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Ich parkte den Wagen knapp einen Kilometer von unserem Zielort. Routiniert schob ich die weihwasserbehandelnte Silbermunition in die Magazine, schob eines davon in meine Pistole und schob die restlichen zwei in die Innentaschen meines Mantels. Währenddessen zog Emilia sich um. Das ich neben ihr saß störte sie nicht. Sie schlüpfte in eine lange, tarnfarbene Hose und ein olivgrünes Top, um ihre Hüften hing ein schwerer Muntionsgurt, mit verschiedenen Arten von Munition. Zum Schluss legte sie sich eine schusssichere Weste und beißfeste Armschienen an, ähnlich wie meine, aber ohne Extras. Wir stiegen aus und ich schloss ab. Dann zündete ich mir eine Zigarette an. Das Klicken des Zippo und der Rauch in meiner Lunge hatten etwas vertrautes und beruhigende. Während wir liefen kontrollierte ich ein letztes Mal meine Ausrüstung. Aus den Augenwinkeln betrachtete ich Emilia. Sie hatte sich abgeschminkt, was meiner Meinung nach viel besser aussah. "Da ist es.", sagte sie. Mit "es" war ein zehnstöckiges Hochhaus gemeint. Darin lebten die Anführer des hiesigen Clans, der irgendeinen aztekischen Namen trug, den ich nicht mal aussprechen konnte. Vier uralte Vampire, bewacht von gerade mal 5 Vampiren und 20 Menschen, Anhänger der Vampire die auf eine Verwandlung hofften. Normalerweise waren es mehr als doppelt so viele Vampire, aber anscheinend hatte Balthasar das Abschlachten von Kartellskämpfern in Südamerika und Mexiko so gründlich fortgesetzt, dass man beschlossen hatte einige der besten Kämpfer der Vampire loszuschicken. Mit der Rückkehr der fehlenden Männer rechnete man erst in einigen Tagen. Unglaublich, wie effektiv Weihwasser in offenen Wunden beim Verhören eines Vampirs war. "Was meinst Du,", fragte ich Emilia. "Wie sollen wir vorgehen?" "Wir gehen rein und überraschen sie. Du gehst vor, als Kugepfang." Dabei grinste sie schelmisch. "Ich halte dir den Rücken frei, wir kämpfen uns nach oben durch und töten die Ältesten." In einem weiten Bogen umrundeten wir das Gebäude und gingen zu einer unscheinbaren Stahltür. Der Hintereingang. Emilia, hob ihre Benelli, anscheinend wollte sie das Schloss aufschießen. Ich drückte den Lauf runter, ging näher ran und kniete mich vor die Tür. Ich musste ein Lachen unterdrücken. Typisch. Eine etwa 15 Zentimeter dicke Stahltür und ein riesen Schloss. Auf die meisten mochte das beeindruckend und abschreckend wirken, aber in Wahrheit war ein großes Schloss meistens viel einfacher zu knacken als ein großes. Ich zog ein Stück stabilen Draht aus meinem Mantel, formte einen behelfsmäßigen Ditrich und schob ihn ins Schloss. Mit geschlossenen Augen machte ich mich daran zu schaffen und wenige Minuten später war die Tür offen. "Sowas bekommt man an der Akademie erst im zweiten Jahr beigebracht.", sagte Emilia, mit einem fragenden Unterton. "Ich hab mit sieben ein Buch über die Funktion der Arten von Schlössern bekommen. Den Rest habe ich mir selbst beigebracht. So schwer ist das ja nicht." Ich steckte den Draht weg und stand auf. Mit gezücktem Messer ging ich voran, Emilia hinter mir. Mit der Benelli konnte sie mir den Rücken frei halten, zudem war ich, zumindest teilweise, kugelsicher, was ich Leonie zu verdanken hatte. Die beiden Kugeln in meiner Brust rutschten immer noch herum, vielleicht sollte ich mal was dagegen unternehmen. Aber nicht jetzt. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Wir liefen leise die Treppe hoch, meine Hand lag am Messergriff. Natürlich würden uns die Vampire hören, aber vielleicht konnten wir die Menschen ja überraschen. Ich verzichtete auch darauf das Licht zu löschen, da Emilia dann nichts gesehen hätte. Auch ein Nachtsichtgerät hatten wir von Elijah bekommen, aber Vampire konnten ebenfalls im Dunkeln sehen. Und auch sie würden das Licht nicht ausmachen, wegen den menschlichen Wachen. Wir stiegen weiter die Treppen hoch, verständigten uns durch Blicke und Gesten. Dann, endlich, trafen wir auf Wachen. Fünf Mann, bewaffnet mit Maschinenpistolen, gekleidet in dunkle, militärisch anmutende Overalls. Ich bedeutete Emilia hinter einer marmornen Säule in Deckung zu gehen. Dann riss ich mein Messer aus der Scheide, rammte es dem hintersten Mann in die Nieren und sagte laut:"Schade, ich hatte gehofft von einem der Blutsauger begrüßt zu werden." Die vier Männer wirbelten herum und feuerten. Die 9mm Kugeln schlugen in die Leiche ein, die ich wie einen Schild vor mich hielt. Als sie nachladen mussten zog ich das Messer aus dem Mann, hakte es am Draht ein und riss denn Arm hoch. Surrend wickelte sich der Draht ab, bis sich die Klinge in den weichen Hals einer Wache bohrte. Im selben Moment zog ich meine Pistole und gab drei Schüsse ab. Ich riss meinen Arm wieder zurück und fing das nun blutverschmierte Messer auf. Eine Sekunde später fielen vier leblose Körper zu Boden, leisten ihrem Kameraden Gesellschaft. Seelenruhig steckte ich meine Waffen weg. "Wir sollten uns beeilen. Das hier wird Aufmerksamkeit erregen.", sagte Emilia. Ich nickte und gemeinsam rannten wir durch einen langen Flur, auf dem Weg zur nächsten Treppe. Wir hatten es zur Hälfte geschafft, als fünf Wachen um die Ecke bogen. Ohne langsamer zu werden hob Emilia die Hand und eine große Zimmerpflanze in der Ecke packte die Männer mit, nun etwa armdicken, Wurzeln und erwürgte sie. Die süße Magierin überraschte mich immer wieder. "Warte.", sagte ich und deutete nach links. "Lass uns den Aufzug nehmen."

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt