„Hörst du? Du machst uns glücklich. Du. Die Zeit die wir mit dir verbringen."

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Meine Gedanken schoßen hin und her sodass ich erst spät mitbekam wie eine Reihe Streifenwagen auf mich zu gefahren kamen. Ich erkannte sogar ein paar Feuerwehrautos und einen Rettungswagen.
Mit quietschenden Reifen hielten sie vor dem Gebäude auf dem ich mich befand und tauchten so die Umgebung im Blaues Licht. „Mila! Bleib da oben stehen! Wir können über alles reden!", hörte ich jemanden durch ein Megafone und runzelte meine Stirn. „Es wird alles besser werden. Du musst nur zulassen dass wir dir helfen.", rief der Mann und erst jetzt erkannte ich Robins Stimme.
Die Tür hinter mir quietschte und ich drehte mich zu dem Geräusch um.

„Mila. Bitte. Komm da runter.", keuchte Martin und hielt mir seine Hand hin. „Was macht ihr hier?", mein Blick glitt über die anderen Beamten. Hinter meinem Vater standen Paul, Hannah, Stephan, Daniel, Jule und Klaus. Marie stand weiß wie eine Wand in der Tür und starrte mich an.
„Wir wollen dich holen.", antwortete Jule und machte einen halben Schritt auf mich zu. „Bleibt da bitte stehen. Es ist das einzig richtige für euch.", ich hielt meine Hände hoch und sah über meine Schulter runter zu den Einsatzfahrzeugen.
„Okay, wir bleiben stehen. Aber bitte komm da runter.", bat mich Klaus und hielt mir ebenfalls seine Hand hin. „Das kann ich nicht Onkel Klaus. Es ist der einzige Weg um euch zu helfen.", erklärte ich ihm und versuchte meine Tränen weg zublinzeln. „Du willst uns helfen? Womit und vor allem wie?", harkte Paul nach und mein Blick glitt zu ihm. „Indem ich gehe. Dann habt ihr eine Chance auf ein glückliches Leben.", erwiderte ich und Paul fing an zu lachen.
„Glaubst du wirklich dass wir ohne dich glücklich werden?", harkte er nach und sah mir in die Augen. „Ich hab euch in den letzten Wochen nur Probleme bereitet.", antwortend sah ich wieder über meine Schulter. „Das glaubst nur du. Jeder von uns hat Verständnis für dich. Wir alle würden genauso reagieren.", erklärte mein Freund und kam einen Schritt auf mich zu. „Paul bitte.", fing ich an aber er fiel mir ins Wort.
„Nein Mila. Jetzt hörst du mir zu. Wir alle würden kaputt gehen ohne dich. Wir lieben dich und wissen wie hart die letzten Wochen für dich waren. Du kannst mir nicht sagen dass du dich wirklich hier runter stürzen willst. Ich kenne dich und weiß dass du so was nicht tun würdest.", Paul kam noch einen Schritt näher und hielt mir seine Hand hin. „Ich will es auch nicht. Ich will das ihr glücklich seid. Das ihr keine Probleme mehr wegen mir habt. Ich will...", meine Stimme versagte und mir liefen die Tränen die Wangen runter.
„Weißt du was uns glücklich macht? Mich hat das heute vormittag glücklich gemacht. Dass ich einfach neben dir sitze und mit dir reden kann.", Hannah liefen ebenfalls die Tränen über die Wange aber sie lächelte mich an. „Und mich macht es glücklich mich mit dir zu kabbeln.", sprach Stephan weiter und ich runzelte meine Stirn. „Und mich macht es glücklich jemanden zu haben, der genauso frech ist wie ich.", fügte Jule hinzu und lehnte sich gegen Stephan. „Mich macht es glücklich eine Schwester zu haben.", kam es von Daniel und ich erkannte den Briefumschlag in der Brusttasche seiner Uniform. „Ich habe zwar Kinder aber die studieren in zwei Unis weit weg und jetzt hab ich wieder jemanden den ich verwöhnen kann, das macht mich glücklich.", das Gesicht von Klaus schien emotionslos aber in seinen Augen sah ich Tränen schimmern. „Mich macht es glücklich dir Sachen beizubringen. Dank dir weiß ich wieder wie viel Spaß es mir gemacht hat als Lehrerin zu arbeiten.", Marie ging mit wackeligen Schritten auf ihren Mann zu. „Mich macht es glücklich dich in meinem Leben zu haben. Wie ich dir schon im Hotel sagte, du bringst so viel in mein Leben von dem du nichts weißt.", Martin legte Marie einen Arm um die Hüften und hielt mir weiterhin seine andere hin.
„Hörst du? Du machst uns glücklich. Du. Die Zeit die wir mit dir verbringen. Mich persönlich macht es glücklich dich in meinen Armen zu halten. In deine Augen zu sehen. Du bist zu jeder Zeit in meinen Gedanken und ich kann an nichts anderes mehr denken als nach Schichtende aus der Uniform und direkt zu dir zu kommen.", schloss Paul die Aufzählungen seiner Kollegen ab.
„Das sagt ihr nur, weil ihr nicht wollt dass...", ich wusste selber nicht was ich sagen wollte und ließ daher den Satz unvollständig in der Luft hängen.
„Zwei Wochen.", Hannahs Stimme war hauchzart. Verwirrt sah ich sie an. „Bei Stephans Geburtstagsfeier meintest du mit Zeitangaben könntest du arbeiten. Sie würden dich beruhigen. Dann gib uns zwei Wochen. Gib dir zwei Wochen.", erklärte die blonde Beamtin und griff nach Daniels Hand der neben ihr stand. Unsicher sah ich auf das Foto das ich noch immer in der linken Hand hielt.
„Komm schon, Schatz. Du sagst selber dass du dich nicht umbringen willst. Und wir haben dir Gründe genannt wieso wir, dank dir, glücklich sind. Zu mindestens ein Grund von unendlich vielen. Bitte komm von der Brüstung runter.", bat mich Paul und kam noch einen Schritt auf mich zu.
Ich atmete noch mal tief durch und hob dann meinen gesunden Arm in die Richtung meines Freundes.
„Und ihr schwört mir dass ich eure Leben nicht kaputt mache? Dass ihr nicht glücklicher wärt wenn ich weg wäre?", ging ich auf Nummer sicher und sah zu jedem einzelnen von ihnen. Jule lag in Stephans Armen und er strich ihr beruhigend über den Oberarm. Hannah hielt die Hand von Daniel umklammerte und ihre Knöchel traten weiß hervor. Klaus hatte meinem Vater eine Hand auf die Schulter gelegt und dieser hielt Marie in den Armen. Paul sah zu mir hoch, mit Tränen in den Augenwinkeln und purer Liebe in seinem Blick. Seine Hand die er mir entgegenhielt zitterte leicht.
„Ich würde dich nicht anlügen, Mila. Niemals.", stellte mein Freund klar und ich wollte gerade nach seiner Hand greifen als sich ein Stück der Brüstung löste, ich das Gleichgewicht verlor und schreiend nach hinten kippte.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt