„Mach das noch mal."

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Mein Vater legte seine Hand auf dem Tisch vor mir ab und Marie stand von ihrem Platz auf um sich auf den Stuhl neben mir zu setzten. „Mit großer Sicherheit haben Sie alle von den Unterstellungen gehört die meine Stieftochter über mich verbreitet. Ich schwöre ihnen, liebe Wählerinnen und Wähler, die Unterstellungen sind alle erstunken und erlogen. Die Tochter meiner geliebten Ehefrau ist psychisch labil und befand sich ihr ganzes Leben in einer Klinik. Dort wurde sie vor einem halben Jahr als gesund entlassen und wir haben sie mit offenen Armen in unserem Zuhause aufgenommen. Nur scheint das ein Trugschluss gewesen sein, denn Mila hat uns das Leben zur Hölle gemacht. Hat meine Tochter Franziska regelmäßig verprügelt und sie sogar einmal fast umgebracht. Nach diesem Vorfall ist sie verschwunden und hat jetzt wohl ihrem Erzeuger das Märchen erzählt das ich der Böse bin. Auch die neusten Unterstellungen dass ich sie entführt und zur Prostitution gezwungen haben soll sind gelogen. Ich habe Mila seit Mitte Mai nicht mehr gesehen.
Ich hoffe dass Sie, lieber Wählerinnen und Wähler, weiter hinter mir stehen und mich als ihren Bürgermeister wählen, wenn sich diese ganze Sache aufgeklärt hat. Machen Sie es gut und bleiben Sie gesund. Ihr Hubert Maurer.", das Video stoppte und eine Totenstille machte sich im Raum breit.

„Dieser verdammter Mistkerl.", fluchte Paul und schlug mit seiner Faust auf den Tisch vor sich. In der Annahme das ich in Panik verfallen würde, wanderten die Hände meiner Eltern auf meine Schultern. Aber ich starrte noch immer emotionslos auf die Leinwand auf der man meinen Peiniger sehen konnte. „Mila? Bist du bei uns?", besorgt beugte sich Hannah in meine Richtung. Aber auch auf ihre Frage reagierte ich nicht, erst als Klaus den Beamer in den Standby Modus versetzte und Hubert Bild somit verschwand nahm ich meine Umgebung wahr. „Soll ich Robert anrufen?", raunte mir Martin ins Ohr und ich schüttelte meinen Kopf. „Ich will nach Hause. Ins Bett.", entschied ich, stand auf und ging zur Tür des Konferenzraumes.
„Bist du sicher?", Paul war ebenfalls aufgestanden und kam mir hinterher. „Nein.", entfuhr es mir, bevor ich mich auf der Stelle umdrehte und in die Arme meines Freundes flüchtete. Ohne eine Sekunde zu zögern ließ sich Paul auf den Boden sinken und zog mich auf seinen Schoß. Als ich zu zittern begann zog er sich seine Anzugsjacke aus und legte sie mir um.

Während die anderen diskutierten ob die Kasachische Regierung Hubert nicht ausliefern muss, bat mich mein Freund nur auf seinen Herzschlag zu hören um mich zu beruhigen. „Tief ein", Paul zog durch die Nase tief Luft ein und atmete durch den Mund wieder aus, „Und wieder aus.". Das wiederholte er ein paar Mal und es gelang mir immer leichter seinen Anweisungen zu folgen. „Kannst du aufstehen?", erkundigte sich mein Freund und ich schüttelte müde meinen Kopf. „Dann bringe ich dich in unseren Pausenraum. Dort steht ein Sofa auf dem du dich ausruhen kannst.", entschied der Oberkommissar und schob mich von seinem Schoß. Noch ehe ich mich beschweren konnte, hockte sich Paul hin und hob mich hoch. „Wir sind unten.", rief er über seine Schulter und ging mit mir auf dem Arm aus dem Konferenzraum. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und versuchte das Gefühl von Sicherheit und Zuneigung zu genießen.
„Hallo ihr beiden.", hörte ich Daniels Stimme und vergrub beschämt mein Gesicht in Pauls Halsbeuge. „Kannst du eben die Tür aufmachen?", bat Paul seinen Kollegen drückte mich enger an sich. „Schön euch wieder so vertraut zu sehen.", raunte Daniel uns zu, als er neben uns her lief.

In Pausenraum angekommen setzte sich Paul hin und setzte mich auf seinem Schoß ab. „Soll wir diesen... Robert anrufen?", da ich die Sorge in der Stimme von Daniel hörte versuchte ich mich von Paul zu lösen, er aber hielt mich fest. „Wäre es egoistisch, wenn ich dich weiter auf meinem Schoß haben will?", hauchte er kaum hörbar und ich kuschelte mich lächelnd an ihn. „Das nehme ich mal als nein. Ich bin oben und sag den anderen wo ihr seid.", erklärte Daniel und kurz darauf war zu hören wie eine Tür ins Schloss fiel. „Wenn es dir zu viel wird, sag mir bitte beschied. Ich will nicht dass du dich gezwungen siehst auf meinem Schoß zu sitzen, nur weil du mir was gutes tun willst.", bat Paul aber ich schüttelte meinen Kopf. „Die Panik ist erträglich. Gerade überwiegt die Sicherheit und Liebe.", gestand ich und streckte meinen Kopf um meinem Freund einen Kuss auf die Wange zu geben. „Okay.", antwortete Paul heißer und schluckte schwer, während ich mich wieder an seine Brust kuschelte und meine Augen schloss. „Danke.", die Stimme des Oberkommissars war kaum zu hören, aber dafür war das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren zu hören, als ich Pauls Lippen an meiner Stirn spürte.

„Bist du sicher, dass wir nicht Robert anrufen sollten?", drang die Stimme meines Vaters ein paar Minuten später durch die geschlossene Tür. „Ich hab sie selber gefragt, außerdem ist Paul bei ihr. Der würde nicht zulassen dass ihr was passiert.", erklärte Daniel und ich öffnete meine Augen. „Da kann sich Klattmann aber sicher sein. Sollte jemand dir noch ein Haar krümmen wollen, müssen sie durch gut 50 Mann durch. Und zum Schluss durch Stephan, Jule, Hannah, Daniel, Klaus, Marie, Martin und vor allem mich.", bekräftigte Paul die Aussage seines Freundes. „50 Mann?", wiederholte ich überrascht und setzte mich auf. „Natürlich. Die gesamte Wache ist auf deiner Seite.", erklärte der Oberkommissar und strich mir sanft über den Oberschenkel. Mein Blick schnellte zu seiner Hand die Paul, als ihm bewusst wurde was er tat, schnell wieder weg zog. Noch ehe er was sagen konnte hielt ich den Atem an und bat ihn heißer: „Mach das noch mal.". Wenn auch wiederwillig legte er seine Hand leicht auf meinem Knie ab. Wieder fluteten die Bilder mein Gehirn und ich spürte die Hände der fremden Männer auf mir. Aber da war auch was anders. Es tauchten auch die Bilder von meiner und Pauls Vergangenheit auf. Wie wir gemeinsam in der Schaukel lagen oder in meinem Bett. Oder wie er mich an Stephans Geburtstag auf seinen Schoß hob damit Daniel ebenfalls auf der Bank Platz hatte.
Da ich seinen Blick auf mir spürte nickte ich, ohne meinen Blick von seiner Hand zu nehmen. Als würde er ahnen was ich von ihm wollte schob er seine Hand bis zur Mitte meines Oberschenkel hob. Meine Atmung wurde schneller und ich war kurz davor meine Fassung zu verlieren, aber ich zwang mich selber weiter zu machen. „...hören?", es drang nur ein Teil von Pauls Frage zu mir aber ich verstand ihn. Stumm schüttelte ich meinen Kopf und beobachtete wie die Hand auf meinem Oberschenkel langsam immer höher fuhr. Kurz bevor er meine Leiste erreichte übernahm mein Fluchtinstinkt das Ruder und ich rutschte von Pauls Schoß. „War es doch zu viel?", besorgt sah er mich an und hielt mir seine Hand hin. „Gut.", stammelnd starrte ich auf seine Hand und rutschte weiter auf dem Sofa von ihm weg. „Ich hätte es nicht tun sollen. Es war doch zu früh.", voller Schuldgefühle sah mich mein Freund an und ich riss meinen Blick von seiner Hand los um ihn seine Augen zu sehen. Und auf mal hatte ich das Gefühl als würde die Welt um mich verschwinden und es gäbe nur Paul und mich. Keine Panik, keine Angst. Nur ihn und mich.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt