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Die Kugel traf meine Brust und warf mich zu Boden. Leonie drückte erneut ab und eine weitere Kugel drang in meine Brust ein, wenige Zentimeter von der ersten entfernt. Blut sickerte durch meine Kleidung und tropfte auf den kalten Beton. Ich ließ mein Messer fallen, riss den Arm hoch und ein dünner Stahldraht wickelte sich um den Lauf der Pistole. Mit einem kräftigen Ruck entwaffnete ich Leonie. "Wieso?", fragte ich während ich versuchte den Schmerz auszublenden. Es gelang mir nicht. "Wieso sie sich gegen dich gewandt hat?", antwortete der Mann mit den kalten Augen. In diesem Moment spürte ich die Aura die von ihm ausging. Er war ein Dämon, mächtiger als alles mit dem ich bislang zu tun gehabt hatte. "Keine Sorge, es ist nichts persönliches. Um genau zu sein war es schwer sie dazu zu bringen, aber wir haben nun mal Ziele." "Was für Ziele?", fragte ich. "Komm schon, ist das dein Ernst? Nun da ich dich töten werde, kann ich dir auch meinen diabolischen Plan verraten. Was für ein Klischee. Glaubst du wirklich ich sei so dumm?" "Ich hatte es gehofft.", erwiderte ich. Wo war Emilia? Hatte Leonie sie schon ausgeschaltet? Aber das hätte ich gehört. In diesem Moment entdeckte ich sie. Sie kauerte hinter einem Jeep und beobachte alles. Als unsere Blicke sich trafen schien sie eine Entscheidung zu treffen. Sie trat vor und hob die Arme. Mit einem lauten Krachen stürzte ein Teil der Wand ein und dicke Ranken peitschten durch den Raum. Sie wanden sich um den Ziegendämon, zerquetschen seinen Kopf und rissen ihm die Gliedmaßen aus. Ein halbes Dutzend dünnere Ranken fesselten Leonie, während drei weitere auf den Dämon zuschossen. Dieser legte die Hand auf den Schwertgriff, wartete kurz und riss dann das Schwert aus der Scheide. Er berührte die Pflanzen nicht mal, dennoch wurden die Ranken durchtrennt und fielen zu Boden. Er machte eine ungefähre Bewegung in Emilias Bewegung und ein plötzlicher Wind warf sie an die Wand und hielt sie in etwa zwei Meter Höhe fest. Er zischte ein paar Wörter und ein leichtes Beben lief durch den Hangar. Mit einem mehr als arroganten Grinsen sagte er: "Das hindert euch daran Magie zu wirken. Und Leonie hat noch ein paar Dinge zu erledigen. Aber ich werde auch alleine Spaß mit euch haben. " Dann schnippste er mit der behandschuhten Hand und Leonie verschwand in einer silbrigen Rauchwolke. Ich wollte aufschreien, aber das wäre sinnlos gewesen. Jetzt musste ich mich aufs Überleben konzentrieren. Grinsend kam der Dämon auf mich zu. "Wer bist du? Was ist das für eine Waffe?", fragte ich um Zeit zu schinden. "Mein Name ist Balthasar. Und das ist Kusanagi, das heilige Schwert der japanischen Kaiser. Es verleiht mir Kontrolle über die Winde." "Herr der Winde? Bist du sicher, dass man dich so in Erinnerung behalten soll? Ich kannte in der Grundschule jemanden mit dem selben Namen. ", spottete ich. "Was meinst Du damit?" "Ach nichts, nichts, vergiss es, unwichtig.", sagte ich lachend. Meine Wade war fast verheilt. Es schien, dass die Regeneration in gefährlichen Situationen noch besser funktionierte. Aber die Kugeln in meiner Brust spürte ich nur all zu deutlich. Rasch griff ich nach meinem Messer, sprang auf Balthasar zu und stach nach seinem Hals. Er trat nach hinten, packte mein Handgelenk, zog daran und warf mich einhändig über seine Schulter. Eher unsanft landete ich auf der Windschutzscheibe eines Humvee, die unter mir zersplitterte, wobei mir mein Messer aus der Hand flog. Mit meiner linken Hand zog ich meine Pistole, was Wellen des Schmerzes durch meinen verletzten Arm jagte. "Als ich das letzte Mal geworfen wurde, hab ich wenigstens eine Wand durchschlagen. Streng dich nächstes Mal mehr an.", sagte ich, während ich von der Motorhaube rutschte. In rascher Folge feuerte ich drei Kugeln ab. Balthasar blieb einfach stehen und machte eine Bewegung mit dem Schwert, als wolle er eine Fliege vor seinem Gesicht vertreiben. Die Projektile von einer jähen, unglaublich starken Böe beiseite gefegt. "Ich glaube jetzt haben wir genug gespielt." Urplötzlich stand der Dämon direkt vor mir. Er packte mich an der Kehle und hob mich mühelos hoch. Ein leichtes Ziehen machte sich in meinen Augen bemerkbar. "Was zum....?!", knurrte Balthasar. "Ein Nephilim. Wieso lebst Du noch? Ich dachte Raguel tötet deine Art kurz nach der Geburt." Wer war Raguel? Noch ein Dämon? Der Name kam mir bekannt vor, andererseits schnürte mir Balthasar gerade die Luft ab. "Ich habe noch nie gesehen wie einer deiner Art stirbt. Das wird ein Spaß. Aber erst werde ich deine rothaarige Freundin töten. Sieh ihr beim sterben zu, kleiner Halb-Engel." Wieder schleuderte er mich gegen den Humvee, diesmal spürte ich wie diverse Knochen brachen. Der Schmerz ließ mich fast ohnmächtig werden, trotzdem erhob ich mich schwankend. "Lass deine Finger von Emilia.", knurrte ich. Hustend spuckte ich einen Schwall Blut aus. Das Atmen bereitete mir große Schmerzen. Das war ungut. Meine Lunge war wohl von meinen Rippen aufgespießt worden. Nicht lebensbedrohlich, aber das senkte meine Chancen doch ein wenig. Ich konzentrierte mich auf die Schatten und formte ein Schwert. Beziehungsweise versuchte ich es. "Magie funktioniert hier nicht du Narr." Er richtete sein Schwert auf mich, ein Windstoß warf mich nach hinten und meine Waffe flog mir aus der Hand. Balthasar lachte und drehte sich nach links, zu Emilia. Ich versuchte mich aufzurichten, fiel aber auf alle viere. Ein Gefühl unglaublicher Hilflosigkeit schwappte über mich hinweg wie eine eiskalte Welle. Wieder konnte ich meine Freunde nicht beschützen. Wieder würde jemand meinetwegen umkommen. Ein erneuter Schwall Blut schoss aus meinem Mund. Dann gewann meine Wut die Oberhand. "LASS SIE IN RUHE!", schrie ich, stand schwankend auf und hob den rechten Arm. Eine goldene Rune glühte auf meinem Handrücken.

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