„Was ist denn passiert?"

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Scheinbar gab es heute Nacht eine Fehlermeldung von dem Kapitel. Daher lade ich es noch mal hoch in der Hoffnung dass jetzt alles gut ist.
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„Du kannst dich zwar auch gerne hier umziehen, denn ich bin ein Gentleman und würde derweil die Wand anstarren, aber ich glaube du bevorzugst eher das Bad.", mit einen Lächeln auf dem Lippen drückte er mir die Kleidungsstücke in die Hand und sah mich abwartend an. „Ich geh ins Bad.", entschied ich nuschelnd und eilte aus dem Raum. Kaum hatte ich die Badezimmertür hinter mir verschlossen atmete ich tief durch. Mit wenigen Schritten stand ich am Waschbecken und starrte meinem Spiegelbild in die Augen. Lange war das Mädchen im Spiegel eine unbekannte für mich. Die namenlose Frau mit den eisblauen Augen. Aber nun sah mich eine Tochter an. Eine Tochter eines Polizisten. Und sie war nicht mehr namenlos.
Schnell ging ich auf die Toilette und wusch mir mehr als gründlich meine Hände. Und da ich wusste dass ich seit einigen Wochen keine Dusche mehr von innen gesehen hatte, zu mindestens nicht ohne sie reinigen zu müssen, machte ich mich auch mit einer Katzenwäsche frisch.
Als ich dann die Kleidungsstücke von Marie in die Hand nahm biss ich mir auf die Unterlippe. Obwohl die Kleidung die ich trug bereits voller Löcher war, bedeckten sie dennoch einen Großteil meiner unzähligen blauen Flecken. Das würde die Shorts und das Shirt bestimmt nicht können. Trotzdem stieg ich zögerlich aus meiner Kleidung und in die frische geliehene. Mit geübten Griffen fuhr ich mir durch die Haare bis ich genug Mut angesammelt hatte und aus dem Bad und in mein Zimmer ging.
„Da bist du ja wieder.", Paul strahlte mich an und ließ sein Handy sinken. „Scheint so.", erwiderte ich und drückte mir meine Kleidung, als wäre sie Captain Amerikas Schild, an meine Brust. „Dann komm her.", der Oberkommissar klopfte neben sich auf die Matratze und atmete tief durch, bevor ich auf das Bett zuging, mich hinlegte und direkt unter die Decke kuschelte. „War das so schwer?, wollte Paul wissen ich sah ihn augenrollend an. „Jaja ich weiß. Aber jetzt mach es dir gemütlich und ich lese dir was vor.", wies mich der Beamte an und ich sah ihn nun verwirrt an. „Hab das Buch gerade entdeckt, als ich so frei war und die Kleidung in den Schrank gehängt habe.", erklärte Paul und schlug die erste Seite des Harry Potter Buches auf. „Ich war schon beim dritten Kapitel.", informierte ich ihn und kuschelte mich noch tiefer in die Decke und auch ein wenig enger an Paul heran. „Alle klar. Dann sperr deine Ohren auf, es geht los.", ließ mich Paul wissen und räusperte sich bevor er mir so lange vorlas bis ich irgendwann einschlief.

„Danke nein. Ich lass sie nicht allein.", flüsterte Paul und ich rümpfte meine Nase. „Es scheint als würde sie aufwachen.", hörte ich Martin sagen gefolgt von einem leisen Lachen von Paul. Aber ich tat als würde ich immer noch schlafen, aber mein Vater und sein Kollege durchschauten mich direkt. „Komm schon Mila. Du hast jetzt 18 Stunden geschlafen. Meinst du nicht es ist Zeit das Paul auch mal aufstehen darf?", schlug mein Vater vor und ich öffnete zuerst zögerlich meine Augen um sie im nächsten Moment ganz aufzureißen. Denn eingeschlafen war ich mit reichlich Abstand zu Paul und aufgewacht war ich halb auf Paul.
Beide Männer schienen zu wissen wie unangenehm mir das ganze war und schwiegen darüber. „Was meinst du, gehen wir runter und Frühstücken? Auch wenn es schon Zeit zum Mittagessen ist.", der Mann in meinem Bett sah mich abwartend an und ich nickte verhalten. „Super. Meine Blase explodiert gleich.", jubelte Paul, sprang aus dem Bett und lief aus dem Raum. „Wie geht's dir?", Martin rutsche näher an mich ran und legte seine Hand auf mein, von der Bettdecke verdecktes, Knie. „Ganz gut, glaube ich.", antwortete ich und zog mir die Bettdecke bis ans Kinn. „Wenn mich nicht alles täuscht hat Marie dir gestern ein paar Sachen von uns gegeben. Zieh dich um und komm runter wenn du so weit bist. Ich mach dir solange eine heiße Schokolade.", ließ mich mein Vater wissen und stand auf. „Wie die aus dem Bulli?", harkte ich nach und fing breit an zu lächeln als er nickte. „Dann mach ich mich mal ans Werk. Nicht das du eher unten bist als ich fertig.", lachte Martin und lief aus dem Raum.
Keine Ahnung was in mich gefahren war, aber ich hüpfte aus dem Bett, riss den Kleiderschrank auf und wechselte schnell die Hose. Das Shirt lies ich an, zu groß war das Verlangen nach der versprochene heiße Schokolade. Leider übersah ich in meiner Vorfreude Paul, so lief ich ihm genau in die Arme als ich aus dem Zimmer eilte. „Hast du mich etwa so sehr vermisst?", ein spitzbübisches Lächeln schlich auf das Gesicht des Polizisten und ich wurde schlagartig rot. „Nein, ich meine schon, aber nein...", stotterte ich und hatte das Gefühl in den grau-blauen Augen zu versinken. Paul schien es ähnlich zu sehen, denn erst Martins „Paul? Trinkst du deinen Kaffee immer noch mit Milch und Zucker?" holte uns wieder zurück in die Wirklichkeit. „Ja.", rief der Oberkommissar über seine Schulter hinweg und ich brachte zeitgleich einige Meter Abstand zwischen uns. „Dann kommt runter bevor er kalt wird.", tönte Maries Stimme durchs Haus und ich presste meine Lippen aufeinander. „Geh schon runter, ich zieh mich eben an und komme nach.", kam es leise vom Beamten und ich eilte an ihm vorbei, die Treppe hinunter und ging, als hätte es den seltsamen Moment zwischen Paul und mir nie gegeben, in die Küche.
„Du kommst genau richtig, Kind. Die Schokolade ist gerade fertig.", kam es vom Herd her, an dem Martin stand und eine braune Flüssigkeit von einem Topf in zwei Tassen füllte. „Willst du auch Sahne?", mit dem nun leeren Topf drehte er sich zu mir um und ich konnte nicht anders als in Tränen auszubrechen. „Mila?", der Hauptkommissar ließ den Topf fallen, der mit einem lauten scheppern auf den Boden fiel, und eilte zu mir. „Es...tut...mir...leid....", stieß ich mit jedem neuen Atemzug hervor und krallte mich an die Brust meines Vaters. „Was ist denn passiert?", besorgt schlang er seine Arme um mich und wiegte mich sanft hin und her. „Essen.... angebrannt.", immer schneller ging meine Atmung bis ich das Gefühl hatte zu ersticken. „Sie hat einen Asthmaanfall!", hörte ich jemanden panisch schreien und saß im nächsten Moment auf dem Boden. Die nächsten Minuten fühlten sich an wie Stunden. Paul kniete sich vor mich hin und schien auf mich einzureden, während Marie mit ihrem Handy am Ohr von links nach rechts lief. Mein Vater saß hinter mir und strich mir über den Rücken.
Mit einem mal standen wildfremde Männer mit im Raum und ich war zu panisch als dass ich mich bewegen konnte. Paul rückte zur Seite und machte so einem Mann Platz der mir bekannt vor kam. Erst als dieser mir einen kleinen Apparat halb in den Mund drückte und zwei Sprühstöße auslöste, bekam ich wieder Luft. „Wo ist denn Ihr Inhalator?", einer der Sanitäter sah mich so abschätzig an, dass ich ein Stück zurück rutschte, näher an meinen Vater ran. „Welcher Inhalator?", harkte ich verwirrt nach und sah zu Paul. „Dein Asthmainhalator.", erklärte der Oberkommissar und hielt mir ein Glas Wasser hin. „Ich hab keinen.", gab ich zu und sah zum Notarzt der mich gestern Nacht schon behandelt hatte. „Wieso das?", entfuhr es dem besagte Arzt und er nahm mein Handgelenk in eine Hand. „Wieso sollte ich ihn brauche?", wollte ich nun noch verwirrter wissen. „Mila, du hattest gerade einen Asthmaanfall. Wusstest du das du Asthmatikerin ist?", Martin sah mich von der Seite besorgt an und riss minimal seine Augen auf als ich stumm meinen Kopf schüttelte. „Warst du je beim Arzt?", harkte Herr Dreier nach und ich schüttelte wieder meinen Kopf. „Kann ich kurz unter vier Augen mit dir reden, Oli?", Paul stand auf und ging ein paar Schritte zur Seite, der Notarzt folgte ihm, wenn auch etwas zögerlich. Aus den Augenwinkeln beobachten ich wie Paul mit dem Mann diskutieren, während die beiden Sanitäter anfangen deren Sachen zusammenzupacken.
„Alles klar, Mila. Paul hat mir gerade alles erklärt. Ich bitte dich, mit deinem Vater, morgen zu mir in die Klinik zu kommen, damit ich dich einmal gründlich durchchecken kann, okay?", wand sich der Notarzt an mich und hockte sich wieder vor mich hin. „Muss das sein?", nervös sah ich erst zu Paul und dann zu meinem Vater. „Leider ja. Ich werde auch nichts tun, das du nicht willst. Aber ich möchte nur wissen ob dir was fehlt. Den Inhalator lasse ich auch hier.", erklärte der Arzt und drückte mir einen blauen Gegenstand in die Hand. „Wir werden morgen kommen. Danke Oli.", versprach Martin und atmete hörbar tief durch.

Während Marie die drei Männer zur Tür brachten, lehnte ich mich erschöpft an meinen Vater. „Du hast mir gerade einen reisen Schrecken eingejagt.", brummte Martin und hauchte einen Kuss auf meinen Haaransatz. „Das wollte ich nicht. Aber dieser Topf... Hubert hat damit...", fing ich an zu erklären und berührte unbewusst die Brandnarbe an meinem linken Oberarm, die mich jeden Tag an den Nachmittag erinnerte, als mir der Grießbrei angebrannt war und mein Stiefvater mir als Strafe den noch heißen Topf auf meinen Arm gedrückt hatte.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt