„Du willst mich entführen?"

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Marie beharrte darauf dass wir sie mit zur Wache mitnahmen, daher packten wir schnell die Einkäufe weg und fuhren zu dritt zur Wache wo mein Vater schon am Empfangstresen auf uns wartete.
„Ist alles gut?", sein Blick glitt meinen Körper hoch und runter. „Ja, Papa. Alles gut. Er hat ja nur Fotos gemacht.", lies ich ihn wissen und umarmte kurz Jule die sich zu uns stellte. „Naja, er hat dich auch geschubst.", fügte Paul hinzu und ich warf ihm einen giftigen Blick zu. „Vergiss es Mila. Ich lüge deinen Vater nicht an. Er kann mich verschwinden lassen und niemand wird mich je wieder finden.", verteidigte sich der Oberkommissar und fuhr sich durch die Haare. „Gut so Richter.", brummte mein Vater und legte Marie einen Arm um die Hüfte.
„Aber es ist doch nichts passiert.", wand ich ein und ging einen Schritt zur Seite als Paul mir seinen Arm um die Hüfte legen wollte. „Warte. Hast du am Telefon wirklich gesagt dass du jemanden festgenommen hast?", die Augen meines Vaters weiteten sich als sowohl ich als auch Paul nickten. „Sie ist halt deine Tochter.", hörte ich Klaus hinter mir lachen und stellte mich neben meinen Freund damit Klaus auch Platz in unserem kleinen Kreis hatte. Da die anderen sich sofort angeregt unterhielten, nutze Paul die Chance und zog mich mit sich in ein leeres Büro.

„Ist wirklich alles gut?", mit seinen Händen auf meiner Hüfte sah er mich besorgt an. „Ja, du warst doch dabei.", erinnerte ich ihn und wollte mich von ihm lösen. „Sei nicht sauer dass ich Martin von dem Schubsen erzählt habe. Aber wenn ich ihm jetzt alles, naja fast alles erzähle, nimmt er es mir nicht krumm wenn ich dich irgendwann aus seinen Händen entführe.", erklärte Paul und zog mich näher an sich heran. „Du willst mich entführen?", fassungslos sah ich meinen Partner an der mich verliebt anlächelte. „Irgendwann ja. Dann nehme ich dich zu mir nach Hause und lass dich nie wieder gehen.", erwiderte Paul und drückte mir seine Lippen auf meine.

„Hab sie!", rief Jule und wir fuhren ertappt auseinander. „Wo denn?", mein Vater kam ebenfalls in das leere Büro und wirkte erleichtert. „Mensch Fuchs Senior. Hat Mila nicht schon bewiesen dass sie nicht mehr bei jedem kleinsten Problem die Flucht ergreift?", lachte Paul und sah meinen Vater tadelnd an. „Schon... aber...", stammelte Martin als Marie in den Raum kam. „Wir müssen los, wenn ich morgen vorzeigbar aussehen soll.", bat meine Stiefmutter und sah ungeduldig auf ihre Armbanduhr. „Morgen?", harkte ich nach und nun sah Jule mich überrascht an. „Hat Paul dich noch immer nicht eingeladen? Scheint als wolle er dich nur für sich allein haben.", lachte die Oberkommissarin und zog ihr Handy aus der Uniform. Unter den skeptischen Blicken aller Anwesenden tippte sie in Windeseile eine Nachricht ein und steckte dann mit einem breiten Lächeln das Mobiltelefon weg.
Keine zwei Minuten später wurde die Tür aufgerissen und Stephan stand im Türrahmen. „Trouble. Ich würde mich freuen wenn zu morgen zu meiner Geburtstagsfeier kommst. Wenn du willst kannst du mit Martin und Marie mitfahren. Um Paul kümmere ich mich.", lud er mich lächelnd ein und sah dann seinen besten Freund sauer an. „Ich hab sie eingeladen.", verteidigte sich mein Freund und sah mich hilfeersuchend an. „Das stimmt.", stimmte ich ihm zu und schob mich halb vor Paul.
„Dein Glück.", Stephans Blick wurde wieder weich und ich spürte wie mein Freund seine Hände auf meine Hüften legte. „Also kommst du?", wollte der hochgewachsene Oberkommissar wissen und ich haderte einen Augenblick mit mir. „Ja. Ich komme. Aber nur wenn du mir sagst was ich dir schenken soll.", erwiderte ich und lehnte mich an Paul. „Du musst mir nichts schenken.", wiegelte Stephan ab aber ich hatte schon eine Idee.

„Verdammt.", fluchte ich als ich in meinem Zimmer auf dem Boden saß. „Bitte?", besorgt sah Paul von seinem Buch auf, mit dem er es sich auf meinem Bett bequem gemacht hatte. „Ich kann Stephan doch nichts schenken.", erklärte ich ihm traurig und begann damit die Malsachen wieder in die Tüte zu stopfen. „Wieso das denn?", Paul legte das Buch ab und stieg aus dem Bett. „Weil ich kein Geld habe.", antwortete ich und versuchte mir die Trauer nicht zu sehr anmerken zu lassen. „Das musst du mir jetzt näher erklären.", bat mein Freund, kniete sich neben mich und hielt meine linke Hand fest um mich vom weiter einpacken abzuhalten. „Ich wollte ihm einen Gutschein schenken, dass ich mal was für ihn koche. Aber das kann ich nicht, weil ich ja kein Geld für den Einkauf habe. Und klauen will ich nie wieder was.", gestand ich und sah traurig auf das schon angefangene Bild. „Dann lass uns das zusammen machen. Ich wollte ihm einfach nur ein Bier ausgeben, aber deine Idee ist um einiges besser.", schlug Paul vor und lies meine Hand wieder los. „Wirklich?", unsicher sah ich meinen Freund an. „Natürlich. Wir gehen einkaufen und kochen für ihn und eine Person seiner Wahl. Soweit ich weiß, ist er eh in jemanden verliebt.", erzählte Paul und setzte sich bequemer auf den Boden.
„Stephan ist verliebt?", überrascht sah ich den Oberkommissar an der so tat als würde er seinen Mund mit einem unsichtbaren Schlüssel abschließen. „Also malst du weiter?", wollte Paul wissen und fing an zu lächeln, als ich die Sachen wieder auspackte. „Übrigens kann man gut erkennen was du malst. Das sieht jetzt schon lecker aus.", lobte mich mein Freund und sah auf die Leinwand auf die ich verschiedene Sushi-Varianten gemalt hatte, da Paul mir erzählt hatte das Stephan am liebsten Sushi isst. „Meinst du?", verlegen sah ich auf die Leinwand und biss mir auf die Unterlippe. „Dafür dass es das erste Mal ist, ist es super. Stephan wird sich freuen.", versicherte mir Paul und strich mir sanft über den Hinterkopf, bevor er sich wieder auf das Bett legte um weiter zu lesen und ich malte aus einer Laune heraus noch einen kleinen Stephan auf die Leinwand in dessen Arme ich den kleinen Briefumschlag mit dem Gutschein kleben wollte.
Ich biss mir auf meine Zungenspitze als ich mit meiner besten Schrift auf einen Zettel 'Happy Birthday Stephan. Dein Geschenk von mir ist, dass ich für dich koche. Du kannst wählen wann, was und wo. Sag mir nur was du willst und dann koche ich für dich und eine weitere Person. Danke für alles. Your Trouble.' schrieb, den Zettel in den selbstgebastelten Briefumschlag steckte und diesen dann auf den Bilderrahmen klebte.

Da ich so in die Sache vertieft war hörte ich nicht wie Martin uns zum Essen rief. „Mila?", vorsichtig legte mir Paul eine Hand auf die Schulter und ich zuckte zusammen. „Ich wollte dich nicht erschrecken, aber dein Vater ruft uns.", klärte er mich auf und half mir beim aufstehen. „Passt ganz gut. Ich bin gerade fertig geworden.", stolz auf mein Werk sah ich ein letztes Mal auf die Leinwand und folgte meinem Freund dann in die Küche.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt