Lachend wich ich dem Angriff des Mannes vor mir aus. Die Machete zischte knapp an meinem Kopf vorbei und blitzschnell schoss mein Messer vor und zerfetzte die Kehle meines Gegners. Warmes Blut spritzte mir entgegen, was mich aber nicht weiter störte. Ich drehte mich um und sah Emilia, die gerade ihre Klinge aus der Brust eines Kartellkämpfers riss. Auch die Cambion war von oben bis unten mit Blut besudelt und ihre Augen glühten in einem kalten Blau. In einer Ecke lag ein Mann, der einige tiefe Schnittwunden am ganzen Körper hatte und mit zitternden Händen versuchte Patronen in seinen Revolver zu schieben. Allerdings würde er dazu noch mindestens eine Minute brauchen, also konnte ich mir ruhig Zeit lassen. "Alles in Ordnung bei dir?", rief ich Emilia zu. Die Cambion streckte mir ihren nach oben gereckten Daumen entgegen und sah sich aufmerksam in dem Hangar um. "Da hinter den Kisten ist noch jemand.", stellte sie fest, steckte ihr Messer weg und hob ihre Flinte. "Wir sollten ihn erstmal am Leben lassen.", sagte sie und ging auf ein paar Kisten zu, die in einer Ecke aufeinander gestapelt waren. Lächelnd drehte ich mich wieder zu dem Typen um, der dabei war, zu verbluten. Inzwischen hatte er es geschafft den Revolver zu laden und richtete die Waffe auf mich. "Verpiss dich, oder ich knall dich ab!", schrie er mich mit vor Angst verzerrter Stimme an. Mit einem kurzen Blick versicherte ich mich, dass Emilia außerhalb der Schusslinie war, dann steckte ich mein Messer weg. "Versuch es.", erwiderte und musterte die Löcher in meiner Kleidung, wo mich etwa ein Dutzend Kugeln getroffen hatte. "Wir haben eben den größten Teil deiner Freunde getötet, meine Freundin kümmert sich gerade um den letzten. Ist dir nicht aufgefallen, dass ich durch das Sperrfeuer deiner Freunde spaziert bin?" Tatsächlich war ich ein wenig von meiner eigenen Kaltblütigkeit überrascht gewesen. Nun, da ich nicht mehr unsterblich war, hatte ich die Grenzen meines Heilfaktors austesten wollen. Und wie ging das besser als in einem Hangar voller schwer bewaffneten Idioten und mit der Fähigkeit Schmerzen auf ein Minimum zu reduzieren? Meine Arme und Beine waren durchlöchert worden wie Schweizer Käse und die größeren Kaliber hatten klaffende Wunden hinterlassen. Mindestens zwei Kugeln hatten mich am Bauch getroffen und die Projektile steckten tief in mir. Hätte ich mein Schmerzempfinden nicht drastisch reduziert, würde ich vermutlich wimmernd am Boden liegen, aber die meisten Wunden waren bereits verheilt. "Los, Weichei!", knurrte ich. "Tu es!" Der Mann spannte mit zitternden Händen den Hahn, wobei ihm die Waffe fast aus der Hand fiel. Als er abdrückte, flog die Kugel weit an mir vorbei und schlug in das Blechdach des Hangars ein. "Ernsthaft?", spottete ich. "Stevie Wonder ist ein besserer Schütze als du." Der Mann rutschte weiter von mir weg, wobei er eine beachtliche Blutspur hinterließ, bis er schließlich halb an der Wand lehnte. Er packte den Griff des Revolvers mit beiden Händen und zielte sorgfältiger, diesmal auf mein Herz. Ein grimmiger Ausdruck der Verzweiflung trat in sein Gesicht und er drückte drei Mal schnell hintereinander ab. Zwei der Kugeln trafen meine Brust, sie drangen zwar nicht durch die Haut, brachten mich aber ein wenig ins Wanken. Das dritte Projektil traf meinen linken Unterarm und hinterließ ein großes, hässliches Loch. Mein Lächeln wurde zu einem Grinsen, als ich mit meiner Rechten ein Beil aufhob, dass in einer Blutlache gelegen hatte. Voller Panik weiteten sich die Augen des Mannes. Als ich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, murmelte er ein paar Worte, schloss die Augen und hielt sich den Revolver unters Kinn. Hirnbröckchen und Schädelsplitter spritzten an die Wand und der Körper es Mannes erschlaffte. Etwas tief in mir war erschüttert, dann rief ich mir ins Gedächtnis was diese Männer alles getan hatten. Halb Kuba wurde von den Ángeles Rebeldes mit Drogen versorgt und jeden Tag wurden junge Frauen von ihnen entführt und an den Meistbietenden verkauft. Jeder dieser Männer hatte den Tod verdient. Ich hatte Vampire, Dämonen und andere Wichser getötet, aber immer wieder traf ich menschlichen Abschaum, der selbst einen Dämon wie einen unschuldigen Welpen dastehen ließ. Mit aller Kraft warf ich das Beil, dessen Schneide sich tief in die Brust der Leiche grub. Dann drehte ich mich zu Emilia um, die den letzten Überlebenden gerade in die Mitte des Hangars bugsierte und ihm den Lauf der Flinte in die Kniekehlen stieß, woraufhin der Typ auf die Knie fiel. Er war vielleicht Mitte dreißig und hatte schulterlange, schwarze Haare, die durch etwa zwei Kilo Gel am Kopf anlagen und im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren, der aber mehr nach dem Schwanz einer Ratte aussah. Auch das sein Gesicht frappierende Ähnlichkeit mit einem Frettchen aufwies, trug nicht gerade zu seiner Attraktivität bei. "Wo sind eure Waffen?", fragte ich. "Maricon.", zischte er und spuckte mir vor die Füße. "Er hat dich gerade…" "Das brauchst du nicht zu übersetzen.", unterbrach ich Emilia. "Ich spreche gut genug Spanisch um zu es verstehen, wenn mich jemand als Schwuchtel bezeichnet." Emilia lachte und drückte dem Frettchen-Kerl die Mündung ihrer Flinte gegen den Hinterkopf. "Siehst du das?", fragte ich, ging vor dem Mann in die Hocke und hielt ihm meinen Unterarm so vors Gesicht, dass ich ihm durch das Loch darin in die Augen sehen konnte. Ich konnte sehen wie seine Großspurigkeit einen deutlichen Dämpfer bekam, als er sah, wie das Loch zuwuchs, bis nur noch eine Narbe zu sehen war. "Also, Arschloch. Wo sind eure Waffen?", stellte ich meine Frage erneut und wechselte ins Spanische. Wieder spuckte er aus, diesmal in meine Richtung. "Tötet mich doch. Wir sind viele, wenn sich das hier rumspricht, seid ihr geliefert! Die Ángeles werden dich ausweiden und deine kleine Schlampe erst ficken, während du dabei zuguckst und sie dann verkaufen.", sagte er, seine schrille Stimme machte das ganze aber ziemlich lächerlich. Seufzend zog ich ein Messer aus meinem Stiefel und rammte ihm die Klinge in die Schulter. Langsam begann ich Magie in das Messer fließen zu lassen. Das Plastik wurde weich und der gezackte Stahl der Klinge erhitzte sich, bis mir der Geruch von verbranntem Fleich in die Nase stieg und Frettchen-Fresse vor Schmerz aufschrie. "Ich würde dir liebend gerne weiter zuhören.", sagte ich so freundlich wie möglich. "Aber wenn du mir nicht bald etwas Interessantes erzählst, unterhalte ich mich, indem ich dir die Scheiße aus dem Leib prügel."
Als ich wenige Minuten später die schwere Falltür öffnete und die Leiter runterstieg, stieß ich einen beeindruckten Pfiff aus. "Feuerlöckchen, guck dir das mal an!" Frettchen hatte recht schnell nachgegeben und uns verraten, dass sich unter dem Hangar ein Keller befand, in dem Waffen und Geld gelagert wurden und ich hatte mit einer kleinen Kammer und ein paar Gewehren gerechnet, aber das hier übertraf meiner Erwartungen um ein Vielfaches. Auch Emilia kam die Leiter runter und grinste breit. "Das sollte reichen.", meinte sie und ließ ihren Blick über die Waffen wandern. Auch ich sah mir das Buffet der Kriegswerkzeuge an. In dem riesigen Raum standen Dutzende Waffenständer voller Schusswaffen und Tische, auf denen sich Messer, Munition und Geldbündel stapelten. Ich sah die gängigsten Maschinengewehre des Militärs, amerikanische M14 und M16, deutsche G36 und natürlich russische AK-47, der Evergreen wenn es um die gewalttätige Lösung zwischenmenschlicher Konflikte ging. In einer anderen Ecke befanden sich Maschinenpistolen, am häufigsten vertreten war die MP7 der Firma Heckler&Koch. Die Typen hatten für die meisten Probleme die Lösung, und meistens machte sie 'Peng'. Emilia und ich schnappten uns einige Waffen- und Seesäcke und begannen diverse Waffen und haufenweise Munition einzupacken, genug, um eine kleine Armee damit auszurüsten. Gewehre, Handfeuerwaffen und Granaten, dazu noch eine Menge Messer und Macheten. Dann füllte ich noch einen Seesack mit Bargeld, bündelweise 100$-Noten, gut und gerne zwei Millionen Dollar. Ich überschlug das kurz, in den USA bekam man dafür um die 800.000 Happy Meals. Plötzlich fiel mein Blick auf einen Tisch mit Messern und Handfeuerwaffen und meine Augen leuchteten auf. "Meins!", rief ich, stellte den Seesack ab und ging zum Tisch. Mit einem breiten Grinsen nahm ich die Waffe, die mir ins Auge gestochen war. Eine silberne M1911, mit einem eingravierten Muster aus verschlungenen Ranken. Die Griffschalen waren aus Elfenbein und auch, wenn ich es abartig fand, Elefanten für ihre Stoßzähne zu töten, war diese Waffe ein wahres Kunstwerk. Ohne Emilias Reaktion abzuwarten schnappte ich mir ein Oberschenkelholster, schnallte es mir um und zurrte es mit geübten Handgriffen fest. Kurz überprüfte ich das Magazin meiner neuen Pistole, dann schob ich sie ins Holster. Als ich mich zu Emilia umdrehte, schüttelte die Cambion den Kopf und lächelte. "Du hast echt 'nen Knall, das ist dir klar, oder?" Ich lächelte zurück, küsste sie und erwiderte: "Jep. Aber das macht einen großen Teil meines Charmes aus." Emilia verdrehte die Augen. "Komm, lass uns die Waffen zum Van bringen. Schließlich müssen wir unseren neuen Verbündeten noch beibringen wie man damit umgeht." Da ich mühelos mehrere Säcke gleichzeitig tragen konnte, dauerte es nicht lange, bis wir mit den letzten beiden Waffensäcken in dem nun ziemlich leeren Keller standen. Emilia stieg die Leiter hoch und während ich ihr unauffällig auf den Hintern guckte, entdeckte ich eine Waffe, die mir bislang nicht aufgefallen war. "Geh schon mal vor", sagte ich fröhlich. "Ich will Jack ein Geschenk mitbringen."
Als ich kurz darauf den Waffensack im Van verstaute, sah Emilia die Waffe, die ich geschultert hatte. "Nath, nein!", sagte sie entrüstet. "Jack ist schon mit einer simplen SMS überfordert. Du kannst ihm keinen Granatwerfer in die Hand drücken!" "Wieso?", fragte ich grinsend. "Das wird lustig." Wieder schüttelte die Cambion den Kopf, sparte sich aber eine Antwort und stieg ein. Ich legte den Granatwerfer zu den anderen Waffen und setzte mich auf den Beifahrersitz. Emilia studierte gerade eine Landkarte. "Was meinst du?", fragte sie und deutete auf einen Punkt, der ziemlich genau zwischen Havanna und Santiago de Cuba lag. "Reicht das?" Ich überschlug kurz Entfernung und Fahrzeit und antwortete: "Ja, 430 Kilometer Schattenreisen sollte kein Problem sein, selbst mit den ganzen Waffen. Aber ich sollte vorher noch ein wenig schlafen." Emilia schmunzelte. "Dann hast du knapp fünf Stunden Zeit. Und ich suche die Musik aus." Ich schloss die Augen und streichelte kurz über den Griff meiner neuen Waffe, während Emilia den Motor startete und nach einem akzeptablen Radiosender suchte. Ich war zwar voller Blut und langsam begann ich meinen Körper wieder zu spüren, ein Gefühl auf das ich vorerst verzichten konnte, dennoch schlief ich bereits nach wenigen Minuten tief und fest.
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...