"Der bescheißt doch!", knurrte Damon und knallte seine Karten auf den Tisch. "Was hast Du erwartet?", brummte Marcus. "Jack ist ein Dämon. Natürlich betrügt er." Ich lachte leise und betrachtete meine Karten. Marcus hatte mein Angebot während seinem Aufenthalt in Kuba in der Villa zu wohnen angenommen, hatte nicht mal lange gepackt, sondern einfach ein paar Waffen und Kleidung zum wechseln mitgenommen. Inzwischen graute der Morgen, seit Stunden saßen wir am Küchentisch. Anfangs hatte ich mit Ärger gerechnet, immerhin war Jack ein Dämon. Aber zu meiner Verblüffung hatte Jack sich mit allen gut verstanden, besonders mit Nuala. Das Mädchen hatte erst Angst gehabt, aber der Dämon war überraschend freundlich gewesen, er schien Kinder zu mögen und mit seiner humorvollen Art hatte er auch die Anderen schnell für sich gewonnen. Marcus war weitaus befangener gewesen, er hatte nur dagesessen und in knappem, militärischen Ton geantwortet, bis er erfahren hatte, dass auch Kiara von SOL gefangen gehalten worden war. Darüber gesprochen hatten sie zwar nicht, aber durch das gemeinsame Schicksal schien Marcus lockerer geworden zu sein. Und gegen Mitternacht hatte Jack aus dem nichts einen schwarzen Koffer hervorgezaubert und uns grinsend ein Spielchen vorgeschlagen. Damon, Emilia und Jasmin waren sofort dabei gewesen, ebenso wie Marcus und ich. Eric und Lyra hatten sich nach oben verzogen, ich hatte das Gefühl, dass da etwas lief, aber sagte nichts. Das ging mich nichts an, solange sie sich nicht zu sehr abgelenken ließen. Jasmin war auf ihr Zimmer gegangen, sie schien an etwas zu arbeiten. Kiara hatte nur entschuldigend mit den Schultern gezuckt und gemeint Glücksspiel läge ihr nicht. Dennoch war sie geblieben und guckte zu. Also pokerten wir nur zu sechst. Lachend streckte Jack den Arm aus um den Gewinn einzusacken. "Tja, gegen ein Full House kommst Du nicht an." "Nicht so schnell", sagte ich seelenruhig und legte meinen Karten auf den Tisch. "Royal Flush." Dem Dämon klappte fast die Kinnlade runter. "Verdammte Scheiße! Das kann nicht sein!", meinte er stirnrunzeld. "Das sind meine eigenen Karten!" Ich tat mein bestes um nicht zu grinsen und erwiderte: "Deine Karten mögen vielleicht gezinkt sein, aber Du hättest mich nicht austeilen lassen sollen. Das erste Mal habe ich mit 7 gepokert. Hab meinem Babysitter fast 200$ abgeknöpft. Gesehen habe ich davon nichts, wer glaubt schon einem Kind." Die Anderen starrten mich an, dann legte Jack den Kopf in den Nacken und lachte schallend. "Kleiner, Du wirst immer sympathischer." Nun grinste ich doch. Ich wollte zu einer Antwort ansetzen, als Eric in die Küche gestürzt kam. "Nath!", sagte er, seine Stimme hat etwas alarmierendes. "Wir haben eine Einheit von SOL entdeckt!" Ich sprang auf, wobei ich meinen Stuhl umstieß ohne es zu merken. "Wo?", fragte Marcus, womit er mir zuvorkam. "Im botanischen Garten.", antwortete Eric. Meine Gedanken rasten. "Damon, Du bleibst mit Eric, Lyra und Jasmin hier. Ich brauche euch um die Villa zu beschützen, für den Fall der Fälle. Die Anderen kommen mit. In zehn Minuten brechen wir auf." Ringsum wurde genickt, selbst Marcus und Jack stimmten mir zu. Ich sprintete die Treppe hoch und füllte mein Magazin auf. Normale Munition würde reichen, aber aus reiner Gewohnheit steckte ich noch geweihte Munition ein. Ich überprüfte ein letztes Mal meine Ausrüstung, dann ging ich ins Wohnzimmer. Marcus und Jack waren bereits da, unruhig lief der Typhokinetiker hin und her. Wenige Minuten später standen auch Emilia und Kiara kampfbereit im Wohnzimmer. Die Eismagierin trug Kampfstiefel, Leggings und ein knappes türkisches Kleid, darüber eine schwarze Lederjacke, die, wie ich wusste, mit Kevlar verstärkt war. An Waffen trug sie lediglich ein Messer und eine Pistole am Oberschenkel. Bei ihrem Anblick blieb Marcus stehen, musterte sie ungläubig und lächelte leicht. Dann schüttelte er den Kopf und nestelte an seiner Jacke rum. Emilia hatte wie gewöhnlich ihre Kampfausrüstung gewählt, ihre Schrotflinte hing über ihrer Schulter und ein Patronengurt zierte ihre Hüfte. Ich ging zurück zum Tisch, breitete eine Karte aus und schnappte mir einen Kuli. Schnell erklärte ich meinen Plan, zeichnete einige Pfeile und markierte wichtige Stellen. An einem Punkt gab es zwar fragende und erstaunte Blicke, aber niemand sagte etwas. Als ich fertig war fragte ich: "Bereit?" Alle nickten, dann packten wir einander an den Händen. "Jack.", sagte ich. "Wenn ich bitten dürfte." Der Dämon legte seine Hand auf Marcus Schulter und schloss die Augen. Tiefroter Rauch stieg auf und hüllte uns ein, im nächsten Moment waren wir verschwunden.
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...