Der frisch gewaschene Mantel gab mir ein Gefühl der Sicherheit und Ruhe. Mit routinierten, zielsicheren Bewegungen verstaute ich meine Ausrüstung in den zahlreichen Taschen, nebst Zigaretten und Feuerzeug und schob die 1911er ins Schulterholster. Debei fiel mein Blick auf den Schreibtisch auf dem die in Wachspapier eingeschlagenen Kunai lagen. Vielleicht war es ja an der Zeit, dieses Geschenk zu benutzen. Als ich sie auspackte, entdeckte ich zu meiner Freude die lederne Scheide mit einer Schlaufe darin, in der die Messer steckten. Nachdem ich die Wurfmesser an meinem Gürtel befestigt hatte, verließ ich das Zimmer und ging nach unten, wo die anderen bereits warteten. Als er mich entdeckte, sprang Marcus auf. "Ist das wahr?", fragte er aufgeregt, mit brennendem Hass in seinen Augen. "Habt ihr diesen Sohn einer räudigen Hündin endlich gefunden?" "So gut wie.", erwiderte ich. "Wir konnten es auf zwei mögliche Orte eingrenzen, deswegen müssen wir uns beeilen. Aber inzwischen geht es um mehr als bloße Rache. Ich brauche seine Waffe." Jasmin stutzte. "Davon hast du nichts erwähnt." "Das macht er gerne.", meinte Eric spöttisch. "Nath lässt sich nicht gerne in die Karten gucken." Da hatte wohl jemand seinen passiv-aggresiven Tag. "Verständlich.", entgegnete Jack, der etwas abseits saß. "Er ist das wohl meistgehasste Wesen auf der Welt, da sollte man schon etwas aufpassen. Also Kleiner, schießt los. Was willst du mit einem Schwert, das Fragmente von Durendal enthält?" Ich ignorierte Erics Vorwurf für den Moment, stattdessen sagte ich: "Wenn die Legenden stimmen, hat Roland, Paladin von Karl dem Großen und Träger des Durendal, versucht die heilige Klinge vor seinem Tod zu vernichten und stellte fest, dass sie unzerstörbar ist. Demnach trägt Anderson das echte Schwert. Eine Waffe, die ich brauche um das Ende dieser Welt zu verhindern." "Das ist ein Witz, oder?", fragte Eric, seine Hände umklammerten die Lehnen des Sessels auf dem er saß. "Nein.", antwortete ich ernst. "Aber wir haben keine Zeit für Erklärungen. Ich werde es euch erklären wenn wir zurück sind. Vertraut ihr mir?" Sie nickten, wenn auch mit etwas Widerwillen, dann fragte Emilia: "Wie gehen wir vor?" Zu ihrer sichtlichen Überraschung sagte ich: "Wir teilen uns auf." "Aufteilen?", hakte sie mit hochgezogener Augenbraue nach. "Ja. Das ist unsere einzige Chance ihn zu erwischen. Jasmin, Nuala, Lyra und Nero bleiben hier.", sagte ich mit einer Stimme, die fast schon befehlsgewohnt war. "Jasmin, du wirst einige Schutzzauber wirken, im Notfall rufst du mich an. Der Rest teilt sich auf. Emilia, du leitest das eine Team. Mit dir gehen Eric und Kiara. Jack, dich muss ich darum bitten sie zu teleportieren. Euer Ziel ist Okinawa. Sucht im Hafen. Damon, Marcus, ihr kommt mit mir nach Budapest, wir werden durch die Schatten reisen. Sind alle bereit?" Alle nickten und Jack ließ bereits seinen roten Rauch aufsteigen. "Eins noch", ergänzte ich. "Anderson ist hochgefählich. Zeigt keine Gnade, aber erwartet auch keine. Dieser Mann hat eine mächtige Waffe, jahrelange Erfahrung und einige Tricks auf Lager." Emilia nickte, dann waren sie und die anderen auch schon von Rauch umhüllt und einen Moment später verschwunden. Marcus trat neben mich, legte die eine Hand auf meine Schulter, packte mit der anderen Damons Ellenbogen und knurrte: "Lass uns gehen." Ich schloss die Augen und rief die Schatten, schlang sie um uns und machte einen Schritt nach vorne. Als ich die Augen wieder aufschlug standen wir in einer kleinen Seitenstraße mitten in Budapest, nur wenige Minuten entfernt vom Heldenplatz. Es war früher Abend, gegen Ende des Sommers, daher waren noch einige Touristen unterwegs, dennoch spürte ich die Machtsignatur des Durendal deutlich. Zu dritt traten wir auf die lange Allee, gingen in Richtung des Platzes und ignorierten Flüche der Touristen und Einheimischen. Der Jäger stand vor dem Heldendenkmal, neben ihm ein Koffer, ähnlich denen in denen Billiard-Queues transportiert wurden, nur kürzer und breiter. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und betrachtete die riesige Statue des Erzengels Gabriel, die auf einer etwa 36 Meter hohen Säule thronte. Ich trat neben den Jäger und bedeutete den Anderen erst mal im Hintergrund zu bleiben. Aus den Augenwinkeln sah ich zwei Gestalten, in weiße Kapuzenmäntel gehüllt. Beide trugen ein großes, silbriges Kreuz an einer Kette um den Hals. Ging es nicht noch ein wenig auffälliger? Dennoch schienen sie die Menschen zu ignorieren oder nicht wahr zu nehmen, im Zweifelsfall wichen sie wie automatisch aus. "Abschaum.", sagte Anderson. "Heute werden wir es beenden, nicht wahr?" Ich nickte. "Und dieses Mal wirst du nicht fliehen. Aber wir sollten keine Zivilisten in diesen Kampf mit rein ziehen." "Du besitzt Anstand. Hätte ich von einem Gräuel wie dir nicht erwartet. Aber für dich kommt jede Hoffnung zu spät." Der Jäger gab seinen Begleitern ein Zeichen und die in weiß gehüllten Gestalten hoben die Hände. Urplötzlich waren alle bis auf uns sechs verschwunden und eine durchsichtige Kuppel legte sich über den Platz, die entfernt an eine Seifenblase erinnerte. Anderson kniete nieder, öffnete den Koffer und packte Durendal erführchtig mit der rechten. Er trat einige Schritte zurück, seine Begleiter hinter sich. Sie hatten die Kapuzen immer noch tief ins Gesicht gezogen, die Kreuze glühten jetzt leicht und ein weißer Schimmer umgab ihre Handel. "Nathaniel Morgenstern.", setzte Anderson an und richtete das Schwert auf mich. "Ich werde dich und deine Freunde jetzt töten. Möge die Hölle ihre Seelen läutern, doch deine wird auf ewig brennen!"
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...