„Ich will das du heute kochst. Wenn Paul will darf er dir helfen."

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Ich saß im Flur der Wache und wartete auf Marie die auf Toilette war, als Peter an mir vorbei geführt wurde. „Das waren die Drogen dieser Schlampe und trotzdem werde ich verhaftet?", brüllte er und riss sich von dem jungen Polizeibeamten los. „Das waren nicht meine Drogen.", widersprach ich und sprang auf um möglichst viel Abstand zwischen ihn und mich zu bringen. „Du bist eine Bullenschlampe und bekommst nur deshalb keinen Ärger weil dein Daddy ein dreckiger Bulle ist. Und weil du die Beine für einen breit machst.", keifte er mich an und kam mir immer näher, während der Polizist versuchte ihn von mir weg zu ziehen. „Ich brauch hier Hilfe!", rief er den Flur hinunter als ich Marie hinter ihm entdeckte.
Noch ehe ich reagieren konnte, quetschte sie sich zwischen mich und Peter und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. „Wagen Sie es ja nie wieder so mit meiner Tochter zu reden. Und wehe Sie krümmen ihr noch ein weiteres Haar.", zischte sie so sauer, dass selbst ich Angst bekam.
„Was ist hier los?", Klaus kam auf uns zu und stellte sich ebenfalls vor mich. „Herr Hufnagel hat sich losgerissen und ist auf die junge Frau losgegangen. Die andere Frau hat ihm eine Ohrfeige verpasst.", fasste der junge Polizist zusammen und war froh dass er nicht mehr allein war. „Flo!", Klaus Stimme donnerte so laut durch die Wache, dass Florian direkt aus seinem Büro kam. „Was gibt es Boss?", wand sich der angeforderte Polizist an den Dienststellenleiter und griff bereits instinktiv nach den Handschellen an Peters Handgelenken. „Bring ihn in mein Büro.", befahl Klaus und Florian gehorchte sofort. Gemeinsam mit dem jungen Beamten brachte er Peter weg.
„Du hast ihm eine Ohrfeige gegeben?", kaum waren die drei Männer außer Hör und Sichtweite sah Klaus Marie stolz an. „Du hast was?", Martin kam aus einem der Büros und hatte nur den letzen Satz von seinem Freund mitbekommen.
Da die drei sich unterhielten wich ich immer wieder ein paar Meter zurück und ging um die nächste Ecke. An sich hatte ich vor Paul zu suchen, verlor aber schnell die Orientierung, da hier jeder Flur genau gleich aussah. „Suchst du Paul oder deinen Vater?", Hannah kam mir mit einer weitern Frau entgegen und ich antwortete so leise wie ich konnte „Paul.". „Die dritte Tür links.", erklärte sie und eilte der Frau nach.
Ich lauschte einen Augenblick an der Bürotür meines Freundes um sicher zu sein dass er nicht gerade in einer Vernehmung war und klopfte zaghaft an. „Herein.", war zu hören und ich öffnete die Tür. „Guten Tag. Richter mein Name. Nehmen Sie ruhig Platz, ich tippe das hier noch eben zu Ende und dann können wir beginnen.", bat der Oberkommissar und tippte in Windeseile etwas auf der Tastatur vor sich. Kopfschüttelnd kam ich seiner Aufforderung nach und setzte mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. „Also was kann ich...", er drehte sich mit einem professionell Lächeln zu mir um und stutze als er mich erkannte, „Was machst du denn hier?".
„Ich wollte einfach zu dir. Störe ich auch nicht?", gab ich zu und schielte auf den Pc zu Pauls rechten. „Du störst nie. Aber ich weiß auch dass du nicht einfach so hier her kommst, also was ist los?", durchschaute mein Freund mich direkt und stand auf.
Mit wenigen Worten fasste ich das, was seit unserem Eintreffen in der Wache passiert war, zusammen. „Zu aller erst bin ich stolz auf dich, dass du zu mir gekommen bist und nicht wie sonst die Flucht ergriffen hast. Und vor allem weiß ich jetzt, dass ich mich nie mit Marie anlegen sollte. Aber, und das ist das wichtigste, wir sollten wieder zu den anderen gehen damit sie sich keine Sorgen machen.", Paul zog mich von meinem Stuhl hoch und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Sie ist auf keiner Überwachungskamera drauf.", informierte Klaus gerade meine Eltern als wir um die Ecke kamen. „Ich hätte besser aufpassen müssen. Klar das sie Angst bekommt wenn der Dreckskerl sie so anfährt.", gab sich Marie selber die Schuld an meinem Verschwinden und ließ sich von Martin in den Arm nehmen. „Wir haben ihr versprochen ihr zu vertrauen. Sie wird schon keinen Mist machen.", erwiderte mein Vater und wollte Marie einen Kuss auf den Haaransatz drücken, als er mich neben Paul, wenige Meter von den dreien entfernt, stehen sah.
„Schau mal, Schatz.", raunte Martin Marie zu und drehte sie in meine Richtung. Als ich die Tränen in ihren Augen sah, bekam ich direkt ein schlechtes Gewissen. „Mila.", mit drei großen Schritten war sie vor mir und drückte mich an sich. „Ich hab gedacht dass du abgehauen bist.", erklärte Marie und atmete tief durch. „Sie war bei mir.", beruhigte Paul meine Stiefmutter und ich spürte seine Hand auf meinem Rücken.
„Jetzt macht aber das ihr heim kommt und meine Männer nicht mehr von der Arbeit abhaltet. Schlimm mit euch Fuchs-Frauen.", lachte Klaus und schob Marie, die mich noch immer festhielt, zur Wachen Eingangstür. „Nehmt euch ein Taxi. Und wir kümmern uns um das Abendessen.", hörte ich meinen Vater uns hinter rufen und stand danach vor der Wache.
Ganz Köln schien aber ein Taxi zu brauchen denn obwohl Marie bei fünf Taxiunternehmen anrief, konnte sie keines für uns bestellen. „Mädels? Was ist los?", über unseren Köpfen ging ein Fenster auf und Martin steckte seinen Kopf hinaus. „Wir bekommen kein Taxi.", rief Marie hoch und der Kopf meines Vaters verschwand. „Hier, nehmt unseren Wagen. Holt uns später aber ab.", bat er, als er wieder am Fenster auftauchte und seinen Autoschlüssel hinunter warf - knapp an meinem Kopf vorbei. „Sollte ich das persönlich nehmen?", wollte ich wissen und schüttelte fassungslos meinen Kopf. „Bitte nicht. Dafür darfst du entscheiden was wir heute mitbringen.", schlug Martin vor und ich wusste direkt was ich wollte.
„Ich will das du heute kochst. Wenn Paul will darf er dir helfen.", entschied ich und zog, ohne auf die Antwort meines Vaters zu warten, Marie zu unserem Familienwagen.
„Willst du wirklich dass dein Vater kocht? Das letzte das er gekocht hat und das man dann auch noch essen konnte, war Rührei. Aber auch nur wenn man dabei vergisst dass er Spiegeleier machen wollte.", wand Marie ein, als sie den Wagen startete. „Ach, ich glaube er wird sich heute extra viel Mühe geben.", mutmaßte ich und lehnte meinen Kopf an die Fensterscheibe. „Brauchst du noch was aus dem Supermarkt? Wenn ich mich richtig erinnere bist du bald acht Wochen bei uns und dann müssten bald... ähm... du müsstest dann ein paar Hygieneprodukte brauchen.", stammelte meine Stiefmutter und ich brauchte einen Moment bis ich verstand was sie von mir wollte. „Meine Periode sollten übermorgen anfangen. Aber ich brauche nichts.", informierte ich sie und sah weiter aus dem Fenster. „Nix da. Wir decken dich jetzt richtig ein, vor allem weil ich es letzten Monat verpasst habe. Vielleicht sollte ich auch einen Termin beim Frauenarzt für dich machen, man weiß ja nie.", schlug sie vor und ich riss die Augen auf. „Stimmt. Ich habs vergessen. Wenn du willst kann ich dir die Nummer von meinem Arzt geben. Aber zum Supermarkt fahren wir dennoch.", ruderte sie zurück und setzte den Blinker.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt