Der Boden schien bei jedem meiner Schritte Risse zu bekommen, als ich auf Anderson zuging. Wellen dunkler Energie gingen von mir aus, die Marcus dazu zwangen einige Schritte zurück zu machen. Direkt vor Andersons Schild blieb ich stehen. "Glaubst du wirklich, dein Schild würde dich beschützen?", fragte ich und drückte die Schwertspitze gegen die Kuppel. Sofort schoss ein brennender Schmerz durch meinen Arm, aber ich ignorierte ihn, rief die Schatten und befahl ihnen den Schild zu brechen. Schwarze Linien zogen sich durch das Licht, ausgehend von der Schwertspitze, bis sie die komplette Kuppel bedeckten und mit einem Geräusch wie von brechendem Glas zersprang der Schild. Anderson spuckte aus und festigte den Griff um Durendal. "Glaubst du wirklich ich hätte nicht noch ein Ass im Ärmel?", knurrte er und zog die Schneide über seine linke Handfläche. Als sein Blut über die graue Klinge rann, begann Durendal zu glühen. Das Licht durchströmte Andersons Körper und ließ seine Augen in gespenstisch aufleuchten. Dann sprang er auf mich zu, Durendal zum Hieb erhoben. Ich konnte die Macht, die den Träger der heiligen Waffe erfüllte, geradezu sehen. Mit einer kurzen Handbewegung ließ ich Ketten auf Anderson zuschießen und sich um seine Beine schlingen, die dieser aber mühelos durchtrennte. Nur mit großer Mühe gelang es mir, seine Angriffe zu parieren, ich reagierte mehr instinktiv, als das ich die Klinge meines Gegners sah. Mit einem wütenden Schrei riss ich meine Waffe hoch, blockte Andersons Schlag und stach mit dem Kunai zu. Der Jäger versuchte noch auszuweichen, aber die Spitze zerfetzte seine Kleidung und hinterließ einen tiefen Kratzer. Fast augenblicklich wurde sein Körper steif, aber bevor er einfach umfallen konnte, zwang ich ihn in die Knie und trat ihm Durendal aus der Hand. Brennender Hass loderte ihn mir auf, als ich das Kunai wegsteckte und meine Waffe mit beiden Händen packte, bereit Andersons Leben zu beenden. Doch gerade als ich ausholen wollte, tauchte Jack in einem roten Rauchwirbel auf. Der Dämon sah übel aus. Er hatte tiefe Wunden und seine Kleidung hing ihm in Fetzen vom Leib. Sein linkes Horn hatte Risse und er humpelte. "Nath...", sagte er schwach. "Du… musst den anderen... helfen." "Was ist passiert?", fragte ich besorgt. "Leviathan. Sie ist in… Okinawa. Wir sind… nicht stark genug." Ich ließ meine Waffe verschwinden, schnappte mir Durendal, schob es in die Scheide zurück und schwang es mir auf den Rücken. "Marcus", rief ich, während die Schatten sich schon um mich schlangen. "Anderson gehört dir. Tu mit ihm was du willst. Geht danach zur Villa zurück, ich muss zu den anderen. Und… nehmt Damon mit." Ich warf einen letzten Blick auf meinen gefallenen Kameraden, dann war ich verschwunden. Als ich wieder aus den Schatten trat, wurde ich sofort von schweren Regentropfen durchnässt. Das Meer war aufgewühlt, große Wellen prallten auf das Hafenbecken. Innerhalb weniger Sekunden erfasste ich die Situation. Emilia und die anderen hatten sich hinter einen Wall aus Wurzeln zurückgezogen, den Emilia anscheinend erschaffen hatte. Um den Wall kreisten ein halbes Dutzend Dämonen, mit Chepesch, ägyptischen Sichelschwertern, in der rechten Hand, die linke war eine Art große Schere, passend zum Rest ihrer Erscheinung. Ihr Oberkörper war menschlich, auch wenn ihre Haut grau war, hüftabwärts aber hatten sie die Körper von gigantischen, mattschwarzen Skorpionen. Kiara schleuderte Eisstachel nach den Dämonen, richtete damit aber eher wenig aus, genauso wie die Salven aus Erics Waffe. Eine Ranke schoss auf einen der Dämonen zu, aber bevor sie ihn erreichte, sprang eine der anderen Kreaturen vor, schwang ihr Schwert und durchtrennte die Ranke. Während ich meinen Speer beschwor, verfiel ich in einen leichten Sprint. Eiskalte Regentropfen klatschten mir ins Gesicht, während ich auf die Dämonen zurannte. Gerade als die ersten mich bemerkten, drückte ich mich ab, landete auf dem Rücken eines Skorpionkrieger und rammte die Speerspitze zwischen zwei Chitin-Platten. Es lautes Zischen erklang, als die heiße Klinge auf das farblose Blut des Dämons traf. Er bäumte sich noch kurz auf und versuchte sich zu mir umzudrehen, bevor er zusammenbrach. Bevor die anderen Skorpionkrieger mich bemerkten sprang ich vom Rücken der Leiche, sprintete auf meine Freunde zu und sprang über den Wall aus Wurzeln. Erschrocken wirbelte Eric herum und richtete seine Maschinenpistole auf mein Gesicht. "Halt!", rief ich und hob die Hände. "Ich bins nur." "Gerade noch rechtzeitig.", sagte Emilia, die damit beschäftigt war die Lücken zu flicken, die die Dämonen in den Wall schlugen. "Was ist denn los?", fragte ich. Emilia müsste eigentlich stärker sein als diese paar Dämonen, aber irgendwas schien nicht zu stimmen. "Unsere Zauber prallen einfach ab!", rief Kiara, die einen Speer aus Eis nach dem anderen schleuderte. "Nicht mal ich kann etwas ausrichten.", fügte Emilia hinzu. "Eric", sagte ich. "Greif den Dämon ganz links mit Magie an." Der Magier nickte knapp, drehte sich um und hob eine Hand. Ein kleiner Feuerball schoss fauchend über den Wall und prallte an der Kreatur ab. Moment, nicht ganz. Kurz bevor der Zauber den Dämon treffen müsste, flimmerte die Luft vor ihm für den Bruchteil einer Sekunde und lenkte die Magie ab. Alarmiert schloss ich meine Augen und streckte meine magischen Fühler aus. Ich spürte die Lebenskraft von Emilia, Eric und Kiara und die düstere, wütende Aura der Dämonen. Und dann spürte ich sie. Voller Schrecken riss ich meine Augen wieder auf und sah mich um. Dort war sie, saß auf dem Dach eines Lagerhauses und beobachtete uns. Meine Stimme versagten fast. "Leviathan…"
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...