Leise rannte ich Treppe runter, meine Hand in der Nähe des Messergriffs. Eric lief wenige Meter hinter mir, die Maschinenpistole im Anschlag. Unser Ziel war die Eingangshalle. Plötzlich wurde die Tür vor uns aufgestoßen und zwei kämpfende Männer fielen vor mir auf den Boden. Der eine war einer der Männer in weißer Uniform, der andere war Zachaire. Der Alchemist trat dem Anderen gegen den Brustkorb. Ich zog mein Messer und warf mich auf den Unbekannten. Ohne zu Zögern rammte ich ihm meine Klinge in den Hals und warmes Blut spritze mir ins Gesicht als der Mann sein Leben aushauchte. Langsam zog ich das Messer aus seinem Fleisch und wischte es an seiner Uniform sauber. Geschockt sah ich auf den Mann hinab. Ich hatte das erste Mal einen Menschen getötet. Ich hätte traurig sein müssen, mich vielleicht sogar übergeben müssen, stattdessen steckte ich das Messer weg und drehte mich zu Zachaire um. Dieser stand auf und richtete seine Kleidung. "Nathaniel, Eric! Wir müssen hier weg. Womit seid ihr hergekommen?" "Einem X3, er steht auf dem Dach", antwortete Eric. "Dann nichts wie los.", sagte der alte Franzose. "Was?! Nein! Da sind noch Überlebende! Wie können Sie nur daran denken?" "Du hast ja keine Ahnung mit wem Du dich anlegen willst! Aber gut. Wenn du sie unbedingt retten willst, gebe ich dir 15 Minuten. Danach starte ich." "Wie Sie wollen.", knurrte ich und spuckte aus. "Eric, geh mit ihm und pass auf das er sein Wort hält. Und ich brauche ein wenig Magie." Mein Freund nickte und richtete seine Hand auf mich. Ich absorbierte seinen Feuerball und spürte wie die Siegel auf meinen Armen erschienen. Dann drehte ich mich um und rannte weiter die Treppe runter. Währenddessen dachte ich nach. Sieben Leute mit Waffen waren dort unten, fünf von ihnen bewachten die Eingänge. Einen Plan hatte ich nicht, ich würde improvisieren müssen. Inzwischen war ich am Fuß der Treppe angekommen. Ich schlich einen schmalen Gang entlang und zog den linken Handschuh aus. Vorsichtig lugte ich um die letzte Ecke. Ein Mann in weißer Uniform stand mit dem Rücken zu mir und beobachtete das Treiben in der Eingangshalle. Lautlos rannte ich auf ihn zu und zückte mein Messer. Ich trat ihm in die Kniekehlen, hielt ihm den Mund zu und schnitt ihm die Kehle durch. Vorsichtig ließ ich ihn zu Boden gleiten und schlich weiter. Über das Geländer der Treppe konnte ich den gesamten Raum überblicken. Dann sah ich die letzten Überlebenden. Nur noch vier waren am Leben. Damon, Emilia, Leonie und ein schwarzhaariges Mädchen namens Lyra. Ich kannte sie vom Training, sie war eine Magierin. Dann sah ich die Frau. Da sie grob in meine Richtung sah, konnte ich sie ganz gut erkennen. Sie hatte langes blondes Haar, blaue Augen die kalt durch eine schwarze Sekretärinenbrille guckten. Man hätte sie hübsch nennen können, wären ihre Mundwinkel nicht zu einem, verkniffenen, ja arroganten Lächeln hochgezogen. Sie trug einen teuer aussehenden, weißen Hosenanzug und strahlte eine Kälte aus, auf die jeder Schneemann neidisch gewesen wäre. "Los, bringt es zu Ende.", sagte sie mit einer Stimme die vollkommen nüchtern wirkte, als hätte sie sich gerade einen Kaffee bestellt. Der Mann neben ihr nickte, trat vor und hielt Leonie den Lauf seines Sturmgewehrs an die Stirn. Leonie rührte sich nicht, aber irgendwie konnte ich ihre Panik spüren. Ich ließ alle Vorsicht fahren und sprang über das Geländer. Während ich mit rudernden Armen fiel, befestigte ich ein tropfenförmiges Gewicht an meinem Biosteel-Faden. Da ich sowas viele Stunden lang geübt hatte, landete ich fast lautlos und rollte mich ab, knapp vier Meter von dem Söldner entfernt. Ich schleuderte das Gewicht so, das sich der Faden um den Lauf des Sturmgewehrs wickelte und zog meinen Arm zurück, um den Lauf von Leonie wegzureißen. Nun zeigte er allerdings auf mich. Der Söldner drückte ab und gleichzeitig riss ich meinen Arm nach rechts. Die Kugeln verfehlten mich nur knapp, lediglich zwei streiften meine Schulter, richteten aber dank meines Mantels keinen Schäden an. Blitzschnell zog ich meine Pistole und drückte ab. Die Kugel sprengte dem Mann den halben Kopf weg. Ich betätigte einen Knopf an meinem Armschützer und der Faden wurde wieder eingezogen. Dann steckte ich die Eagle weg, zog meine Handschuhe aus und hob meine Hände. Eric hatte mir diesen Trick gezeigt. Er erforderte recht viel Energie und ein hohes Maß an Konzentration, war aber äußerst effektiv. Allerdings hatte ich ihn noch nie bei vier Zielen gleichzeitig eingesetzt. Ich bis die Zähne zusammen und schnippste mit den Fingern. Alle vier Söldner gingen in Flammen auf und sanken kreischend zu Boden. Eric nannte diese Technik 'Dämonenfeuer'. Sie war mächtig, aber ich hatte meinen gesamten Vorrat an Magie aufgebraucht. Langsam verbrannten die Männer, lediglich die Frau stand noch. Ich zog meine Waffe wieder und rief:"Wer sind Sie? Warum haben Sie das getan?" "Wir kannst du es wagen diese Männer zu töten?", schrie die Blondine. Wütend hob ich meine Pistole und leerte das Magazin. Die Frau machte eine Handbewegumg und die Kugeln blieben in der Luft hängen. Klimpernd fielen sie zu Boden. Dann hob sie ihre rechte Hand und ein Schwert aus gleißendem Licht erschien in ihrer Hand. "Los!", sagte ich zu meinen Freunden. "Rennt aufs Dach. Ich komme gleich nach." Emilia schien etwas sagen zu wollen, aber Damon zog sie hoch und sie rannten an mir vorbei. Kurz legte er mir seine Hand auf die Schulter. "Danke.", murmelte er und ich spürte wie ein Strom von magischer Energie von meinen Siegeln aufgenommen wurde. Leonie blieb neben mir stehen. "Komm schon Nath, lass uns zusammen fliehen!" "Nein.", sagte ich, während ich nachlud. "Sie muss bezahlen. Und ich muss wissen wer dahinter steckt.Geh!" Sie nickte und rannte den anderen nach. "Mach dir keine Hoffnungen.", sagte die Frau. "Erst töte ich dich, dann deine Freunde. Aber Du sollst zumindest erfahren wer deine Seele läutern wird. Mein Name ist Alessia, die Hand Gottes." Langsam kam sie auf mich zu und ein paar riesiger, weißer Flügel spross aus ihren Rücken. Sie war ein Engel.
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...