„Ich habe niemanden umgebracht."

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„Das meinen Sie nicht ernst.", entfuhr es Hannah und das Lächeln auf ihren Lippen erstarb als sie die Blicke der Kripo-Beamten sah. „Also, kommen Sie freiwillig mit oder müssen wir Sie aus dem Haus schleifen?", dem jüngeren sah man seinen Missmut an daher stand ich auf um die Sache nicht noch schlimmer zu machen. „Meine Tochter hat gar nichts getan.", stellte Martin klar und hielt mir meine Krücken hin. „Ihre Meinung Herr Fuchs. Wenn Sie wollen können Sie uns nachfahren und auf der Wache auf weitere Infos warten.", wies der ältere, Herr Höffner, meinen Vater an und packte mich am Oberarm als ich in seine Griffweite kam.
„Mila, du sagst nichts bis dein Anwalt oder ich da sind! Hast du gehört?", rief Martin mir nach als mich die Beamte in den Flur und hinaus begleiteten. Vor der Einfahrt stand ein silberner Wagen, der wohl deren Dienstfahrzeug war.
Ich setzte mich auf den Rücksitz und zuckte zusammen als die Tür zugeschlagen wurde. Die anderen standen im Vorgarten als der Wagen losfuhr.


Auf der Wache angekommen runzelte Ben seine Stirn als er mich sah, tat aber nichts weiter. „Hier rein.", brummte Herr Meyer und wies auf ein leeres Büro. Kaum saß ich packte Herr Höffner mein Handgelenk und ließ die eine Seite der Handschellen darum zuschnappen. Die andere Seite befestigte er an einer Metallschlaufe am Tisch.
„Wir haben Ihnen ja schon daheim über ihre Anzeige informiert. Sie werden beschuldigt des Mordes an Frau Chantal Hof. Was sagen Sie dazu?", mit einer gleichgültigen Miene sah Herr Meyer von der Akte vor sich auf. „Ich kenne keine Chantal Hof.", antwortete ich wieder Martins Anweisung und bekämpfte meinen Fluchtdrang. „Wie erklären Sie sich dann das Ihre DNA auf dem Opfer festgestellt wurde?", fuhr mich der Hauptkommissar an und ich zuckte unwillkürlich zusammen.
Die beiden löcherten mich noch mit gefühlten tausend Fragen aber ich presste meine Lippen aufeinander und schüttelte meinen Kopf.

„Ich hoffe doch, dass Sie meine Mandantin nicht ohne mich befragen?", hörte ich eine fremde Stimme hinter mir und kniff meine Augen zusammen. „Natürlich der Stevens. Was verschafft uns die zweifelhafte Ehre?", erkundigte sich Herr Höffner zynisch. „Ich bin hier um meine Mandantin zu unterstützen. Und um ihre optimale Verteidigung zu gewährleisten würde ich gerne allein mit ihr sprechen.", bat der fremde Mann und kam näher. „Tun Sie sich keinen Zwang an. Hier die Akte.", spuckte Herr Meyer gefühlt aus und ich hörte wie er aufstand und zwei Schrittpaare den Raum verließen.
„Hallo Frau Fuchs. Alexander Stevens mein Name. Ihr Vater hat mich am Telefon schon grob über die Sache informiert.", hörte ich den Anwalt und spürte wie er mir sanft über den Unterarm strich. „Ich bin einer von den Guten. Aber damit ich Ihnen zeigen kann, wie gut ich bin, müssen Sie schon mitmachen.", bat Herr Stevens und ich öffnete meine Augen. Herr Stevens saß halb auf dem Bürotisch und lächelte mich an bevor er die Akte in seiner Hand aufschlug. „Kennen Sie eine Chantal Hof?", fragend sah er mich an und stutze als ich meinen Kopf schüttelte. „Ich weiß das Foto ist es grausam, aber können Sie es sich trotzdem ansehen?", harkte er nach und ich nickte, denn ich wollte endlich wissen wer diese Frau war die ich angeblich umgebracht hatte.
„Hier.", Herr Stevens hielt mir ein Foto hin dass mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, kennen Sie die Frau doch.", murmelte der Anwalt und wieder nickte ich ohne meinen Blick von dem Foto zu nehmen.
Darauf war Chantal abgebildet, die Chantal die mich während meiner Zeit bei Hubert geduscht und zurechtgemacht hatte. Nur waren ihre Augen weit aufgerissen, ihre Lippen blutig und mitten auf ihrer Stirn klaffte ein großes Loch.
„Woher kennen Sie die Frau?", hörte ich Herr Stevens fragen als ich anfing zu würgen. „Augenblick.", der Mann bückte sich und hielt mir einen Papierkorb hin in der eine Plastiktüte steckte und ich erbrach mich direkt hinein. Als die Bürotür aufgerissen wurde zuckte ich zusammen und der nächste Schwall verließ meinen Mund. Im Hintergrund hörte ich wie der Anwalt mit den beiden Beamten diskutierten und kurz darauf war mein zweiter Arm frei, sodass ich den Mülleimer selber halten konnte.
„Ich sehe gerade, dass Frau Hof Mittäterin an der Entführung meiner Mandantin war.", fing Herr Stevens an, wurde aber von Herr Meyer unterbrochen. „Was ihr Motiv noch betätigt.", wand der Beamte ein und ich schüttelte meinen Kopf. „Ich habe niemanden umgebracht.", keuchte ich außer Atem und wischte mir mit dem Handrücken über den Mund. „Das sagen sie alle.", brummte Herr Hof und stellte sich hinter seinen Kollegen der schon wieder in dem Bürostuhl saß. „Aber bis auf die DNA meiner Mandantin an der Leiche haben Sie doch nichts gegen Sie in der Hand oder?", harkte der Anwalt nach und ich begann wieder zu würgen. „Nein, aber das reicht jedem Richter aus.", kam es von Herr Meyer der mich naserümpfend ansah.
„Aber diese Spuren können auf verschiedene Arten und Weisen an das Opfer gelangt sein. Zum Beispiel als sie sich auf den Stuhl gesetzt hat, an dem meinen Mandantin gefesselt war. Oder in dem Bett lag in dem Frau Fuchs vergewaltigt werden sollte. Daher würde ich vorschlagen Sie schauen ob sie noch weitere Beweise finden, bevor Sie meine Mandantin wie eine Schwerverbrecherin abführen.", selbstsicher sah Herr Stevens die beiden Kripo-Beamten an und reichte mir, als diese schwiegen ein Taschentuch. In der anderen Hand hielt er meine Krücken.
„Ich werde meine Mandantin nun wieder zu ihren Eltern bringen.", informierte er die beiden Männer und sah mich dann auffordernd an. Unsicher sah ich in den Mülleimer was Herr Stevens zum lächeln brachte. „Das entsorge ich.", entschied er und tauschte den Eimer mit meinen Krücken. Während ich mich an den Gehhilfen hochzog, zog der die Plastiktüte aus den Eimer und verknotete sie gleich doppelt. „Wir wollen ja nicht das Ihre DNA wieder auf magische Weise an Tatorten auftaucht.", scherzte er halbherzig und hielt mir die Tür auf.
In der Annahme dass ich auf meine Eltern und Paul stieß, eilte ich in den Flur. Dort entdeckte ich aber nur leere Stühle. „Ich hab denen gesagt, dass sie zuhause auf mich warten sollen. Es bringt nichts, wenn hier alle eingefallen wäre.", teilte mir der Anwalt mit, dem meine Enttäuschung wohl aufgefallen war.
Ehe ich mich versah, saß ich in seinem schicken Auto und ließ mich von ihm wieder in das Haus von Martin fahren. Auf dem Weg dahin siegte aber meine Erschöpfung, ich sackte zusammen und schlief ein.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt