#19

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"Hand Gottes?", fragte ich. "Willst Du mir wirklich erklären das du ein Engel bist und von Gott geschickt wurdest?" Früher am Tag hatte ich eine vier Meter große Kreatur getötet, die das Wetter kontrollieren konnte und mal ein Mensch gewesen war. Die Existenz Gottes war nicht viel schwerer zu glauben. "Ich bin in seinem Auftrag auf der Erde. Ich führe seinen Willen aus." Obwohl ich wusste das es wirkungslos bleiben würde, feuerte ich bis das Magazin leer war. Wütend schrie ich:"Gottes Wille? Du und deine Männer haben fast hundertfünfzig Unschuldige abgeschlachtet!" "Es waren fehlgeleitete Seelen. Ich habe sie erlöst, sie in den Himmel geschickt.", sagte Alessia, noch immer arrogant lächelnd. Das war zuviel. Ich zog mein Messer, rannte auf Alessia zu und stach nach ihrem Hals. Mühelos wich sie aus und trat mir die Beine weg. Ich fiel vor ihr auf die Knie und sie legte mir ihre Hand auf die Stirn. "Sic luceat lux.", murmelte Alessia. Urplötzlich fühlte sich mein Kopf an als würde jemand mit einem riesigen Korkenzieher in meinem Kopf rumwühlen. Kurz darauf spürte ich wie meine Siegel aufglühten und sofort ließ der Schmerz nach. Alessia sprang zurück und starrte mich ab. Sie hob ihr Schwert und kreischte:"ABSCHAUM!" Sie wollte zuschlagen, als ich die Hände hob und ein enormer Blitz sie an der Brust traf und nach hinten schleuderte. Mitten in der Luft schlug sie ein paar Mal mit den Flügeln und fing sich wieder. Verdammt. Ich hatte meine gesamte Energie in den Angriff gesteckt. Alessias Gesicht war bleich geworden und war von Hass und Abscheu verzerrt. Bevor ich überhaupt reagieren konnte schoss sie auf mich zu und rammte mir ihr Schwert in die Brust. Meine Siegel schützten mich eigentlich vor jeglicher Art von Magie, aber das hier wirkte ursprünglicher, mächtiger. Ich nahm nichts mehr wahr, nur noch endlosen Schmerz. Während sie die Klinge leicht drehte sah ich wie durch einen langen Tunnel die unzähligen Leichen meiner Mitschüler. Wut und Hass überrannten mich und gaben mir die Kraft aufzustehen. Alessia blickte überrascht und trieb die Klinge noch tiefer. Bis zur Hälfte steckte das gleißende Schwert in meiner Brust. Sollte ich das hier überleben, würde ich vermutlich sogar gegen Atombomben immun sein. Plötzlich schien etwas in mir zu zerbrechen, wie ein Glaskugel die unter großem Druck Risse bekommt. Ein Strom aus reiner Energie flutete meinen Körper. Mit bloßen Händen packte ich die Klinge und zog sie aus meiner Brust. Ich sah Alessia an. Sie schien von innen heraus zu leuchten und ihr Anzug war durch eine Plattenrüstung ohne Helm ersetzt worden. So sahen Engel also in Wirklichkeit aus. Der Engel riss das Schwert zurück und schrie:"GRÄUEL!". Mit einem wuchtigen Hieb versuchte sie mir den Kopf abzuschlagen. Ich hatte keine Zeit das Messer aus meinem Stiefel zu ziehen, instinktiv riss ich die Arme hoch. Wenige Zentimeter vor meinen Händen stoppte die Klinge. Die Schatten in den Ecken der Halle bewegten sich auf mich zu, krochen an mir hoch und schlängelten sich an meinen Armen entlang. Sie schlangen sich um das Schwert und schwächten es, schienen das Licht verschlingen zu wollen, schließlich erlosch es. Alessia taumelte zurück. "Nein. Das ist unmöglich. Wie..." In einem Lichtblitz verschwand sie. Ich schloss die Augen und kniete nieder. Sie war geflohen. Dann sah ich auf meine Brust. Dunkles Blut sickerte aus der Wunde, die Ränder rauchten leicht. Was auch immer in mir zerbrochen war, es hatte sich wieder zusammengefügt. Ich spürte wie ich immer schwächer wurde. "Ich werde euch rächen.", flüsterte ich heiser, als ich den Leichenberg ansah, dann machte ich mich auf den Weg mach oben. Die Treppen waren die reinste Qual, meine Wunde tat unglaublich weh. Stufe um Stufe schleppte ich mich hoch. Schließlich kam die Tür zum Dach in Sicht. Mit letzter Kraft stolperte ich darauf zu. Noch im Fallen packte ich die Türklinke. Ich lehnte mich gegen die Tür, die langsam aufschwang. Kraftlos sank ich zu Boden und wie aus weiter Ferne hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Unter großer Anstregung drehte ich mich auf den Rücken und beobachtete den Rauch der aus meiner Brust stieg, hinauf in den Himmel. Mit einem Lächeln schloss ich langsam meine Augen. Das letzte was ich sah waren die wunderbaren Lichter der Sterne.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt