„Ich war noch nie so froh euch zu sehen."

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„Hey Mädels.", Martin kam hinter uns her in das Wohnzimmer und hielt zwei Teller in der Hand. Gleichzeitig schossen die Köpfe von Marie und mir in seine Richtung. „Friedensangebot?", mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen hielt er uns die Teller hin auf denen er das Mittagessen liebevoll angerichtet hatte. Marie und ich sahen uns einen Augenblick an und griffen dann nach jeweils einem der Teller in Martins Hand.
Mit einem erleichterten Seufzend ließ sich der Hauptkommissar zwischen uns fallen und nun trauten sich auch Paul und Klaus aus der Küche hinaus. „Ist es hier sicher?", konnte sich Paul einen kleinen Scherz nicht verkneifen und hielt Martin einen Teller hin und setzte sich dann mit einem eigenen auf den einen Sessel, Klaus machte es sich auf dem anderen bequem. „Es war hier immer sicher.", ließ ich ihn wissen und stopfte mir eine Kartoffel in den Mund. „Das beruhigt mich.", nuschelte mein Vater mit vollem Mund und ich lächelte ihn an.
Nachdem ich alles von meinem Teller aufgegessen hatte, stellte ich ihn auf dem Couchtisch ab um mich an Martin zu lehnen. Ehe ich mich versah stellte auch er seinen Teller ab und legte seinen Arm um mich. „Erinnert mich bitte später daran diesen Tag rot im Kalender anzustreichen. Damit ich nächsten Monat Bescheid weiß.", hörte ich den Hauptkommissar noch seine Kollegen bitten und kniff ihm leicht in den Oberschenkel. „Okay, jetzt kann ich es mir selber merken.", lachte mein Vater und drückte mir einen Kuss auf den Haaransatz.

Stunden später lag ich wieder mit Paul in meinem Bett und driftete immer wieder in einen Sekundenschlaf. „Schlaf ruhig. Ich hab morgen die Spätschicht und bleibe die Nacht über hier. Irgendjemand muss deinen Vater ja im Notfall retten.", zog mich mein Freund auf und fing an meinen Rücken zu massieren. „War ich so schlimm?" nervös sah ich zu ihm hoch. „Es ging. Aber wegen Marie sollte er sich Sorgen machen.", lachte er und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.

* Eine Woche Später *

„Ich hab ne Woche Urlaub. Was hältst du davon wenn wir einen dritten Versuch starten?", wollte Paul wissen als wir gemeinsam einkaufen waren. „Einen dritten Versuch für was?", harkte ich nach und suchte dann weiter dem richtigen Tee von Maries Einkaufsliste. „Für deine erste richtige Feier.", erklärte Paul und ich drehte mich zu ihm um. „Ich glaube das ist keine gute Idee. Am besten bleibe ich immer zuhause und lese einfach eine Menge Bücher.", schlug ich vor und widmete mich dann wieder der Teesuche. „Es wird schon nichts passieren. Wenn du willst fangen wir harmlos an, denn morgen feiert Stephan seinen Geburtstag in einer Kneipe.", Paul trat hinter mich und legte sein Kinn auf meiner Schulter ab. „Aber hätte er mich nicht eingeladen, wenn er mich dabei gehabt haben wollte?", wollte ich von ihm wissen ohne meinen Blick von dem Regal vor mir zu nehmen. „Er wollte dich einladen, aber ich hab ihn gebeten dass ich das machen kann. Einfach um den richtigen Zeitpunkt dafür abzupassen.", erklärte der Oberkommissar.
Da ich noch immer schweigend die Teepackungen anstarrte fasste Paul mich an meinen Hüften und drehte mich zu sich. „Wenn es dich beruhigt, es sind nur Kollegen eingeladen und unter denen sind dein Vater und Klaus. Marie ist als Begleitung von Martin also auch dabei.", informierte er mich und sah mir prüfend in die Augen. „Und du lässt mich nicht allein?", harkte ich nach denn ich spürte wie die Angst langsam in mir hochkam. „Ich werde so sehr an dir kleben dass dein Vater mich wirklich umbringen will.", versprach Paul und zog mich zu sich heran. „Du bist mein Held.", hauchte ich bevor ich mich auf meine Zehnspitzen stellte und ihm einen liebevollen Kuss gab. Breit lächeln lösten wir uns voneinander und arbeiteten weiter die Einkaufsliste ab. Immer wieder hatte ich das Gefühl dass jemand hinter mir stand oder uns folgte, aber wenn ich mich umsah konnte ich nichts erkennen. Als ich dann mit meinem Freund an den Kühltruhen standen und nach den Tiefkühlerbsen suchten, stieß ich Paul kaum merklich an. „Lass dir nichts anmerken, aber da hinten bei den Milchpackungen steht ein Mann, der uns schon die gesamte Zeit nicht aus den Augen lässt.", raunte ich ihm zu und tat als würde ich mich durch die Tüten wühlen. Sofort scannte der Oberkommissar neben mir unauffällig unsere Umgebung. „Der ist mir auch aufgefallen, aber ich hab ihn für einen normalen Kunden gehalten. Wenn mich jetzt nicht ganz irre hält er eine Kamera in der Hand.", erwiderte Paul und zog eine wahllos ausgewählte Packung aus der Truhe und warf sie in unseren Einkaufswagen. „Vertrau mir.", flüsterte er fast tonlos als wir um die nächste Ecke gingen und der Mann uns wieder folgte. „Ich hole eben das Bier. Schau du schon mal nach dem Zewa.", bat mein Freund extra laut und eilte davon.
Da ich ahnte was er vorhatte, ging ich so weit in den Gang hinein bis der Mann ebenfalls im Gang stand und so tat als würde er die Preise der Toilettenpapiere vergleichen. Aus den Augenwinkeln sah ich wie er eine Kamera auf mich hielt, aber weiter so tat als würde er das passende Toilettenpapier für sich suchen. „Kann ich Ihnen helfen?", Paul tauchte hinter ihm auf und der Mann zuckte ertappt zusammen. „Nein danke. Ich schaue nur.", nuschelte er und versuchte an mir vorbei zu kommen ich stellte mich ihm aber in seinen Weg. Keine Ahnung woher ich das Selbstbewusstsein nahm aber ich sah dem fremden Mann genau in die Augen: „Danach sah es aber nicht aus. Ich habe gesehen wie Sie Fotos von mir gemacht haben. Gegen meinen Willen wohlgemerkt.". „Da müssen Sie sich versehen haben. Ich muss jetzt los.", versuchte er sich rauszureden und versuchte sich erneut an mir vorbeizudrücken aber ich versperrte ihm wieder den Weg. Nach einem kurzen Blick nach hinten, bei dem er feststellte dass Paul sich sein Handy ans Ohr hielt, schien er Panik zu bekommen und schubste mich von sich. Noch ehe Paul reagieren konnte, packte ich den Mann am Oberarm, drehte den Arm auf den Rücken und drückte den Mann gegen das nächste Regal. Etwas unverständliches murmelnd tauschte Paul den Platz mit mir.
„Kann ich Ihnen helfen?", ein Mann im schwarzen Polohemd auf dem das Logo des Supermarktes aufgestickt wurde tauchte neben uns auf. „Ich bin Polizist und bräuchte einen ruhigen Raum in den ich auf meine Kollegen warten kann.", bat Paul und sah zu mir. „Mir geht's gut. Mach dir keine Sorgen.", beruhigte ich ihn und spürte wie mein Handy in meiner Hosentasche anfing zu vibrieren. Dem Supermarktmitarbeiter folgend zog ich mein Handy hinaus und nahm den Anruf meines Vaters an. „Wieso hat Paul einfach aufgelegt?", wollte Martin direkt besorgt wissen.
„Weil ich gerade jemanden vorläufig festgenommen habe. Ich nehme an dass er dich angerufen hat?", informierte ich meinen Vater und ließ meinen Freund keine Sekunde aus den Augen. „Er hat auf der Leitstelle angerufen aber als auf mal die Verbindung weg war hab ich dich angerufen. Die Kollegen müssten gleich auch da sein.", erwiderte Martin und atmete hörbar durch. „Dann sehen wir uns ja gleich wieder. Mach dir keine Sorge, bis später.", verabschiedete ich mich und huschte hinter den drei Männern in den kleinen Kabuff. „Fuchs Senior?", Paul sah mich fragend an und lächelte als nickte. Die restliche Zeit, bis Pauls Kollegen kamen, bleiben wir drei still.

„Ich war noch nie so froh euch zu sehen.", lachte Paul als er seine Kollegen erblickte. „Das nehmen wir jetzt mal nicht persönlich. Sag uns lieber was los ist.", bat der beste Freund meines Freundes und zog sein Notizbuch aus der Uniform. Während Paul den beiden alles erzählte setzte ich mich auf eine alte Trittleiter und beobachtete die Szene vor mir. „Mitkommen braucht ihr aus Polizeilicher Sicht nicht. Aber da ich sein Gesicht gesehen habe, wäre es vielleicht besser wenn ihr kurz bei der Wache vorbei schaut.", schlug Ben vor als Stephan dem fremden Mann Handschellen anlegte. „Machen wir, wir bringen die Einkäufe aber erst heim.", antwortete Paul und kam auf mich zu. „Natürlich, grüßt sie von uns. Bis später.", Ben nickte und ging dann mit Stephan und dem festgenommenen Mann wohl in Richtung Streifenwagen.
„Warum habt ihr keine Namen genannt?", ich sah meinen Freund fragend an als er mir seinen Arm um die Hüfte legte. „Der Kerl ist von der Presse. Wenn die wüssten wie deine Eltern mit Vornamen heißen, können Sie ne Menge über euch heraus finden.", erklärte Paul und führte mich wieder zurück zu unserem Einkaufswagen wo der Supermarktmitarbeiter schon auf uns wartete. „Es tut mir leid was hier passiert ist, daher geht ihr Einkauf aufs Haus. Geben Sie meiner Kollegin an der Kasse einfach diese Karte. Aber sein Sie sicher, Frau Fuchs. Meine Kollegen und ich stehen völlig hinter Ihnen.", der Mann hielt uns eine kleine Visitenkarte hin auf der er unterschrieben hatte und eilte dann wieder davon.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt