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Einen Kampf gegen Zombies hatte ich mir immer ganz anders vorgestellt. Wie so ziemlich jeder Jugendliche hatte ich mir ausgemalt während einer Zombie-Apokalypse mit meinen Freunden durch die Gegend zu ziehen und Untote abzuschlachten. Stattdessen war das ganze doch recht förmlich, da die meisten Leute im Anzug begraben wurden. Und ich kämpfte nun Seite an Seite mit einem Mann, der noch vor einigen Tagen versucht hatte mich mich mit seinem heiligen Schwert aufzuspießen. Ich zog einem der Zombies gerade meinen Speer aus dem Kopf, als das Tor der Kapelle einen Spalt weit geöffnet wurde. "Was ist hier los?", fragte ein Mann mit teigigem Gesicht, gekleidet in eine Soutane mit Weinflecken. Hinter ihm war das Gesicht der jungen Frau zu sehen. Verdammt, noch ein Zivilist. "Los, Tür zu!", herrschte Anderson die beiden an, während er eine Maschinenpistole aufhob und scheinbar blind in die Menge schoss. Zu unserem Glück waren die Zombies langsam und ungelenk. Nicht so wie die Dinger in 'The Walking Dead', aber immer noch langsamer als ein lebendiger Mensch. Es waren viele, Horus, der Bastard, hatte fast zweihundert Leichen erweckt. Schon ihre schiere Überzahl würde uns zum Verhängnis werden, wenn mir nicht bald etwas einfiel. Ich wirbelte meinen Speer durch die Gegend, die Klinge war nur noch als goldener Bogen zu erkennen und bei jedem Hieb und Stich fiel einer der Untoten. "Los, mit dem Rücken an die Tür!", rief ich Anderson zu. Und zu meiner Überraschung befolgte er meine Anweisung sofort. Ich hob meine Waffe und feuerte einen Flammenstrahl auf die Zombies ab. Einige stürzten zu Boden, die meisten kamen einfach weiter auf uns zu, brannten aber noch zusätzlich. Irgendwie nicht das, was ich erwartet hatte. Da kam mir eine Idee. Wenn es gegen die Sparten halbwegs wirksam gewesen war, dann… Ich führte den Gedanken nicht zu Ende, sondern hob einfach meine linke Hand und konzentriere mich. Geblendet hielt Anderson sich den Arm vor die Augen, als ein weißer Lichtstrahl aus meiner Handfläche schoss und ein Dutzend Zombies in Asche verwandelte. Ein weiterer Strahl schoss aus meiner Hand, vernichtete weitere Untote, aber wo einer fiel, nahmen zwei neue seinen Platz ein. Ich könnte mit Leichtigkeit fliehen, Schatten gab es genug, aber das war einfach nicht mein Stil. Außerdem würde es bedeuten die beiden Zivilisten in der Kapelle ihrem Schicksal zu überlassen und zu riskieren, dass die Untoten über Havannas Bevölkerung herfielen. Einige Zombies versuchten sich auf mich zu stürzen, sie waren außerhalb meines Blickfeldes gewesen, schnell verschaffte ich mir mit einigen kräftigen Hieben Platz. "Wäre nett, wenn du auch mal was machst!", rief ich dem schwer atmenden Anderson zu. Der Jäger funkelte mich an, dann machte er einige Schritte zurück, kniete nieder und rammte sein Schwert in den Boden. Mit geschlossenen Augen zog er einen Rosenkranz aus der Tasche und begann zu beten. Er sprach schnell und leise, allerdings hatte ich besseres zu tun, als einem Jäger beim herunterrasseln von vermutlich lateinischen Sprüchen zuzuhören. Die Zombies waren im Begriff sich auf ihn zu stürzen, aber auch ich hatte alle Hände voll zu tun damit, mir die wandelnden Leichen vom Leib zu halten. Doch kurz bevor sie ihn erreichten erschien ein grelles, weißes Licht, vor dem die Zombies kreischend zurückwichen. Als ich wieder etwas sehen konnte erblickte ich eine blonde Frau mit blonden Haaren und großen, weißen Flügeln. Sie trug eine ebenfalls weiße Plattenrüstung, hatte einen strengen Gesichtsausdruck und hielt ein flammendes Schwert in Händen. Alessia. Ich spürte ein leichtes Ziehen, als sich meine Augen schwarz färbten. Der Engel hob den Schwertarm und dünne Lichtstrahlen schossen aus der Spitze der Waffe, trafen die Zombies an der Brust und verwandelten sie in Asche. "Du hast tapfer gekämpft.", sagte sie zu dem immer noch knienden Anderson. Dann wandte sie sich an mich. "Du hast dein Leben riskiert um Unschuldige zu schützen. Vielleicht besteht doch noch Hoffnung auf Erlösung, selbst für ein Gräuel wie dich. Lass mich deine Seele läutern!" Ich suchte nach Worten, aber zu sehr rasten meine Gedanken. Die Knöchel meiner rechten Hand waren weiß, so fest umklammerte ich den Schaft des Speers und mein Körper bebte vor Wut. Ich war im Begriff die Schatten zu rufen, als direkt hinter mir das Geräusch von quietschenden Reifen erklang. Bevor ich mich umdrehen konnte stürmte eine kleine Gestalt in Kampfmontur an mir vorbei. Sie zog sich beim Laufen den Motorradhelm vom Kopf, warf ihn fast schon achtlos beiseite und fing an mit einer Schrotflinte auf Alessia zu schießen, an welcher die Geschosse einfach abprallten. Aber erst als ich die flammend roten Haare sah und mir der leichte Blumenduft in die Nase stieg, realisierte ich um wen es sich handelte. "Steh nicht so rum und hilf mir!", rief Emilia. Grimmig lächelnd hob ich meinen Speer. Gemeinsam konnten wir es schaffen. Ich würde meine Rache bekommen.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt