusst dass ich das laut ausgesprochen hatte. „Das ich die Tochter von Olga und Martin bin. Immerhin wollte sie nicht in meiner Geburtsurkunde stehen. Und wie ich schon im Keller sagte, ist eher Marie meine Mutter als Olga.", erklärte ich und sah zu meiner Stiefmutter die mich breit anstrahlte. „Frau Fuchs, was machen Milas Worte mit Ihnen?", gab Robert das Wort an Marie weiter.
„Wie ich das letzte Mal schon sagte, bin ich froh das Mila das so sieht. Ich kenne sie, wie alle hier, seid fünf Monaten, aber ich hab sie schon früh in mein Herz geschlossen. Sie ist wie meine eigene Tochter. Es ist als wäre sie das Puzzleteile das Martin und mir noch in unserem Glück gefehlt hat.", antwortete Marie und ich fing an zu lachen. „Lachst du Marie gerade aus?", geschockt sah mich Stephan an aber ich schüttelte meinen Kopf. „Ich finde es nur genial weil Papa das selbe gesagt hat, damals Minuten bevor ich aus dem Hotel entführt wurde. Das ich das Puzzleteile wäre das ihm und Marie gefehlt habe.", erklärte ich meine Reaktion und sah unsicher zu Marie und Martin die sich verliebt anlächelten.
„Aber du bringst nicht nur in Füchschens Leben etwas.", riss mich Klaus aus meinen Beobachtungen. „Was meinst du?", harkte ich neugierig nach. „Naja, vor dir bestand mein Leben aus Arbeit und die Zeit daheim mit Simone. Und auch da hatte sich ein gewisser Ablauf eingeschlichen. Aber seid dem du da bist unternehmen Simone und ich wieder mehr. Sie horcht mich sogar manchmal nach Feierabend aus wie es dir geht oder ob es schon neue Hinweise gibt. Man könnte denken sie will Marie Konkurrenz machen um den Posten als deine Mutter.", zählte Klaus auf und ich lief rot an. „Wundert mich nicht, wäre doch ein Ding wenn Mila nur Martin, Marie und mich um ihre Finger gewickelt hätte.", scherzte Paul und ich presste meine Lippen aufeinander um ihm nicht zu widersprechen. Denn tief in meinem Inneren ahnte ich das mein Freund gerade log. Scheinbar merkte man mir meine Gefühle an, sodass Robert das Gespräch auf ein anderes Thema lenkte.
„Wir haben ja nun über die Worte ihrer Entführerin gesprochen. Jetzt stellen Sie sich mal vor, sie würde vor Ihnen sitzen und nur Sie und Frau Maurer wäre im Raum. Was würden Sie tun oder sagen? Herr Wiebel, ich würde Sie bitten jetzt ihre polizeilichen beziehungsweiße Vorgesetzten Ohren zuzuhalten, denn es geht hier nur um die Gefühle von Ihnen und die der anderen. Wenn es jemanden unter den Beamten gibt, der sich im Konflikt mit dem Paragrafen 138 im Strafgesetzbuch sieht, geht die Person jetzt bitte in die Küche und trinke einen Kaffee.", bat Robert und sah abwartend in die Runde. Als niemand aufstand lächelte er zufrieden.
„Also sollen wir so tun als wären wir in einer diesen schlechten amerikanischen Polizeiserien wo der Cop allein mit dem Täter in einem Raum hockt und der Cop tun und machen darf was er will?", fasste Hannah die Idee des Therapeuten noch mal zusammen und biss sich auf die Unterlippe als Robert nickte.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt