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Luzifer, auch Satan genannt. Der erste Engel, ehemals Gottes mächtigstes Geschöpf, Herr über ein Drittel der Engelsscharen, die bei der Rebellion an seiner Seite gekämpft hatten. Vom Erzengel Michael besiegt worden. Herrscher über die Unterwelt, König der Dämonen. Und: mein Vater. Seit fast einer Minute starrte ich die Vampire an, völlig fassungslos. Wie konnte das sein? Mir war klar, dass mein Vater ein Engel war, aber ein Gefallener? Ein Teil von mir wollte es als List der Vampire sehen, aber ich spürte, dass sie die Wahrheit gesagt hatten. Ich schluckte und schüttelte den Kopf. Ich wollte etwas sagen, aber mir fiel nichts ein. Schließlich griff ich nach dem Schattenschwert und deutete damit auf Mikael. Mein Blick blieb an den Schatten der Klinge hängen. Die Fähigkeiten eines Nephilim stammten von dem Engel der ihn gezeugt hatte, waren Camaels Worte gewesen. Ich erinnerte mich an sein bitteres Lachen. Hatte er gewusst, dass Luzifer mein Vater war, es mir aber absichtlich verschwiegen? Als ich Eduardo getötet hatte, war meine Grausamkeit der Einfluss der Schattenmagie oder meiner dunklen Seite gewesen? Entschlossen löste ich die Schatten vom Messer und steckte es weg. Ich würde diese Fähigkeit fürs erste nicht benutzen. An der Akademie war ich ausgebildet worden um alle möglichen Kreaturen zu jagen, auch ohne Magie. Und ich hatte ja noch ein Ass im Ärmel. Beziehungsweise eine Robbe in der Manteltasche. Langsam schob ich meine Hand in die Tasche und umschloss die Robbe mit meiner Hand. Die geschlossene Faust hob ich auf Kopfhöhe. "Erst wollte ich euch nur töten um SOL zu schaden.", sagte ich. "Aber jetzt habe ich noch einen anderen Grund. Selbst wenn Balthasar mein Bruder ist, wir haben noch eine Rechnung offen und wenn euer Tod den Servents UND Balthasar schadet, umso besser." Ich drückte zu und 'Twinkle Twinkle Little Star' erklang. "Willst Du uns zum Narren halten?", fragte Lucrezia. Eins. "Wartet kurz.", erwiderte ich. Zwei. "Wird gleich besser." Drei. Schlagartig wurde aus dem harmlosen Kinderlied ein hochfrequenter Ton. Mich nervte der Ton nur, aber die Wirkung bei den Vampiren war um einiges stärker. Sie bleckten die Zähne, pressten die Hände auf ihre Ohren und gingen in die Knie. Mit je zwei schnellen Schüssen erledigte ich Ceasare und Jofré und betrachtete grinsend die Robbe. Im Auto hatte ich sie geöffnet und modifiziert. Die Sinne von Vampiren waren viel ausgeprägter als die jedes Menschen, unter anderem auch das Gehör. Und das war eben recht leicht anzugreifen. Also hatte ich die Robbe umgerüstet. Plötzlich spürte ich eine kalte Hand im Nacken. Verdammt, ich war unaufmerksam gewesen. Noch bevor ich etwas tun konnte flog ich quer durch den Raum und landete in einer großen Vitrinen, die klirrend unter mir zerbrach. Lucrezia fauchte mich an, die Zähne gebleckt. Ihre Augen glühten fast und ihre Fingernägel waren gewachsen. Bevor ich reagieren konnte zertrat sie die Robbe unter ihrem Stiefel. Ich rappelte mich auf und feuerte drei schnelle Schüsse ab. Mühelos wich Lucrezia aus und gleichzeitig traf mich etwas mit der Wucht eines Minivans. Wieder flog ich durch die Gegend, diesmal landete ich an einer Wand voller Waffen. Ein schlanker Degen bohrte sich in mein Bein, dennoch stand ich wieder auf, aber mit etwas mehr Schwierigkeiten. Dann sah ich nach unten. Scheiße. Anscheinend hatte Mikael mir einen Dolch in den Bauch gerammt. Klar, der war noch nicht vor Stichwunden geschützt. Mit zusammengebissenen Zähnen zog ich die Klinge aus meinem Körper. Blut sickerte aus der Wunde und färbte mein T-Shirt rot. Am Rande meines Bewusstseins tauchte die Frage auf, warum ich eigentlich so oft weiße Shirts trug. Zeit darüber nachzudenken hatte ich aber nicht, Lucrezia und Mikael kamen langsam auf mich zu. "Ich habe noch nie das Blut eines Halb-Engels getrunken.", sagte Mikael mit einem diabolischen Lächeln. Ich versuchte den Arm zu heben um zu schießen, aber Lucrezia stand plötzlich vor mir, packte meine Kehle und hob mich an. Mit der anderen Hand riss sie mir die Pistole aus der Hand. Langsam drückte Lucrezia zu, sie schürte mir die Luftröhre ab. Mir lief die Zeit davon, dennoch weigerte ich mich die Schatten zu benutzen. Mit letzter Kraft zückte ich mein Messer und stieß es der Vampirin in den Arm. Sie kreischte auf und ließ mich fallen, das Messer steckte immer noch in ihrem Arm. "Weihwasser.", sagte ich schwach grinsend. F.uck, diese Bauchwunde tat verdammt weh. Nun kam Mikael auf mich zu, in seiner Hand ein stählernes Schwert. Seine Augen glühten auf, als er sagte:"Es wird Zeit das hier zu beenden." Er richtete das Schwert auf mich, die Klinge wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. "Du bist also mein neuer Wirt.", erklang eine tiefe Stimme in meinem Kopf. "Und wie es aussieht steckst Du in der Klemme." Gleichzeitig glühte die Rune auf meinem Handrücken auf. Aurus.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt