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Leviathan, die Herrscherin über ein Viertel der Hölle, eine von Luzifers Generälen und eine unnatürliche Verschmelzung von Engel und göttlicher Bestie. Ihre Aura war unglaublich, nur mit Mühe gelang es mir, meinen wahrscheinlich mehr als angebrachten Fluchtreflex zu unterdrücken. Klar, ich war unsterblich, aber das würde Leviathan nicht davon abhalten mich durch den Fleischwolf zu drehen. Keine Ahnung was ich mir vorgestellt hatte, am ehesten vielleicht eine Art riesige Schlange mit Tentakeln oder so, aber garantiert nicht das, was auf dem Dach der Lagerhalle saß. Leviathan hatte die Erscheinung eines Engels, ihr langes, blondes Haar fiel ihr über die Schultern und ihre ozeanblauen Augen musterten mich. Aber ihr Gesicht hatte einen grausamen Zug und ihre Lippen waren zu einem spöttischen, fast schon verächtlichen Lächeln verzogen. Sie trug kniehohe, schwarze Reitstiefel und eine Art Uniform in der selben Farbe. Fuck, das ganze sah ja fast so aus wie eine SS-Uniform. Wenn ich noch einen Beweis für Leviathans Wahnsinn gebraucht hätte, hier war er. Erics Stimme drang an mein Ohr, bevor ich mir weitere Gedanken machen konnte. "Nath! Wärst du so freundlich uns mal zu helfen?" Während Leviathans Anblick mich gebannt hatte, war es einem der Skorpionkrieger gelungen auf den Wall zu gelangen. Ich schoss vor, wich dem Stachel des Kriegers aus und rammte ihm meinen Speer ins Herz. Sofort wurde sein Körper schlaff und ich musste beiseite springen, um nicht unter ihm begraben zu werden. Blieben noch vier übrig. "Emilia!", sagte ich. "Halt dich bereit. Auf mein Kommando ziehst du den Wall zurück und fesselst ihre Beine! Eric, du und ich übernehmen je einen der Dämonen. Kiara, du erschaffst irgendwas aus Eis, das uns unterstützt. Am besten einem Bären wie letztes Mal, den du auf den vierten hetzt." Meine Freunde nickten, Zeit zum Widersprechen hatten sie eh nicht. Ich spannte meine Muskeln an und rief: "JETZT!" Noch bevor Emilia den Wall senken konnte rannte ich an meinen Freunden vorbei und drückte mich ab. Mein Speer zielte auf die Kehle des Skopionkriegers, der blitzschnell zurücksprang und mit seinem Stachel einen Angriff startete. Mit einer Pirouette wich ich aus, schlug den Stachel beiseite und landete einen Treffer gegen eines der Beine, das durch den wuchtigen Schlag brach. Der Dämon schrie auf, seine Stimme war voller Wut und Schmerz. Er stürzte sich auf mich, griff mit Schwert und Stachel zugleich an. Ich hechtete beiseite, entging knapp seinen rasenden Angriffen und entgegnete seine wütenden Angriffe, schaffte es sogar, ihn ein paar Meter zurück zu drängen. Ein tiefes Brüllen erklang und die Temperatur im Hafen sank um mindestens zehn Grad. Ich sah, oder spürte viel mehr, wie einige Eiswölfe und ein riesiger Bär sich auf einen anderen Dämon stürzten und ihn in Stücke rissen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Emilia ihren Gegner mithilfe ihres Bokkens entwaffnete und aufschlitzte. Dann hörte ich den Schrei. Ich wirbelte herum und sah Eric, sein Kurzschwert lag auf dem Boden, außerhalb seiner Reichweite und er blutete heftig aus einer Wunde an der Schulter. Mein Denken setzte aus und meine Instinkte, meine natürlichen Schlachtreflexe übernahmen die Kontrolle. Mit aller Kraft schleuderte ich meinen Speer, der wie ein Sonnenstrahl auf den Skorpionkrieger zuschoss, sich in seine Brust bohrte und ihn in Flammen aufgehen ließen. "Emilia, hol Eric und heile ihn. Kiara, deck die beiden.", sagte ich knapp. Ein triumphaler Kriegsschrei erklang hinter mir. Fuck, ich hatte meinen eigenen Gegner für einen Moment vergessen. Zeit ummeinen Speer zurückzurufen hatte ich keine. Ich hörte ein leises Zischen, rollte beiseite und schnellte geschmeidig hoch. An der Stelle wo ich eben noch gestanden hatte, steckte nun der Stachel des Dämons. Ich zückte mein Messer, schlang die Schatten darum und formte ein einschneidiges Kurzschwert. Die schwarze Klinge durchtrennte den Chitin-Panzer ohne große Mühe. Als der Dämon erneut vor Schmerz aufschrie, riss ich den Stachel aus dem Boden machte einen Satz auf die Kreatur zu und rammte ihr den eigenen Stachel in die Kehle. Die Augen des Dämons weiteten sich vor Überraschung, dann brach er zusammen. Ich löste die Klinge auf, steckte das Messer weg und ging zu meinen Freunden. Mit einem kräftigen Ruck zog ich meinen Speer aus dem toten Dämon, ließ ihn in einer Stichflamme verschwinden und drehte mich wieder um. Und plötzlich saß sie nicht mehr auf dem Dach, sondern stand nur wenige Meter vor mir. Aus nächster Nähe war ihre Aura überwältigend, nicht einmal Raguel hatte so eine Macht ausgestrahlt. "Nathaniel Black.", sagte die Dämonin mit ihrer grausamen, verführerischen Stimme. "Ich hatte dir doch gesagt, wir würden uns bald gegenüber stehen." Meine Hand wanderte nach oben, ich packte den Griff von Durendal und zog die heilige Waffe. "Du hast Anderson also getötet? Nun, ich bin nicht sonderlich überrascht. Etwas anderes hatte ich von Luzifers Sohn auch nicht erwartet, trotzdem wird dir seine Waffe nichts nützen. Mach dich bereit zu sterben, kleiner Nephilim."

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt