Langsam ging ich rückwärts, während die Sparten immer näher kamen. Mein Fuß stieß gegen etwas und als ich nach unten sah, erblickte ich meine Pistole. Rasch hob ich sie auf, gleichzeitig verkürzte ich den Schaft meines Speers. Einen Plan hatte ich nicht, also musste ich improvisieren. Ich sah mich kurz um, dann sprintete ich nach links, direkt auf den Sparten zu. Er stach zu, aber ich wich aus, schlitzte dem Krieger die Seite auf und kam hinter ihm zum Stehen. Dann drehte ich mich um und schwang mein Schwert. Die goldene Klinge fraß sich fast mühelos in den Hals des Sparten und durchtrennte die Wirbelsäule. Mit einem dumpfen Laut fiel der Kopf zu Boden, wo er sich in Staub auflöste. Ein selbstgefälliges Grinsen zog sich über mein Gesicht, kurz bevor der Staub die Beine des enthaupteten Sparten hochkroch. Seine Brüder rannten auf mich zu, beide brüllten. Ich überlegte kurz. War Brüder überhaupt der richtige Ausdruck? Vermutlich schon, immerhin hatte der Dämon sie 'Söhne der Schlange' genannt. Im letzten Moment wich ich einer heransausenden Klinge aus, hechtete beiseite und rollte mich ab. Mir blieb wohl keine Zeit über die Verwandschaftsbeziehung der untoten Krieger Gedanken zu machen, denn trotz der Tatsache, dass sie nur wenige Minuten alt waren, konnten diese Kreaturen verdammt geschickt mit ihren Waffen umgehen. Ich allerdings auch. Klirrend prallten unsere Waffen aufeinander und es fiel mir immer leichter die beiden im Schach zu halten, als ich mich ihrem Rhythmus anpasste. Ich schlug einen Hieb beiseite, wirbelte herum und blockte den nächsten Angriff ab. Dann trat ich dem Sparten gegen das Knie. Er fiel hin und mein nächster Tritt erwischte ihn am Kopf. Die Kreatur flog nach hinten und knallte gegen eine Wand. Blitzschnell drehte ich mich wieder um, hob meine Pistole und drückte ab. Die Kugel traf den Krieger zwischen den Augen und hinterließ ein rauschendes Loch. Gequält schrie er auf, ließ sein Schwert fallen und hielt sich den Kopf. Schnell trat ich die Waffe weg und verpasste dem anderen auch eine Kugel in den Kopf. Wie sein Bruder brüllte er auf und torkelte zurück. Dann traf mich etwas im Rücken. Ich fiel auf die Knie und im selben Moment spürte ich eine Speerspitze in meinem Nacken. "Weihwasser.", sagte der Sparte, den ich kurz zuvor enthauptet hatte. Das war verdammt irritierend. "Schlau. Aber im Endeffekt wirkungslos. Es ist nicht stark genug." Dieser Wichser wollte etwas Stärkeres? Das konnte er haben. Im Bruchteil einer Sekunde nahm meine Waffe wieder Originalgröße an und ich schlug ihm die Beine weg. Dann rammte ich ich den Speer in den Boden. Ich steckte meine Knarre weg und konzentriere mich, rief mir die Erinnerungen an meine Mutter ins Gedächtnis, an die Zeit an der Akademie und meine Reise mit Emilia. Leise knurrte ich: "Sic luceat lux." Meine linke Handfläche begann zu glühen, das grelle Weiß tat fast schon in den Augen weh. Zachaire meinte zwar, dass das Licht Gottes da war um zu reinigen, aber ich brach die Regeln der Magie am laufenden Band. Ich kniete mich neben den Sparten und presste ihm meine Hand auf die Brust. Das Licht wurde heißer und nahm an Intensität zu. Der Krieger begann zu schreien und packte mein Handgelenk, versuchte vergeblich meine Hand zu bewegen. Das gräuliche Fleisch fing an zu rauchen und der Sparte wand sich, während ich die Hitze steigerte. Ein beißender Gestank stieg mir in die Nase als das Licht ein Loch in die Brust des Sparten brannte. Plötzlich wurde ich gepackt und quer durch das Kirchenschiff geschleudert. Schmerzhaft schlug ich auf, wobei eine Bank unter mir zersplitterte. Schlagartig hörte meine Hand auf zu leuchten. Die beiden Sparten hatten sich von dem Kopfschuss erholt und halfen ihrem Kameraden auf. "Das war beeindruckend.", sagte der Krieger keuchend und presste die Hand auf das Loch in seiner Brust. "Wie kann ein Sterblicher das Licht Gottes einsetzen? Unsere Mutter wird das sehr interessant finden. Glaub mir, nächstes Mal werden wir härter kämpfen. Solange werden wir unseren Spaß haben. Es ist lange her, seit Unsergleichen unter den Sterblichen wüten durfte." Sie gingen zurück zu den Rissen im Boden und bevor ich reagieren konnten krochen sie in die Erde aus der sie gekommen waren. Schwer atmend stand ich auf, ging ich zu meinem Speer und zog ihn aus dem Boden, dann ging ich zum Altar. Ich konnte die Leiche nicht hier lassen. Aber Zeit um ein Grab auszuheben hatte ich nicht. Kurzerhand richtete ich die Waffe auf den toten Priester. Diesmal erzeugte ich einen dünneren, intensiveren Feuerstrahl, der die Leiche zu einem Häufchen Asche verbrannte. Als das erledigt war ließ ich den Speer verschwinden und zündete mir eine Zigarette an. Das Klicken des Zippo hatte etwas merkwürdig tröstliches. Dann fiel mein Blick auf den Aschehaufen. Was wenn ich schneller gewesen wäre? Hätte ich den Mann retten können? Ich drehte mich um und ging zurück zur Tür, wobei ich meine linke Hand musterte. All diese Macht und ich hatte die Sparten dennoch nicht besiegen können. Ich musste sie finden, bevor sie Unschuldige töten würden. Wütend ballte ich die Fäuste, dann stieß ich die Doppeltür auf und trat auf hinaus an die frische Luft. Verbittert pustete ich den Rauch in Richtung der Sterne und sah zu wie er sich allmählich auflöste. Ich musste stärker werden, so schnell wie möglich.
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...