„Das ist nichts wildes."

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Wisst ihr was mir aufgefallen ist? In der "Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. " Geschichte hat Paul Daria im Kapitel 98 einen Antrag gemacht. Und Mila steht vor ihrem ersten echten Drama.
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„Also, ich dachte wenn ich das allein mache, macht es nur halb so viel spaß, wie wenn das eine Gemeinschaftsaktion wird.", begann ich zu erklären, nachdem ich mithilfe von Paul alles auf den großen Tisch um Wohnzimmer verteilt hatte. „Das heißt?", harkte Hannah nach und sah mit einer hochgezogenen Augenbraue auf die Sachen vor sich. „Dass ich euch zeige wie ihr selber Sushi machen könnt, denn so schwer ist es nicht.", erklärte ich weiter und hielt allen einen Gefrierbeutel hin in der eine Bambusmatte steckte. „Deswegen die sechs Matten.", entfuhr es Paul und ich nickte. „Wie gesagt, es ist nicht so schwer, seid ihr dabei?", ich sah in die Runde und alle Beamten nickten.

Langsam machte ich jeden Schritt vor und stellte fest dass es richtig Spaß machte ihnen was beizubringen. Innerhalb kürzester Zeit saßen die Handgriffe bei den anderen sodass ich mich um die Sashims und die aufwendigeren Rolls kümmern konnte. Gute zwei Stunden später waren alle Zutaten verwendet, die Nachspeise im Kühlschrank und die einzelnen Sushi Varianten ansehnlich auf diverse Teller verteilt. Da ich gemerkt hatte, dass wir genug Sushi hatten, entschied ich mich gegen die Salate die ich eigentlich als Vorspeise geplant hatte.
„Du hattest Recht, Trouble. Das ist wirklich einfacher als gedacht.", Stephan trat neben mich, als ich gerade in der Küche stand und eine Kleinigkeit für Paul kochte, da ich wusste das er kein Sushi mochte. „Du solltest öfter auf mich hören.", ich lächelte ihn an und goss dann die Nudeln ab. „Ich dachte wir essen alle Sushi, wozu die Nudeln und die", er sah rasch in den Topf der neben dem Herd stand, „und die Bolognese Soße ?". „Naja, ich weiß dass Paul kein Sushi mag. Und da hab ich aus dem was ich in den Schränken gefunden habe, was für ihn gekocht. Hatte ja eh Zeit die ich vertrödeln musste bis die Spülmaschine fertig ist.", erklärte ich und richtete einen Teller für meinen Freund an. „Du liebst ihn wirklich.", kopfschüttelnd beobachtete mich Stephan und ich hielt in der Bewegung inne um ihn überrascht anzusehen. „Hast du daran gezweifelt?", harkte ich nach und griff blind nach dem Besteck, um meine Hand mit einem schmerzverzerrten Gesicht wieder wegzuziehen.
„Was ist los?", wollte Stephan direkt wissen und wollte auch nach meiner Hand greifen, aber ich wich einen Schritt zurück. „Alles gut.", log ich total offensichtlich und ballte meine Hand um das was geschehen war möglichst lange geheim zu halten. „Trouble. Ich sehe das Blut auf dem Messer. Zeig mir deine Hand.", bat er mit Nachdruck und hielt mir seine flache Hand hin. „Das ist nichts wildes.", versuchte ich die Sache klein zu reden und legte meine, noch immer geballte, Hand in seine. „Davon würde ich mich gerne selber überzeugen.", mit einem ernsten Gesichtsausdruck öffnete er meine Faust und drückte direkt ein Küchenhandtuch auf die stark blutende Wunde. „Bitte sag Paul nichts.", flehte ich ihn an, ich sah es aber seinem Blick an dass es vergebens war. „Komm schon Trouble. Er wird dir nicht böse sein und spätestens gleich beim Essen würde er es eh sehen.", sprach Stephan beruhigend auf mich ein, also nickte ich und folgte ihm in das Wohnzimmer.

„Da seid ihr beiden ja.", Jule entdeckte uns zuerst und brachte auch Daniel, Hannah und Paul dazu sich zu uns umzudrehen. Mit gesenkten Kopf trat ich hinter meinem besten Freund hervor und sah die Beamten eingeschüchtert an. Es dauerte keine zwei Sekunden bis ihnen das Küchentuch in meiner Hand auffiel das sich langsam rot färbte. „Was ist passiert?", sofort eilte Paul auf mich zu und zog meine verletzte Hand an sich. „Es ist meine Schuld.", gab ich nuschelnd zu und sah auf den Teppichboden zwischen unseren Füßen. „Sie hat für dich was extra gekocht, weil du kein Sushi magst. Dabei hat sie, als sie nach dem Besteck greifen wollte, direkt in ein Messer gegriffen.", erklärte Stephan an meiner Stelle.
„Komm, wir verarzten dich.", mit sanften Druck schob mich Paul zu einem der Sofas an dem Hannah schon mit dem Erste-Hilfe-Kasten auf uns wartete. Immer wenn ich zu einer Entschuldigung ansetzen wollte brachte mich Paul mit einem Kuss zum schweigen. „Paul hat Recht. Das war weder deine Schuld noch deine Absicht. Und so schlimm wie es aussah war es nicht.", beruhigte mich Hannah und zog sich die Einweg Handschuhe aus. Als würde er meine Gedanken lesen schüttelte mein Freund seinen Kopf: „Wir müssen ihm Bescheid sagen.".

Um es schnell hinter mich zu bringen hielt ich Paul meine Hand hin. „Sollen wir dich allein lassen?", wollte Daniel wissen und stand bereits auf. „Nein. Sonst sag ich ihm nichts.", prophezeite ich und drückte das kleine Kamerasymbol das neben dem Namen von meinem Vater war. Es dauerte keine drei Sekunden bis er das Videotelefonat annahm.
„Ist was passiert?", keuchte er völlig außer Atem. „Nein.", antwortete ich wie aus der Pistole geschossen und spürte wie Paul meinen Oberschenkel drückte. „Ich meine ja.", korrigierte ich mich und hob meine verletzte linke Hand in die Kamera. „Richter. Erklärung. Jetzt!", forderte mein Vater und schien fast zu platzen. „Er hat damit gar nichts zu tun. Ich hab mich beim Kochen mit einem Messer geschnitten. Beziehungsweise hab ich in eines gegriffen. Bitte gib ihm nicht die Schuld. Sie passen alle super auf mich auf.", verteidigte ich meinen Freund direkt und konnte beobachten wie Martin tief durchatmete und mich dann anlächelte. „Soll ich später einen Arzt mitbringen?", harkte er nach und ich sah zu Hannah die neben mir saß. „Die Wunde ist nicht tief, Fuchs. Ich hab sie verbunden, da mein erste-Hilfe-Kurs ja nur ein paar Wochen her ist.", erklärte meine beste Freundin und Martin nickte. „Alles klar. Dann komme ich später früher... und bringe Plastikgeschirr mit.", lachte er und schaffte es damit dass all meine Panik von mir abfiel. „Ich würde mich mehr über eine heiße Schokolade freuen.", gestand ich und Martin fing an zu strahlen. „Geht klar.", versprach mein Vater und entdeckte wohl den gedeckten Tisch hinter mir. „Dann esst mal in Ruhe, und lasst mir ja Platz für den Nachtisch, Marie ist nämlich mit der Küche verwachsen.", scherzte Martin und im Hintergrund war ein Mixer zu hören. „Dann bis später, Papa-Fuchs.", verabschiedete sich Stephan und tippte auf den roten Hörer auf dem Bildschirm.
„Ich weiß ich darf mir dafür später was anhören, aber ich will jetzt mein Sushi.", brummte der Oberkommissar noch ehe einer seiner Kollegen was sagen konnte und ging mit schnellen Schritten zum Esstisch. Während die anderen Platz nahmen ging ich in die Küche und holte den Teller für Paul.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt