„Sie kommen um mich zu holen."

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„Mörderin! Mörderin! Mörderin!", brüllten tausend Menschen um mich um kamen immer näher. Vor mir lag die tote Chantal und meine Hände waren blutverschmiert. „Ich hab das nicht getan.", beteuerte ich immer wieder und fing wie am Spieß an zu schreien als mich jemand von hinten packte. „Sie sind festgenommen und werden für immer in der dunklen Zelle hocken!", informierte mich Herr Höffner und zog mich mit sich. Egal wie sehr ich mich wehrte oder wie sehr ich um mich schlug, er ließ nicht von mir ab.
„Komm schon Mila.", fluchte Herr Meyer und umfasste mein Gesicht mit seinen Händen. „Verpissen Sie sich!", fauchend versuchte ich ihm eine Kopfnuss zu geben. „Soll ich den Arzt rufen?", wollte eine Stimme aus dem Dunklen wissen und ich versuchte mich noch heftiger gegen die beiden Kripo-Beamte zu wehren. Ich war kurz davor aufzugeben, als ich für einen kleinen Augenblick Paul vor mir sah. „Wir sind es!", rief er mir zu und ich hielt in der Bewegung innen. „Heilige Scheiße.", hörte ich jemanden fluchen und wappnete mich schon für den nächsten Kampf als ich den unverwechselbaren Geruch meines Vaters wahrnahm. „Hörst du uns?", die sorgenvolle Stimme meines Freundes war kaum zu hören und ich musste mich richtig dazu zwingen meine Augen zu öffnen. „So ist es richtig. Wir sind es. Du bist in Sicherheit.", versicherte er mir und schaffte es mit seiner ruhigen Stimme das ich mich komplett entspannte. „Ich glaube ihr könnt sie wieder los lassen.", wand er sich an jemanden hinter mir, die ich nicht sah. Wenn auch langsam verschwand der Griff um meinen Körper und ich kippte nach vorne in die Arme meines Freundes. Direkt sah ich hinter mich und sah Martin und Klaus denen der Schweiß auf der Stirn stand.
„Das war also einer deiner Albträume?", wollte Robert wissen und ich zuckte zusammen da ich ihn gar nicht wahrgenommen hatte. Paul verstärkte seine Umarmung und lehnte sich an die Wand hinter ihm zurück. Erst jetzt bemerkte ich dass wir in meinem Zimmer waren, genauer gesagt auf dem Fußboden meines Zimmers. Sofort sah ich mich nach dem Anwalt um den ich nirgendwo entdecken konnte. „Er ist vor einer halben Stunde gefahren, da er noch einen Termin hatte.", erahnte Paul meine Sorge und ich atmete erleichtert durch.
„Er durfte uns nichts sagen, nur dass wir auf dich acht geben sollen.", informierte mich Hannah, die neben Stephan auf meinem Bett saß.. „Und er meinte dass du bestimmt Hunger haben könntest. Ich nehme einfach mal an, dass du dich auf der Wache übergeben hast, daher hab ich dir eine Hühnersuppe gemacht.", Marie tauchte im Raum auf und hielt eine Schüssel in der Hand. „Hab kein Hunger.", nuschelte ich müde und wollte meine Augen schließen als ich den Blick meines Vaters bemerkte. „Ja, ich hab mich übergeben. Nein, ich mache nicht noch eine Diät. Ich bin einfach nur müde und erschöpft. Vor allem weil ich, immer wenn ich meine Augen schließe das Foto vor Augen habe.", beruhigte ich ihn und lehnte meinen Kopf nun ganz an die Brust meines Freundes.
„Welches Foto?", wollt Klaus direkt wissen und ich krallte mich in Pauls Oberarm, da ich wieder die tote Chantal vor mir sah. „Haben die beiden dir ein Foto vom Opfer gezeigt?", harkte er nach und stieß sauer Luft durch die Nase aus als ich nickte.
„Ich würde vorschlagen dass wir Mila nun abschalten lassen. Morgen mittag komme ich wieder her. Wer will darf dazu stoßen.", entschied Robert und alle anwesenden nickten. Auch wenn ich aufstehen wollte, wäre es nicht möglich gewesen, denn Paul hielt mich eisern fest. Während Klaus, Marie, Martin und Robert den Raum verließen, hockten sich Hannah und Stephan zu mir und Paul. „Ich weiß jetzt schon, was Klaus morgen bei Dienstbeginn macht.", scherzte Stephan und strich mir sanft über den Unterschenkel. „Das wissen wir alle.", brummte Paul und ich sah ihn überrascht an. „Mila anscheinend nicht.", lachte Hannah und mein Blick schnellte zu ihr. „Das war jetzt nicht böse gemeint. Klaus wird mit hoher Sicherheit sich die Akten ansehen und sich dann gekonnt unauffällig in die Ermittlungen einbringen.", fügte meine beste Freundin hinzu und ich lehnte mich wieder an meinen Freund.
Die drei unterhielten sich noch über den neusten Wachen Flurfunk, den Paul in seinem Urlaub verpasst hatte, bis ich irgendwann wieder einschlief.

„Robert ist da.", hörte ich Marie flüstern und verzog das Gesicht. „Danke. Ich schau mal ob ich unsere Schlafmütze wecken kann.", antwortete Paul leise und strich mir über den Nasenrücken. „Alles klar. Ich mache euch dann eben ein paar belegte Brote.", erwiderte meine Stiefmutter und ich hörte wie sie aus dem Raum ging.
„Guten Morgen Schatz. Oder soll ich guten Mittag sagen?", raunte mir mein Freund zu und hauchte einen Kuss auf die Stirn. „Nein.", brummend drückte ich meinen Kopf in seine Brust. „Leider ja. Komm schon. Es bringt doch nichts dem Gespräch auszuweichen.", wand Paul ein und da ich wusste dass er recht hatte öffnete ich meine Augen. „Wie geht's dir?", wollte er direkt wissen und strich mir dabei sanft über den Rücken. „Scheiße.", gab ich ehrlich zu und fing an zu zittern. Ohne ein Wort zu verlieren zog er die Decke ein Stück höher und drückte mich an sich. Mit meinem Kopf auf seiner Brust konnte ich sein Herz schlagen hören, was mich fast wieder einschlafen ließ.

Als es dann aber an der Haustür klingelte schreckte ich auf, rutschte von dem Schoß meines Freundes und rutschte in die nächstgelegene Ecke. „Schatz?", Paul krabbelte mir hinterher und hielt mir seine Hand entgegen. „Sie kommen um mich zu holen.", hauchte ich ihm zu und zog mir meine Beine an die Brust. „Wer kommt dich holen?", harkte Paul nach aber ich schüttelte schweigend meinen Kopf. „Hast du Angst das die beiden Kripo-Beamten dich wieder holen wollen?", mutmaßte er und traf damit ins schwarze.
„Du musst keine Angst haben. Ich werde nicht zulassen dass die beiden dir irgendwas anhängen, dass du nicht getan hast.", versprach der Oberkommissar und lächelte mich sanft an. Da er mir noch immer die Hand hinhielt ergriff ich sie und zog ihn noch näher. „Ich liebe dich.", raunte ich ihm zu und drückte einen Kuss auf seine Fingerknöchel. „Ich liebe dich mehr.", antwortete Paul mit einem strahlenden Lächeln bevor er mir seine Lippen auf meine drückte.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt