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Ein letztes Mal ging ich durch das Haus in dem ich die letzten drei Jahre gelebt hatte. Erinnerungen strömten auf mich ein, die ich mühsam beiseite schob. Ich durfte mich jetzt nicht ablenken lassen. Rasch ging ich in die Küche und kramte unter der Spüle, bis ich fand was ich gesucht hatte. Einige Flaschen Brennspiritus. Großzügig verteilte ich das Zeug im Haus, bis ich das Schlafzimmer meiner Mutter erreichte. Auf dem Schreibtisch lag ein langes Lederband mit einem silbernen Anhänger in der Form eines Raben daran. Ich betrachtete ihn kurz, dann steckte ich ihn dann ein und goss Spiritus aufs Bett. Fünf Minuten später stand ich wieder ihm Wohnzimmer und betrachtete die Leichen. Wieder hatte ich getötet. Aber diesmal konnte ich es nicht auf meine dunkle Seite schieben. Ich schüttelte den Kopf um den Kopf freizukriegen und sah mich um. Langsam zog ich das Feuerzeug aus meiner Hosentasche, drehte am Rädchen und hielt die Flamme an den spiritusgetränkten Vorhang. Fauchend fing er Feuer. Seelenruhig zündete ich auch noch das Sofa und einen der Sessel an und sah zu wie mein Zuhause Opfer der Flammen wurde. Als der Rauch dichter wurde öffnete ich die Tür zur Speisekammer und trat in einen der Schatten. Kurz wurde es absolut dunkel, dann stand ich wieder im Dragonfly. "Nath wo warst du?", fragte Camael. "Und wieso riechst Du so nach Rauch?" "Unwichtig. Hast du erledigt um was ich dich gebeten habe?" Er nickte. Ich warf einen Blick auf meine Mutter, dann schnappte ich mir die Besitzurkunde und den Schlüsselbund und verstaute sie in meinem Mantel. Camael setzte sich an den Tresen, zündete sich eine Zigarette an und goss sich einen Scotch ein. "Wieso?", fragte er. Ich folgte seinem Beispiel, nahm einen Schluck und antwortete: "Du weißt genau wieso. Es ist ganz einfach. Man hätte sie als Druckmittel gegen mich benutzt. Das hat sie nicht verdient. So bin ich weniger angreifbar und sie gerät nicht in Gefahr." Ich trank aus, drückte meine eben angezündete Zigarette aus und stand auf. "Ich sollte es hinter mich bringen." "Warte kurz." Der Ex-Engel griff hinter den Tresen und zog eine Mappe hervor. "Hier drin ist alles was sie brauchen wird für ein neues Leben. Kreditkarten, Lebenslauf und so. Manuel hat das eben arrangiert. Er ist ein wahres Genie auf diesem Gebiet." Nun entdeckte ich den Barkeeper in der Ecke des Raumes. Dankbar nickte ich ihm zu. Dann sah ich Camael tief in die Augen. "Ich schulde dir was. Wenn ich dir jemals helfen kann, Du weißt ja wie du mich findest." "Einfach dem Chaos nach." Ich rang mir ein schwaches Lächeln ab, dann hob ich meine Mutter hoch und rief die Schatten. Dabei konzentrierte ich mich auf die Adresse auf der Urkunde. Wieder wurde es dunkel, dann stand ich in dem kleinen, geschmackvoll eingerichteten Haus. Vorsichtig legte ich meine Mutter auf dem Sofa ab und sah sie an. Sanft strich ich ihr übers Haar. Ein Träne rollte meine Wange herab, fiel auf ihre Stirn. "Es tut mir leid.", flüsterte ich mit belegter Stimme."Es ist alles meine Schuld. Hätte ich das Angebot damals nicht angenommen, wäre alles anders gekommen. Wir könnten ein glückliches, ruhiges Leben führen." Ich trat zurück, kämpfte mit den Tränen. SOL würde hierfür büßen. "Machs gut Mum." Ich riss mich zusammen, dann rief ich die Schatten. Ich brauchte einen Drink. Gegenüber von einem irischen Pub kam ich wieder zum Vorschein. Das Innere war klein, eine Jazzband spielte und hinterm Tresen stand eine brünette Barkeeperin mit einem freundlichen Lächeln. Was mich aber weitaus mehr interessiert war die Auswahl an Flaschen hinter ihr. Ich setzte mich auf einen Barhocker und sagte: "Vodka." Die Barkeeperin goss ein kleines Glas randvoll und meinte: "Du siehst aus als hättest du den dringend nötig." "Lass die Flasche hier.", sagte ich und legte einen 50$ Schein auf den Tisch. Die Barkeeperin wollte protestieren, aber ein kleiner Zauber löste das Problem. Ich trank das Glas auf ex, dann schenkte ich mir nach und lauschte der Musik. Knapp eine halbe Stunde lang saß ich da, trank einen kurzen nach dem anderen, bis ich mich bereit fühlte zu den anderen zurück zu kehren. Schwankend stand ich auf, schaffte es gerade so zur Tür raus. Die frische Luft fühlte sich an, als würde mir jemand ins Gesicht schlagen. Ich stützte mich an der Hauswand ab und zündete mir eine Zigarette an, dann torkelte ich in eine dunkle Ecke. Die Schatten wirbelten um mich, krochen an mir hoch. Kurz darauf stand ich in einem Wohnzimmer. Die Wände waren schwarz gestrichen, mit roter Farbe waren Symbole an die Wand gemalt worden. Ich glaube einige zu erkennen, als ich begann zu würgen. Ich hatte die Wirkung des Vodkas definitiv unterschätzt. Ich beugte mich vor, mit Mühe gelang es mir meinen Mageninhalt bei mir zu behalten. Wo zur Hölle war ich gelandet? Plötzlich erklangen rasche Schritte hinter mir. Ich wirbelte herum, meine Hand schoss in Richtung Holster, aber zu spät. Das letzte was ich sah war eine gusseiserne Bratpfanne, die sich mit rasender Geschwindigkeit meinem Gesicht näherte.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt