Der Schädel des Rabisu gab ein berstendes Geräusch von sich, als ich ihn mit aller Kraft auf das Kopfsteinpflaster schlug. Ich wollte wieder aufstehen, als die Keule eines Hellion auf mich zuraste. Geschickt rollte ich beiseite, sprang auf den Dämon und die glühende Klinge meines Speers fand eine Schwachstelle in seiner Rüstung, durchstieß den dunklen Stahl und bohrte sich in sein Herz. Blitzschnell wirbelte ich herum, wobei ich den Speer aus dem Fleisch des Hellions riss und stürzte mich in die Schlacht. Um mich herum waren ausschließlich Bestien, Vampire, Rabisu und Hellion, die versuchten sich auf mich zu stürzen. Blutdurst und Hass, der mir aus ihren Augen entgegenfunkelte, wichen Furcht, als sie durch meine Klinge fielen. Wieder und wieder zuckte mein Speer vor, fand Lücken in der Verteidigung meiner Gegner, doch für jeden, den ich tötete, traten zwei Neue an seine Stelle. Ich drehte mich um, lenkte den Hieb eines Rabisu ab und schlug ihm den Schädel ab. Das hervorspritzende Blut blendete mich einen Augenblick, weshalb ich den Hellion nicht sofort sah. Eine Faust von der Größe eines SMARTS raste mit atemberaubender Geschwindigkeit auf mich zu und traf mich, noch ehe ich ausweichen konnte. Ich segelte in hohem Bogen durch die Luft, riss ein halbes Dutzend Vampire um und knallte gegen den Rücken eines anderen Hellion, wobei ich meinen Speer verlor, der in einer kleinen Stichflamme verschwand. Der Dämon wirbelte schwerfällig herum und schwang seinen hässlichen, grobschlächtigen Streitkolben. Ich riss meinen Arm hoch, richtete die Hand auf den Hellion und dieser stolperte zurück, geblendet von einem gebündelten Feuerstrahl. "Rückzug!", rief ich Emilia, Jack und Asami zu. "Ich habe eine Idee!" Blitzschnell stürzte ich mich in die Schatten und kam neben Taio aus dem Schatten einer Eiche wieder heraus. "Verschmäler den Durchgang.", befahl ich dem Magier, der auf den Boden stampfte, woraufhin dicke Steinwände aus dem Boden schossen und einen Spalt von etwa zwei Metern frei ließen. Mit einem kurzen Gedanken ließ ich meine Rüstung verschwinden, zog Gladys und Betsy und zielte sorgfältig. Emilia und Asami waren dem Spalt schon nahe, doch verlangsamte sie das Gewicht von Jack, der, von den beiden gestützt, zwischen ihnen vorwärts stolperte. Der Dämon blutete aus diversen, hässlichen Wunden, umklammerte aber immer noch seine Axt. Rabisu und Vampire waren ihnen dich auf den Fersen, als ich das Feuer eröffnete. Langsam ging ich vorwärts, feuerte bei jedem Schritt eine Kugel ab und tötete mit jedem Schuss ein weiteres Monster. Schließlich stand ich direkt vor dem Spalt, ich steckte die Pistolen weg und meine Freunde stolperten an mir vorbei. "Emilia", sagte ich. "Kümmer dich um Jacks Verletzungen. Asami, ich brauche deine Hilfe." Emilia zog den Dämon mit sich, während Asami sich neben mich stellte. Mit einem kräftigen Windstoß warf ich Rabisu und Vampire zurück, während die Hellion sich zusammenrotteten und die gehörnten Köpfe senkten. "Was kann ich für dich tun?", fragte die Kitsune. "Wie gut kontrollierst du dein Feuer?", fragte ich zurück und verschaffte uns mit weiteren Windstößen mehr Zeit. Asami grinste mich an, zog ihr Katana aus der Scheide und packte es mit beiden Händen. Gelbes Feuer tanzte in ihren Augen und ihr Körper ging in Flammen auf. Ihre Eckzähne verlängerten sich, ihre Fingernägel wurden zu scharfen Krallen. Asamis schwarzes Haar wurde geteilt von zwei spitzen Ohren und ihr wuchsen sechs dunkelorangene Schwänze. Flammen züngelten über die Schwanzspitzen und die Klinge ihres Schwertes. "Gut genug.", erwiderte die Kitsune und bleckte die Zähne. Mit einem Fingerschnippen beschwor ich meinen Speer und ließ ihn kurz über meinem Kopf wirbeln. "Dann lass uns diesen Wichsern einheizen.", knurrte ich. Asami und ich sprangen gleichzeitig vor, landeten nebeneinander zwischen den dicken Steinwänden und richteten unsere Klingen auf die zahlreichen Kreaturen. Die Rabisu sahen die Flammen, sie waren die ersten, die unseren Plan erkannten. Verzweifelt schlugen sie mit den Flügeln, versuchten zu fliehen, doch da war es schon zu spät. Gemeinsam mit Asami entfesselte ich eine gewaltige Feuersbrunst, die gebündelte Kraft einer sechsschwänzigen Kitsune und des Feuergottes Aurus. Ich speiste die Flammen mit gezielten Windstößen, ließ die Hitze immer weiter steigen, während Vampire und Rabisu unter schmerzerfülltem Kreischen verbrannten. Das Feuer tobte einige Minuten lang, die Schreie immer leiser, übertönt vom Fauchen der Flammen, bis Asami schwer atmend ihre Waffe sinken ließ. "Es tut mir leid", keuchte sie. "So lange habe ich das noch nie getan." Ich lächelte sie knapp an und mit einer kurzen Bewegung meines Schwertes ließ ich die Flammen ersterben. Die Straße war praktisch leer, der Boden war von einer handbreiten Schicht Asche bedeckt und die steinernen Wände glühten fast. Die Luft flimmerte vor Hitze und ich sah einen einzelnen Hellion, größer als seine Artgenossen, der letzte Dämon, der noch stand. Sie mochten Geschöpfe der Hölle sein, selbst sie waren dem göttlichen Feuer nicht gewachsen. "Du hast ganze Arbeit geleistet.", sagte ich zu Asami und hob meinen Speer. "Ich werde es beenden, uns läuft die Zeit davon." Doch gerade als ich meine Waffe schleudern wollte, explodierte die massive Steinwand am anderen Ende der Main Street geradezu. Der Hellion wurde von Steinsplittern getroffen, so lang wie mein Arm, Asche wurde aufgewirbelt und die Wände und das Kopfsteinpflaster bekamen Risse und splitterten. Ich brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu begreifen, was gerade geschah. Im letzten Augenblick gelang es mir mich vor Asami in den Spalt zu stellen und eine große Flammenwand zu erschaffen. Der Strahl aus Eis und Kälte zerfetzte den Körper des Hellion vollständig und prallte auf meinen flammenden Schild. Eis und Feuer rangen miteinander, fast wurde der Schild durchbrochen, dann konterten sich die magischen Energien und sowohl Strahl als auch Schild erstarben. Ich verkürzte meinen Speer zu einem Gladius und versuchte meinen Puls zu beruhigen. Ein leichter Wind reichte aus um die Aschewolken hinfortzufegen und um den Blick auf die Gestalten freizugeben, die zweihundert Meter von uns entfernt die Main Street betraten. Taio, Emilia und Jack traten zu uns, dicht gefolgt von Nero. "Ist sie das?", fragte der Kater ehrfürchtig. "Ist das Leviathan, Fürstin des Westens?" "Ja.", antwortete Emilia mit vor Wut bebender Stimme. "Das ist die Schlampe, die mich getötet hat." "Und sie scheint nicht alleine zu sein.", ergänzte Jack tonlos. Und der Dämon hatte recht. Neben Leviathan stand ein Mann, gehüllt in eine schwarze, prunkvolle Rüstung und mit einem Langschwert in der Linken. Balthasar. Luzifers Worte kamen mir in den Sinn, seinen Erstgeborenen zu verschonen, falls möglich, doch mein Blick glitt weiter, über die hagere, in einen verschlissenen Umhang gekleidete Gestalt zu Levithans Rechten, bis zu den Soldaten hinter ihr. Dutzende Krieger, bewaffnet mit schartigen Schwertern und zerbeulten Schilden. Es waren Sparten, mit gelb glühenden Augen und schlichten Rüstungen. Schulter an Schulter standen sie da und warteten auf den Befehl ihrer Herrin, die mit einem spöttischen Lächeln näherkam. "Wir sind ziemlich gefickt, oder?", fragte Nero, seine Stimme klang fast schon aufgeregt. "Also Nath, dann offenbare uns mal deinen Plan." Ohne den Blick von Leviathan zu wenden, griff ich in meine Umhängetasche und zog einen kleinen Glasengel hervor. Im Mondschein schien die kleine Figur geradezu zu leuchten und für einen winzigen Augenblick sah ich ein grünliches Blitzen aus dem Augenwinkel, wie der Panzer eines Käfers an einem Sommertag. Zeit um nachzusehen hatte ich allerdings nicht, denn Leviathan hatte bereits ein Viertel des Weges hinter sich gebracht. Vorsichtig stellte ich den Glasengel auf den Boden und hüllte mich in meine pechschwarze Rüstung. "Ich habe keinen Plan.", erwiderte ich ruhig. "Aber es ist an der Zeit für meinen Trumpf." Ich hob meinen Stiefel, verzog meine Lippen zu einem grausamen Grinsen und sagte: "Es ist Zeit den Erzengel Raguel zu rufen." Dann zertrümmerte ich die Figur mit einem kurzen Tritt und einen Herzschlag später war der Himmel von einem strahlenden, weißen Licht erfüllt.
DU LIEST GERADE
Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...