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Mein Verstand brauchte einen Moment um Emilias Nachricht zu verarbeiten. Dann sprang ich auf, sprintete an ihr vorbei zu der Tür die nach unten führte. Vorhin hatte ich sie absichtlich nicht genommen, um meine Ruhe zu haben. Ich rannte die Treppen runter, stolperte fast, bis ich schließlich ins Wohnzimmer stürzte, wo Zachaire auf der Couch lag, umringt von den anderen. Er sah übel aus, tiefe Schnitt- und Stichwunden hatten sein Fleisch zerfetzt und Schusswunden hatten Brust und Beine durchlöchert. Allerdings begannen diese Wunden schon zu heilen. "Zachaire!", sagte ich atemlos. "Was ist mit meiner Mutter?" Der Alchemist setzte sich auf und sah mich an. "Es tut mir leid, es ist meine Schuld. Ich wollte sie gerade in ein Safehouse bringen, als SOL angegriffen hat. Sie haben meine Spur verfolgt." Mit drei raschen Schritten war ich bei ihm und packte ihn am Kragen. "Sind sie noch da? Wie viele sind es?", knurrte ich. "Vermutlich ja. Es waren etwa fünf Mann.", erwiderte Zachaire geschockt. "Ich bin vor zwei Minuten herteleportiert. Aber wieso..." Ich ließ seinen Kragen los, wirbelte herum und stürmte in mein Zimmer. Blitzschnell schlüpfte ich in meine Klamotten und legte meine Ausrüstung an. Mit fast schon mechanischen Bewegungen rammte ich die Pistole ins Halfter und steckte die Reservemagazine ein. Zwei mit gewöhnlicher, eines mit versilberter Munition. Die Kunai würde ich nicht brauchen. Ich hatte nicht vor jemanden zu lähmen. Ein letztes Mal sah ich mich um. Ich hatte alles. In diesem Moment kam Emilia in mein Zimmer, ihr Gesichtsausdruck war besorgt. "Nath was hast Du vor?", fragte sie. "Ich werde ein paar Männer von SOL töten und meine Mutter in Sicherheit bringen." Das hätte ich schon längst machen sollen. "Ich komme mit.", sagte Emilia. Das war keine Frage, sie würde nicht mit sich diskutieren lassen. Aber das hier musste ich alleine erledigen. Ich griff in meine Hosentasche und warf ihr etwas zu. Tonlos sagte ich: "Vorher solltest Du dir das hier ansehen." Geschickt fing sie den Gegenstand auf und betrachtete ihn. In dem Moment, als sie begriff, dass es sich lediglich um mein Handy handelte, war ich schon in die Schatten getreten. Die Dunkelheit begrüßte mich wie einen alten Freund, umschloss mich und spuckte mich schließlich wieder aus, gegenüber vom Haus meiner Mutter. Davor standen zwei Männer in weißen Uniformen, bewaffnet mit halbautomatischen Gewehren, AR-15. Während es in Kuba Nachmittag war, war in Deutschland gerade die Nacht hereingebrochen. Das war mein größter Vorteil. Mit großen Schritten ging ich auf die Männer zu und zog meine Pistole. Zwei Schüsse peitschten durch die Nachtluft, zwei Leichen fielen zu Boden. Und wieder hatte ich getötet, aber ich dachte nicht darüber nach, mein Körper bewegte sich eigenständig, wie auf Auto-Pilot. Mit der Waffe im Anschlag stieg ich über die toten Männer und öffnete vorsichtig die Tür. Stimmen kamen aus dem Wohnzimmer. "....sollte unmöglich sein. Alessia hat uns versichert, dass Raguel sich um alle Nephilim kümmert.", sagte eine Stimme in einem militärischen Ton. Langsam schlich ich weiter. "Egal. Wir bringen sie ins Hauptquartier und bringen sie zum reden. Welcher Engel auch immer es gewagt hat mit ihr einen dieser..... Bastarde zu zeugen, sie wird es schon ausspucken." Wie in Zeitlupe lugte ich um die Ecke. Meine Mutter lag auf der Couch und schien zu schlafen, vor ihr standen drei Männer, einer davon trug eine Art weißen Kittel. Ohne zu zögern hob ich meine Pistole und schoss den beiden Männern in Uniform in den Kopf. Dann steckte ich die Waffe weg und rannte auf den Mann im Kittel zu. Kurzerhand trat ich ihm in die Kniekehle und warf ihn gegen die Wand. Ein Bild zersplitterte beim Aufprall, dann sackte der Mann zu Boden. Er hatte eine Halbglatze und glich einem Frettchen. "Wer bist Du?", keuchte er mit quiekender Stimme. "Dein schlimmster Alptraum.", erwiderte ich mit düsterer Stimme. "Was wollt ihr von dieser Frau?" Der Mann lachte leise. "Sie ist eine Sünderin. Wir hätten ihre Seele gereinigt. Reine Seelen sind so viel wertvoller. Sie wäre sehr zufrieden mit mir gewesen. Sie hätte mir vielleicht sogar das ewige Leben geschenkt." "Wer ist SIE?", fragte ich. Wieder lachte der Mann. "Oh, Du weißt es. Du musst es wissen. Immerhin ist es seit Jahrtausenden vorhergesagt. Es ist alles geplant. Du könntest es nicht aufhalten, nicht einmal wenn DU Sein Auserwählter wärst." Dann zog er etwas aus seiner Tasche und steckte es sich in den Mund. Eine Sekunde später quoll gelblicher Schaum aus seinem Mund. Gift. Er hatte sich umgebracht. Mein Blick fiel auf meine Mutter. Ich wusste was zu tun war. Ich hätte es schon früher tun sollen. Vorsichtig hob ich sie hoch und sah mich ein letztes Mal um. Ich würde wohl nie wieder zurück kommen. Dann trat ich in die Schatten. Es gab nur eine Person die mir jetzt helfen konnte.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt