„Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich sagen soll."

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„Das ist alles meine Schuld. Ich hab meiner Familie erzählt dass ich heute mit dir in deinen Geburtstag feiere und meine kleine Schwester ist ein totaler Fan von dir. Sie hat mich auf Knien angefleht dass ich ihr ein Autogram besorge.", gestand Nesrin und ich sah sie verwirrt an. „Sie will ein Autogram von mir?", wiederholte ich und schüttelte ungläubig meinen Kopf. „Ja, für sie bist du eine Superheldin.", antwortete die Beamtin und sah mich verlegen an.
„Wir haben Nesrin gesagt, dass sie das heute nicht ansprechen soll, eben weil wir wollten dass du deinen Geburtstag in Ruhe und Frieden feiern kannst.", fügte Jule hinzu und warf einen kurzen Blick hinter mich. Noch ehe sich die Arme um meinen Körper legten, roch ich ihn. Sein Duft war eine Mischung aus Deo, Aftershave und ganz viel Paul.
„Alles gut hier Ladies?", er legte sein Kinn auf meinem Kopf ab und zog mich mit seinen Armen an sich heran. „Hast du angst, das wir dir deine Freundin klauen?", neckte Hannah ihren Kollegen als wäre nichts gewesen. „Ich hab eher vermisst sie festzuhalten.", lachte mein Freund und drückte mich noch enger an sich.

In den nächsten Stunden saß ich auf dem Sofa und lernte Ben und Marc besser kennen als die Musik auf einmal ausstellt wurde. In der Annahme dass es sich um einen Stromausfall handelte, da auch zeitgleich das Licht ausging, stand ich auf um zum Sicherungskasten zu gehen. Ich kam aber zwei Schritte weit bis ich meinen Vater, Marie und Paul im das Wohnzimmer kommen sah. Mein Vater hielt einen Kuchen in der Hand auf dem eine Menge Kerzen brannten.
Wie aufs Stichwort stimmte jemand 'Happy Birthday' an in dass direkt alle anderen mit einstiegen. Verlegen sah ich mich um und sah in die strahlenden Gesichter meiner Freunde. Mit dem letzten Ton stand Martin vor mir und hielt mir den Kuchen hin.
„Puste die Kerzen aus und wünsch dir was.", raunte mir Marie zu als ich mich nicht rührte. „Ich?", mit großen Augen sah ich meine Stiefmutter an die kurz auflachte. „Natürlich. Das ist dein Geburtstagskuchen.", erwiderte sie und ich sah wieder auf den Kuchen. Als ich tief Luft holte fiel mir nur ein Wunsch ein, und zwar dass alles gut werden würde und ich mein Leben in Glück und Sicherheit genießen konnte. Mit zusammengekniffenen Augen pustete ich die Kerzen aus und um mich herum ertönte Applaus.
„Alles gute zum Geburtstag.", mein Vater drückte Klaus den Kuchen in die Hand und mich an sich. „Danke.", unbeholfen ließ ich mich von allen drücken und wusste weder wie ich mich verhalten sollte, noch was ich sagen sollte. „Wie fühlt es sich an, wenn die eigene Tochter dreizig ist?", Heidi tauchte neben mir und meinem Vater auf und stieß ihm in die Seite. Martin verzog das Gesicht was seine Kollegin zum lachen brachte.
„Also Mila. Obwohl Stöpsel und Martin meinten, dass du kein Geschenk willst, haben wir uns was überlegt.", Michael kam ebenfalls auf uns zu und hielt einen Briefumschlag in der Hand. Unsicher nahm ich ihm den Umschlag ab und warf meinem Vater einen fragenden Blick zu. „Schau rein.", raunte er mir zu und wollte mir die Krücken abnehmen, ich humpelte aber einem der Sessel und setzet mich. Als ich mich noch immer nicht traute setzte sich Martin auf die Sessellehne und strich mir über den Rücken. „Wir haben da nichts schlimmes rein getan.", versicherte mir Michael und ließ sich auf das Sofa fallen. „Es ist nur komisch...", begann ich und verstummte als ich die Blicke der anderen Gäste auf mir spürte. „Nur Mut.", Paul setzte sich auf die andere Sessellehne und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß, ich hab von euch schon das Handy bekommen. Und die Kette. Ihr habt mein Zimmer eingerichtet und seid da wenn ich euch brauche. Aber ich bin es noch immer nicht gewöhnt, dass jemand so was nettes für mich macht. Das mir jemand Geschenke macht.", gestand ich und sah dabei auf den Briefumschlag in meinen Händen. „Dann gewöhnst du dich da am besten ganz schnell daran, Kleine. Denn wir werden dir jetzt immer was schenken, sei es zum Geburtstag, zu Weihnachten oder weil wir einfach Lust dazu haben.", lachte Heidi und nippte an ihrem Bier. „Heidi hat Recht. Du bist, als Tochter von Martin, nun Teil unserer kleinen Familie.", stellte Chris klar und setzte sich neben Michael auf das Sofa.
Mit zittrigen Händen öffnete ich die Lasche des Umschlages und zog Menge Zettel heraus. „Was ist es denn?", neugierig beugte sich Marie vor als ich mir die Zettel genauer ansah. „Gutscheine?", stirnrunzelnd sah ich zu Michael der direkt nickte. „Jeder der wollte hat einen Gutschein für dich besorgt. Manche sind zum Shoppen, andere für Kurse und ich glaube es sind auch ein oder zwei Reisegutscheine dabei.", erklärte der Hauptkommissar und wies mit einer ausladenden Handbewegung auf seine Kolleginnen und Kollegen.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich sagen soll.", murmelte ich als ich die Zettel in meiner Hand durchblätterte. „Du musst gar nichts sagen.", brummte Chris und klaute sich einen Muffin von Jules Teller, die sich neben ihn gesetzt hatte. Als diese sich lauthals beschwerte und so alle Aufmerksamkeit auf sich zog, sah ich zuerst zu Paul und dann zu meinem Vater, die mich beide sanft anlächelten.
„Dann lasst uns jetzt mal richtig feiern, dass meine Tochter die dreißig geknackt hat!", rief Marie und stellte die Musik wieder laut.
Während die anderen zu tanzen anfingen und sich weiter über das Buffet hermachten, sah ich mir die Gutscheine genauer an. Michael hatte recht, ich zählte drei Gutscheine für verschiedene Buchhändler, sieben für Drogerien oder Bastelläden, drei für Städtereisen innerhalb Deutschlands und sogar einen Kurs an einer Volkshochschule und einen für die Anmeldung in einem Fitnessstudio. „Mila! Komm und schneide den Kuchen an, oder ich und Daniel essen den allein!", rief Robin mir zu und ich steckte schnell die Umschläge zurück in den Umschlag um zum Tisch zu humpeln.
Mit geübten Handgriffen schnitt ich den Kuchen in gleichmäßige Stücke und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, was Pauls Hände, die er mir auf die Hüften gelegt hatte um mich zu stützen damit ich ohne die Krücken stehen konnte, in meinem Körper anrichteten.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt