Rogue Hero

#5

Als ich wieder aufwachte, befand ich mich immer noch in der Limousine. Nein. Die Lederausstattung war zwar identisch und Mr. McRoy saß mir immer noch gegenüber. Aber etwas war anders. Er las ein Buch mir dem Titel 'Der gesellschaftliche und historische Einfluss der Kartoffel'. "Nettes Buch.", sagte ich grinsend. "Ah, Du bist wach.", antwortete der Lehrer. "Jede Art von Wissen kann nützlich sein. Ruh dich aus, in etwa einer halben Stunde sind wir da. " Ich sah aus dem Fenster und beobachtete die schroffen Berge und grünen Wiesen die an meinen Augen vorbeizogen, während ich spürte wie die Nachwikungen des Betäubungsmittels nachließen. Dann tastete ich meine Jeans ab. "Dein Handy habe ich dir abgenommen, ebenso deine Armbanduhr.", sagte Mr. McRoy ohne von seinem Buch zu blicken. Ich griff unauffällig in die Innentasche meiner Jacke. Das Medallion war noch da. Ich zog es heraus, ließ es aufschnappen, warf einen kurzen Blick auf die Uhr im Inneren und steckte es wieder weg."Also,", setzte ich an. "Die Akademie befindet sich also in Schottland." Langsam ließ Mr. McRoy sein Buch sinken. "Wie... Was..Wie kommst Du darauf?", stammelte er. Lächelnd lehnte ich mich zurück. "Wir sind um 8 Uhr morgens gestartet. Dem Sonnenstand nach zu schließen ist es höchstens Nachmittag. Wären wir in Amerika oder Asien würde ich die Auswirkungen des Fluges stärker spüren. Das ist seit meiner Kindheit so, nach einem längeren Flug ist mir noch Stunden danach übel und schwindelig, davon konnten sie nichts wissen. Die Landschaft hier ist charakteristisch für Schottland. Gut, solche Landschaften gibt es auch in anderen Teilen der Welt , aber ich sehe einige Baumarten, die hauptsächlich im Norden Schottlands anzutreffen sind. Das deutlichste Indiz ist aber, das wir uns in einer anderen Limousine befinden. Augenscheinlich gibt es keinen Unterschied, sogar der Motor macht exakt die selben Geräusche. Allerdings wurde das Leder dieser Sitze mit Walnussöl behandelt. Wären wir noch auf dem Festland, wäre ein Autowechsel doch gar nicht nötig gewesen. Also, was ist das für eine Akademie? Welche Schule händigt ihren Lehrern schon Waffen aus? Die Ausbeulung ihres Sakkos unter ihrer rechten Schulter verrät sie. Und ich verlange die Wahrheit." Mr. McRoy lachte leise und griff unwillkürlich an sein Sakko. "Verzeih mir bitte. Wir haben dich wohl unterschätzt. Gut, wir haben noch ein wenig Zeit. Ich versuche dir auf deine Fragen zu antworten." Ich verschränkte die Arme und fragte:"Was ist das für eine Akademie?" "Sie hat keinen bestimmten Namen. Wir haben Zweigstellen in der ganzen Welt. In der Akademie werden nur die besten Schüler der Welt aufgenommen. Jeder mit besonderen Talenten." "Also bilden sie die Jugendlichen aus. Und für wen? Denn kein Geheimdienst der Welt könnte es sich leisten seine zukünftigen Angestellten einzeln einzufliegen." "Die Berichte über dich stimmen. Du bist wirklich klüger als dir gut tut.", sagte mein Gegenüber. "Hinter der Akademie steht eine sehr mächtige Organisation. Für die nächsten Minuten gibt es eine Regel: Du gehst jetzt davon aus, dass ich dir nichts als die Wahrheit erzähle. Also, bist Du dabei?" "Was habe ich denn für eine Wahl?", sagte ich bitter. "Also gut. Was immer Sie mir jetzt erzählen, es ist die Wahrheit." Mr. McRoy lehnte sich zurück und schien nachzudenken. "Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Geschichten bestimmt. Nur das es keine Geschichten sind. Klar, einige wurden aufgebauscht und verändert, aber der Kern ist wahr. Diese Wesen existieren wirklich." Das zu glauben viel mir nicht weiter schwer. Den Beweis trug ich am Arm und auf der Brust. "Ich gehöre einer internationalen Gruppierung von Menschen an, die es sich zur Aufgabe gemacht hat die Menschheit vor solchen Wesen zu schützen. OWKOP.Die Organisation zur weltweiten Kontrolle okkulter Phänomene. Aber wir werden einfach 'Die Organisation' genannt." "Und das heißt.....", setzte ich zögernd an. Mr. McRoy lächelte und sagte:"Genau, wir wollen dich zu einem Jäger ausbilden."