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In einer kleinen Nebengasse von Havanna tauchten wir auf. "Verdammte Scheiße, Nath!", fluchte Jack. "Wie hat dieser Bastard dich gefunden?" Ich atmete tief durch, und versuchte Jack nicht vor die Füße zu kotzen. "Warn mich nächstes Mal vor, bevor du mich teleportierst!" Ein rosa Streifen war am Horizont zu sehen, bald würde die Sonne aufgehen. "Lasst uns erst mal Kaffee holen", brummte Marcus, der etwa so scheiße aussah, wie ich mich fühlte. Etwa fünfzehn Minuten später saßen wir in einem Park, jeder mit einem großen Becher Kaffee und einer Zigarette auf einer Bank. "Also Kleiner, spucks aus. Was hat Phenex gesagt?" "Nicht wirklich viel. Er meinte, er würde viel Geld für meinen Kopf kriegen, aber das mit dem Kopfgeld wusste ich schon. Für viel mehr hatte er ja nicht wirklich Zeit." "Ja schon klar. Musstest du übrigens so übertreiben? Du hast dem Kerl ein gottverdammtes Auto in die Fresse gedonnert! Erwas auffälligeres ist dir wohl nicht eingefallen, oder? Aber hat er nichts darüber gesagt, wie er dich gefunden hat?" Ich ließ das ganze nochmal Revue passieren, dann antwortete ich: "Er sagte, ich sei zu oft teleportiert." Jack fluchte in ungefähr zehn verschiedenen Sprachen. "Wie konnte ich nur so dämlich sein? Leute wie Phenex haben sich darauf spezialisiert ihre Beute aufzuspüren. Sei es mithilfe von Hunden oder auf magische Art und Weise. Er musste einfach nur der Magie folgen, die beim teleportieren entsteht. Ab jetzt wird nur noch so wenig wie möglich teleportiert. Als Kopfgeldjäger war Phenex unschlagbar, aber es gibt Wesen, die noch besser sind. Wir müssen sofort zurück zur Villa!" Ich stand auf, ließ meine Zigarette in den leeren Becher fallen und warf ihn anschließend in einen Mülleimer. "Hey, Jack", meinte ich grinsend. "Da wir ja nicht teleportieren können, werde ich mal eine Fahrgelegenheit organisieren." Jack zog eine Augenbraue hoch und Marcus schüttelte den Kopf, aber bevor sie protestieren konnten, hatte ich mich schon auf den Weg gemacht. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann hatte ich einen passenden Wagen gefunden. Ein schwarzer Mercedes in Miramar, dem Viertel der Reichen. Zum Glück hatte ich noch etwas Magie von Leone gespeichert, nur für den Notfall. Und sie hatte mir ebenfalls einen Trick beigebracht um Autos zu knacken und zu starten. Ich sah mich unauffällig um, dann legte ich meine Hand aufs Schloss. Ein winziger Blitz mit dem ich die Elektronik lahmlegte, die die Tür verschloss, dann stieg ich ein und startete den Wagen mit einem weiteren, kleinen Blitz. Langsam fuhr ich los, zurück zum Park. Wegen des Autos hatte ich kein schlechtes Gewissen, je teurer die Karre, desto besser war sie vermutlich versichert. Ich sammelte Marcus und Jack ein, die beim Anblick des Wagens wieder den Kopf schüttelten. Kaum waren die beiden eingestiegen, fuhr ich los. Innerhalb der Stadt fuhr ich langsam und vorsichtig, aber kaum hatte ich den dichten Verkehr Havannas hinter mir gelassen, drückte ich das Gaspedal durch. Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde, dann kamen wir bei der Villa an. "Alles klar, lasst uns erst mal schlafen gehen. Danach besprechen wir, wie es weitergeht." Die anderen schliefen noch, so kam ich unbehelligt auf mein Zimmer. "Ah, du bist zurück", erklang die verpennte Stimme von Nero. "Ich hab was gefunden." "Nicht jetzt", murmelte ich undeutlich und warf Kippen und Feuerzeug auf den Nachttisch. Ich schaffte es gerade noch Stiefel und Mantel auszuziehen, ehe ich ins Bett fiel. Kaum war ich eingeschlafen, tauchten Bilder vor meinem inneren Auge auf, brennende Städte, Dämonen und Engel, die sich gegenseitig abschlachteten. Einstürzende Gebäude und Berge von menschlichen Leichen. Die Städte an den Küsten wurden von gewaltigen Wellen zerstört, während die im Landesinneren von heiligen Flammen verschlungen wurden. Engel und Dämonen, die ohne Erbarmen und ohne Mitleid kämpften. Und dann sah ich mich, mit wehendem Mantel auf einem Hochhaus stehend, neben mir standen einige Dämonen und schienen auf Befehle zu warten. Ich hatte meinen Speer in der Hand, aber ich tat nichts. Ich stand nur da und beobachtete den Krieg, den ich ausgelöst hatte. Den Krieg, den ich entscheiden würde, das war mein Schicksal. Dann wachte ich auf. Mein Schlaf war verdammt tief gewesen, doch als ich wieder aufwachte, fühlte ich mich noch erschöpfter als vorher. Mein Mund war völlig ausgetrocknet, aber einen Kater hatte ich nicht. Ein Wunder, so oft wie Marcus und Jack neue Drinks bestellt hatten. Ich blieb noch einen Moment liegen und dachte über meinen Traum nach. Über all die Menschen, die sterben würden. An all die Zerstörung. Ich wusste nicht weiter, egel für welche Seite ich mich entscheiden würde, dieser Krieg würde die Welt ein für alle mal verändern. Ich setzte mich auf und griff nach der Flasche Wasser neben meinem Bett. Mit großen, gierigen Schlucken leerte ich sie, dann weckte ich Nero. Der Kater war nicht sonderlich erfreut, aber es war an der Zeit, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Es war an der Zeit für einen Ausflug in die Hölle.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt