„Du verheimlichst mir doch was."

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„Das würde Paul nie tun. Das weißt du hoffentlich, oder?", er sah mir tief in die Augen und ich nickte verhalten. „Was würde ich nicht tun?", Paul kam auf uns zu. „Das.", nun war es an Stephan knapp zu antworten und er hielt seinem besten Freund sein Handy ins Gesicht. Stirnrunzelnd nahm Paul ihm das Handy ab, entsperrte es und lass sich die fünf Nachrichten durch und mit jeder verstrichenen Sekunde weiteten sich seine Augen mehr. „Ich kenne die Nummer nicht.", beteuerte er direkt und ein großer Teil von mir wollte ihm glauben. Aber der Rest hatte noch immer Angst dass er log um gut da zu stehen. „Zeig mir mal das Bild.", bat Stephan und sah von der Seite auf das Handydisplay. „Das Foto muss vor zwei Jahren entstanden sein, da hattest du doch die Auseinandersetzung mit dem Dealer gehabt. Daher das Veilchen und die Schnittverletzung an deinem rechten Oberarm.", erklärte Stephan und Paul überlegte einen Augenblick. „Du hast Recht. Das heißt es müsste Verena sein.", brummte mein Freund und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. „Stell auf Laut.", entfuhr es Stephan als würde er wissen was sein Kollege vor hatte.
Verwirrt sah ich zwischen den beiden Männern hin und her, als Paul auf dem Handy herum tippte und ich es tuten hörte.
„Hallo Paul. Ich wusste doch dass du noch immer scharf auf mich bist.", flötete eine weibliche Stimme und ich machte geschockt einen Schritt zurück. „Das ist lange vorbei Verena. Was willst du von mir?", Pauls Stimme war emotionslos, dafür tobte in mir ein wahrer Sturm. „Was ich von dir will? Du wolltest doch wieder mit mir schlafen. Ist dein Blut schon wieder in deinem Schritt dass du das vergessen hast?", das Lachen von Verena klang schrill und aufgesetzt. „Glaub mir, ich bin völlig klar bei Verstand. Daher weiß ich auch dass ich bestimmt nicht mit dir schlafen will.", stellte Paul klar und sah mir dabei tief in die Augen. „Bist du dir da sicher? Ich meine das letzte mal hast du dich auch nicht beschwert.", wand die Ex von Paul ein und lachte kurz auf. „Verdammt noch mal Verena.", fuhr Paul sie an und ich zuckte zusammen, was zur Folge hatte das Stephan sich stützend an meine Seite stellte.
„Na gut. Mir hat jemand geschrieben, dass du ihm gesagt hast dass ich mich bei dir melden soll. Weil du dich nicht traust und nicht willst das deine Kollegen was davon mitbekommen. Wenn du willst kann ich dir die Chats schicken.", bot die Frau an und mein Freund willigte direkt ein. „Aber kommst du jetzt vorbei? Ich wäre gerade richtig...", versuchte Verena ihn zu überzeugen, aber Paul fiel ihr direkt ins Wort. „Vergiss es Verena. Ich werde nie wieder was mit dir anfangen, denn ich habe eine Freundin und ich liebe sie.", gestand er ihr und sah mir wieder tief in die Augen. „Dann wünsche ich dir viel Glück mit ihr. Die Chats schicke ich dir trotzdem.", verabschiedete sich Verena und legte auf.
„Er hat ihr nie gesagt, dass er sie liebt. Obwohl die beiden zwei Jahre lang zusammen waren.", antwortete Stephan auf die Frage die mir auf der Zunge lag. Überrascht sah ich meinen Freund an der verlegen nickte. „Aber ich liebe dich. Und das obwohl ich dich nur vier Monate kenne.", mit einem strahlenden Lächeln steckte Paul sein Handy in die Hosentasche um kam auf mich zu. „Nur vier Monate? Kommt mir vor wie vier Jahre.", entfuhr es Stephan der mir einen kleinen Schubs gab und ich so meinem Freund in die Arme fiel. „Ich schaff das schon selber, Kollege. Aber vielleicht brauchst du ja ein bisschen Starthilfe.", scherzte Paul ehe er mich so sehr an sich presste dass ich keine Luft mehr bekam.
„Das erinnert mich an was.", murmelte Stephan, als Paul und ich uns lösten, und tippte mit seinem fuß unruhig auf den Boden herum „Willst du auch kuscheln? Oder einen Kuss?", wollte ich, unschuldig mit den Wimpern klimpernd, von ihm wissen, was meinen Freund dazu brachte sich halb vor mich zu schieben. „Nein, das überlasse ich Richter. Ich will eher die Liste haben.", erwiderte mein bester Freund und runzelte die Stirn als ich meinen Kopf schüttelte. „Sie hat Recht. Wenn einer die Liste bekommt, dann ich. Du gehst bestimmt nicht für dein eigenes Geschenk einkaufen.", erklärte Paul und ich nickte zustimmend.

Ein paar Stunden später saß ich mit Hannah auf dem Sofa und Robin war im zweiten Schlafzimmer da er ungestört telefonieren wollte und keine Lust auf 'Weiber-Talk' hatte, wie er es nannte. Paul und Stephan waren gefahren und wieder auf der Wache. „Gehts dir denn gut? Ich soll dir eine gute Besserung von Robert ausrichten. Und dir sagen dass du dich gerne jederzeit bei ihm melden kannst.", raunte sie mir leise zu, damit ihr Kollege auch wirklich nichts mitbekam. „Es geht mir gut. Aber vielleicht sollte ich ihn wirklich mal anrufen, das letzte Gespräch ist ja schon gefühlte Ewigkeiten her.", antwortend zog ich mir eins der Sofakissen auf den Schoß.
„Du verheimlichst mir doch was.", entfuhr es ihr, als sie mich einige Sekunden lang kritisch beobachtet hatte. Ertappt presste ich meine Lippen aufeinander. „Sturm! Mach die Tür zu!", brüllte meine beste Freundin in Richtung des zweiten Schlafzimmers, dessen Tür mir einem lauten Knall zufiel.
„Also?", auffordert sah mich die blonde Beamtin an und nahm sich ihre Teetasse vom Couchtisch. „Ich weiß nicht was du meinst.", nuschelte ich und drückte das Kissen gegen die Brust. „Mila. Du bist meine Freundin und ich Polizeibeamtin. Ich weiß wann man mich anlügt.", lachte Hannah und nippte danach an ihrem Tee. „Ich weiß nicht wie ich das erklären soll. Vor allem weil ich selber nicht weiß was das war und ob ich das nicht eher mit einem Arzt besprechen sollte.", gab ich zu und sah immer wieder auf die Tür hinter der ich Robins gedämpfte Stimme hören konnte. „Jetzt machst du mich neugierig.", Hannah setzte sich kerzengerade hin und umklammerte ihre Tasse mit beiden Händen.

„Versprichst du mir, mich nicht auszulachen?", ging ich auf Nummer sicher und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter als meine beste Freundin nickte.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt