„Es tut mir leid, aber es muss sein."

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Nach einem kurzen Blick auf mein Handy warf ich es auf den Couchtisch. „Woher haben die meine Nummer?", wollte ich von meinem Vater wissen, der direkt nach dem Handy griff und den eingehende Anruf annahm. „Nein, Sie wird keine Stellungsnahme abgeben. Lassen Sie sie in Ruhe.", brüllte er in den Hörer und legte direkt auf. „Ich will das nicht.", raunte ich Paul zu und rutschte näher an ihn heran. „Ich ruf Klaus an. Der wird schon einen Weg finden.", brummte Martin und hielt sich bereits sein Handy ans Ohr.
„Hallo Stöpsel. Wir brauchen deine Hilfe.", brummte er in das Handy und sah kurz zu mir und Paul „Einverstanden.". Mit einem finsteren Gesichtsausdruck beendete er das Telefonat und warf sein Handy neben meines auf den Couchtisch. „Er hat die Sendung auch gesehen und kommt gleich vorbei.", erklärte Martin und atmete tief durch. „Jetzt kann ich das Haus wieder nicht verlassen.", stellte ich kaum hörbar fest und starrte auf den Fernseher auf dem gerade die Werbung für eine neue Limonade lief. „Natürlich kannst du das. Die werden schnell das Interesse verlieren.", widersprach Paul und Martin nickte. „Paul hat Recht. Spätestens Morgen benimmt sich ein weiterer Promi daneben und alle Paparazzi laufen ihm hinterher.", versuchte auch Marie mich zu beruhigen, aber ich sah bereits wieder den Keller von Hubert vor mir. Immer wieder sah ich den Gürtel auf mich zu schnellen und zuckte daher wiederholt zusammen. „Mila? Hörst du uns?", Martin setzte sich neben mich, achtete aber darauf mich nicht zu berühren. „Sie können dir nichts tun. Martin und ich passen auf dich auf.", hauchte mir Paul ins Ohr und ich begann schneller zu atmen. „Nicht nur die beiden. Auch ich und Klaus, Stephan und Daniel, Jule und Hannah.", zählte Marie auf und ich fing an zu weinen. „Genauso. Lass die Angst zu, du bist stärker als sie.", Pauls Lippen war meinem Ohr wieder so nah das ich das Gefühl hatte seine Stimme wären in meinem Kopf. Mit einem lauten Schluchzen krümmte ich mich und sofort rückten Paul und Martin näher und nahmen mich in ihre Mitte. Immer wieder sprachen sie mir Mut zu und hörten selbst dann nicht auf als Klaus klingelte und in das Wohnzimmer kam.
Entkräftet ließ ich mich zur Seite kippen und landete mit dem Kopf auf Pauls Schoß. „Panikattacke?", riet Klaus und atmete tief durch als Martin nickte. Als ich spürte wie mein Vater aufstehen wollte, griff ich nach seiner Hand und hielt sie fest umklammert.
Von dem Gespräch um mich herum bekam ich nicht viel mit, da ich immer wieder für ein paar Sekunden einschlief. „Also wird sie sich damit abfinden müssen?", brummte Paul und drehte eine meiner Haarsträhne um seinen Finger. „Scheint so. Ich glaube nicht, dass sie non-Stop einen Beamten an ihrer Seite haben will.", erwiderte Klaus und griff nach der Tasse vor sich. „Hat sie das nicht immer? Entweder Martin oder Paul.", wand Marie an und ich lächelte müde. „Aber wir sind dann nicht im Dienst.", erklärte mein Vater und strich mit seinem Daumen über meine Hand. „Aber ihr seid da. Das hat heute auch geholfen. Wedelt mit eurem Dienstausweis herum und gut ist. Sonst regel ich das.", zischte meine Stiefmutter und ich setzte mich auf. „Ich schaffe das schon, Marie. Wegen mir musst du nicht straffällig werden.", nuschelte ich und musste mich anstrengen nicht gleich wieder umzukippen. „Keine Sorge, Mila. Ich hab so meine Mittel und Wege.", lachte meine Stiefmutter und ich nickte um dann doch wieder auf Pauls Knie zu sinken. „Nimm es ihr nicht übel Klaus, aber sie hat heute auch ewig in der Küche gestanden und gekocht.", erklärte Martin mein Verhalten und deckte mich wieder mit der Sofadecke zu. „Essen?", die Augen von Klaus wurden riesig und er setzte sich kerzengerade hin. „Schon unterwegs.", nuschelte ich, stand auf und torkelte in die Küche. „Mila?", sofort eilten die vier mit hinterher und beobachteten besorgt wie ich beinahe blind, die Resten des Mittagessen und das was ich im Kühlschrank fand, auf einen Teller anrichtete und damit wieder zurück ins Wohnzimmer schlurfte. „Du hättest nicht...", fing Klaus an als ich mich vor ihm stellte und abwartend ansah. „Was wollen Sie trinken? Wir haben Wein und Kölsch da. Auch ist noch eine Flasche Cola im Kühlschrank.", betete ich hinunter und sah den Hauptkommissar emotionslos an. „Kleine?", Martin wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und auch Paul wurde langsam nervös. „Als wäre sie nicht da. Nur Körperlich.", Marie lief in die Küche und kam einige Sekunden später mit einem Glas Wasser wieder in dem Eiswürfel schwammen. „Es tut mir leid, aber es muss sein.", murmelte sie und kippte mir das Wasser über den Kopf.
Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte meine Stiefmutter an. „Was sollte das?", fuhr ich sie an und strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht. „Du hast auf nichts anderes reagiert.", verteidigte sich Marie und reichte mir ein Handtuch dass sie ebenfalls aus der Küche geholt hatte. Erst jetzt fiel mir auf dass ich nicht mehr auf dem Sofa saß oder lag sondern vor Klaus stand. „Was ist passiert?", ich sah zu Martin, der mich direkt in seinen Arm zog. „Ich wies nicht was das war. Nur dass du mir tierische Angst gemacht hast.", erklärte er und drückte mir einen Kuss auf den Haaransatz. „Und du hast mir was zu essen gemacht.", fügte Klaus hinzu und deutete auf den Teller der auf dem Esstisch stand. „Nicht mein bestes Werk.", rügte ich mich selber und löste mich von meinem Vater um auf den Esstisch zuzugehen und den Teller an mich zu nehmen. „Vergiss es gleich wieder!", zischte Paul, schlang seine Arme von hinten um meine Hüften und zog mich an seine Brust. „Ich muss doch nur ein paar Sachen machen.", erklärte ich und wollte Pauls Griff um meinen Körper lösen, aber er hob mich hoch und ging ein paar Schritte zurück. „Mila Fuchs. Du wurdest heute das erste Mal mit der Presse konfrontiert, hast ein drei Gänge Menü gezaubert und eine massive Panikattacke gemeistert. Das einzige was du heute noch machst, ist deinen hübschen Po in dein Bett legen und dich auszuruhen.", befahl Paul und hielt mich dabei eisern fest. „Aber...", wollte ich widersprechen, aber Martins Blick ließ mich augenblicklich verstummen. „Ich stimmt Paul voll und ganz zu. Naja bis auf den Teil mit dem hübschen Po, denn das Urteil will ich mir als dein Vater nicht unbedingt machen.", lachte Martin und wuschelte durch meine nassen Haare. „Und jetzt macht dass ihr hoch kommt, sonst kidnappe ich Mila noch, damit sie mir auch ein drei-Gänge-Menü kocht.", drohte Klaus mit einem breiten Lächeln. Paul ließ sich nicht zweimal bitte, hob mich hoch und eilte mit mir aus dem Raum.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt