„Mila atme."

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Ehe Olga reagieren konnte, griff ich in ihre Haare und riss ihr einen Büschel Haare raus. „Du kleine Schlampe!", brüllte meine leibliche Mutter und wollte mit dem Messer auf mich einstechen. Wenn mich aber all die Jahre der täglichen Misshandlungen eins gelernt haben, dann wie man den Attacken ausweicht, so schaffte ich es dem Messer auszuweichen und mit der Hand, die keine Haare festhielt, Olga über den Unterarm zu kratzen. „Du willst es also auf die harte Tour.", Olgas Gesicht wurde emotionslos als sie das Messer fest umklammerte und wie von Sinnen versuchte damit auf mich einstechen. Aber wieder wich ich dem tödlichen Stichen aus und rief, so laut ich konnte nach Martin und Marie.
Als das Licht im Wohnzimmer an ging kam Olga wieder zu sich, versuchte noch ein letztes mal zuzustehen und ergriff dann die Flucht.

„Mila? Was ist passiert? Wieso bist du hier draußen?", Martin kam auf mich zugeeilt und Marie war knapp hinter ihm. „Olga.", keuchend wies ich mit einer Hand in die Richtung in der meine leibliche Mutter geflohen war und wich erschrocken einen Schritt zur Seite als mein Vater an mir vorbei und in die Richtung in die ich wies eilte.
„Hat sie dir was angetan?", Marie tauchte neben mir auf und führte mich vorsichtig zu einem der Trassenstühle. Unfähig was zu sagen, hielt ich ihr meine Hände hin, die ich noch immer krampfhaft zu Fäusten ballte. „Sind das Haare? Die sind doch blond. Hast du ihr Haare rausgerissen?", mutmaßte Marie gerade als Martin wieder völlig außer Atem zu uns stieß. „Ich hab sie nicht erwischt.", keuchte er und sah mich besorgt an.
„Mila hat ihr Haare rausgerissen.", informierte ihn meine Stiefmutter und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Wirklich?", ungläubig hockte sich mein Vater vor mich hin und auch ihm hielt ich meine Fäuste hin. „Marie, ruf bitte Klaus an und erzähl ihm was passiert ist.", wies er seine Frau an, die sofort los lief. „Hab sie gekratzt.", hauchte ich mit leiser Stimme und hielt ihm die passende Faust hin. „Du bist der Wahnsinn.", lobte er mich und drückte meine Hände, an meinem Handgelenken runter, sodass ich sie auf meinen Oberschenkel ablegte. „Und genau da lässt du sie liegen, bis ich dir was anderes sage. Und lass die Fäuste zu.", befahl er und ich nickte mechanisch.

„Klaus ist auf dem Weg.", Marie kam zurück auf die Terrasse und legte mir die Decke um die Schultern, unter der ich vor dem Ganzen glücklich eingeschlafen war. Wieder stieg mir Olgas Parfüm in die Nase, sodass ich die Luft anhielt um nicht in Panik zu verfallen.
„Mila atme.", Martin nahm mein Gesicht in seine Hände und zwang mich so ihn anzusehen. Ich aber schüttelte meinen Kopf und kniff meine Augen zusammen. „Doch, du musst atmen!", obwohl er in seinem Polizeitonfall sprach schüttelte ich wieder meinen Kopf. „Warum nicht?", wollte Marie panisch wissen und wickelte die Decke enger um mich. „Riecht nach ihr.", keuchte ich und presste dann wieder die Lippen zusammen.
Kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, griff mein Vater die Decke, riss sie von meinen Schultern und warf sie so weit wie er konnte weg. „Danke.", stöhnend ließ ich mich an die Lehne des Stuhles sinken. Ich war so damit beschäftigt den Sauerstoff in mir aufzunehmen das ich nicht mitbekam wie eine Horde Beamter den Garten stürmten.
„Hey ihr drei.", begrüßte uns Klaus und hielt die Decke in der Hand die Martin vor nicht mal einer Minute weg geschmissen hatte. „Stöpsel, bring sie weg!", befahl mein Vater direkt und entriss Klaus die Decke als sein bester Freund ihn nur verwirrt ansah. „In der Decke hängt das Parfüm von Olga.", raunte meine Stiefmutter Klaus zu, als Martin die Decke in den hinteren Teil des Garten brachte.
„Wie geht es dir Kleine.", widmete Klaus nun seine volle Aufmerksamkeit nun mir und hockte sich vor mir hin. Als er seine Hände auf meine legen wollte brüllte ich ihn an und schob den Stuhl mit meinen Füßen weiter nach hinten. „Ich wollte dir nichts tun.", versuchte mich der Dienstellenleiter zu beruhigen und sah Marie hilfeersuchend an. „Sie hat Olga Haare rausgerissen. Und sie gekratzt. Daher die Fäuste.", erklärte Martin kaum das er neben mir stand und legte mir eine Hand auf den Unterarm. „Charly ist zwar gerade vorne am Zaun aber ich hole sie. Ihr solltet euch vielleicht um den Cut an ihrem Hals kümmern.", entschied Klaus, stand auf und verschwand in der Dunkelheit.

„Den Cut?", entfuhr es meinen Eltern gleichzeitig und sahen mich mit weit aufgerissen Augen an. Als ich nicht reagierte legte mir mein Vater seinen Zeigefinger unter das Kinn und drückte es so hoch. „Den hab ich nicht gesehen. Ich hole den erste Hilfe Kasten.", rief Marie und lief ein weiteres mal in das Haus. „Soll ich Robert anrufen? Oder Oli? Ich weiß es ist mitten in der Nacht, aber ich bin mir sicher einer von den beiden wird kommen.", erkundigte sich Martin und strich sanft über meinen Unterarm. „Nein. Es geht mir gut. Ich... ich... ich weiß es selber nicht.", erwiderte ich und sah mich im Garten um. In dem Moment kamen fünf uniformierte Beamte auf ums zu und ich wich unwillkürlich näher an meinen Vater heran.
„Das sind Gino, Arne, Moritz, Tobi und Janos.", stellte mir Martin die Polizisten vor, die als ihr Name fiel, die Hand hoben. „Hallo.", ich nickte den fünf Personen zu und sah dann wieder zu meinem Vater. „Keine Sorge. Das sind alles Freunde von mir. Sie werden sich die Umgebung ansehen. Vielleicht finden sie was.", beruhigte er mich und ich nickte stumm. Gerade als Marie mit dem Verbandsmaterial um die Ecke kam, kam auch Klaus wieder, neben ihm stand Charly, die sich direkt einen Stuhl schnappt und ihn so hinstellte dass sie mir gegenüber saß. „Ich hab gehört du hast mir ein bisschen Arbeit verschafft. Darf ich?", scherzte die Kriminaltechnische Assistentin und hielt mir ihre Hand hin. Als ich mich aber nicht bewegte wollte sie selber meine Hand in ihre nehmen, ich zog sie aber weg.
„Mila, hast du angst vor Charly?", wollte mein Vater wissen aber ich schüttelte meinen Kopf. „Was ist dann los?", harkte er nach und ich warf der Frau mir einen raschen Blick zu. Da sie gerade in dem Koffer auf dem Terrassentisch wühlte lehnte ich mich zu Martin und flüsterte ihm „Du hast doch gesagt ich soll die liegen lassen. Und die Fäuste ballen." in das Ohr. „Ach Kleine. Du kannst Carly die Hände hinhalten. Sie sichert die Spuren.", erklärte mein Vater sanft und hauchte einen Kuss auf meine Stirn.
In den nächsten Minuten beobachtete ich die Kriminaltechnische Assistentin wie sie erst die Haare aus der einen Faust in eine Plastiktüte gab und dann mit einem kleinen Stab unter den Fingernägel der anderen Hand entlang fuhr und ihn immer wieder auf einem kleinen Tuch abwischte.
„Ich hab jetzt alles. Chef du darfst. Halt die Ohren steif, Mini-Fuchs.", verabschiedete sich Charly und verschwand so schnell sie gekommen war.

Unter dem Radar: Die Frau mit den Eisblauen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt