#173

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Ich schnippte gerade meine aufgerauchte Kippe weg, als der Camaro auf den Parkplatz einbog, dicht gefolgt von von dem LKW und den Fahrzeugen von Perrys Leuten. Jack sah mich noch immer mit großen Augen an, schüttelte aber schnell den Kopf und versuchte sich zusammen zu reißen. "Also ich werde das Emilia ganz bestimmt nicht sagen.", meinte er. "Dazu hänge ich zu sehr an meinem Leben. Nath, was du da getan hast… Ich fasse es nicht. Du hast gerade mal etwas mehr als einen Tag in der Hölle verbracht und du schwörst Luzifer, ein ganzes Jahr in diesem Loch zu verbringen." "Emilia darf davon nichts erfahren!", schärfte ich ihm ein. "Ich hatte keine andere Wahl, nur so haben wir eine Chance Leviathan zu stoppen. Egal was in diesem Jahr passieren wird, das ist es wert." Jack kratzte sich kurz am Kinn, dann grinste er. "Hey, immerhin habe ich dann mal einen würdigen Gegner beim Poker. Also wenn der Fürst der Finsternis dir mal einen Abend frei gibt." Ich erwiderte sein Grinsen schwach und deutete auf die Wagen, die gerade hielten. Kaum stand der Z/28, stieß Emilia die Tür auf und stürzte die paar Stufen zum Fabriktor hoch und fiel mir in die Arme. "Du bist ein Idiot.", sagte sie und presste ihre Lippen auf meine. "Ist alles gut gegangen?" Ich nickte knapp und beobachtete, wie Perry aus einem SUV stieg und rief: "So Leute. Schnappt euch eure Waffen, packt genug Munition ein und dann gehen wir nochmal den Plan durch." Hand in Hand ging ich mit Emilia zum Camaro, aus dem gerade Asami und Nero stiegen. Die Kitsune lächelte uns kurz zu, dann sagte sie: "Ich sollte mal zu den anderen gehen und mir eine Waffe holen." Als sie weg war, küsste ich Emilia und holte meine Umhängetasche, mit der ich zum Kofferraum ging. "Also los, Feuerlöckchen. Wir sollten uns auch fertig machen. Pack alles an Munition ein, was du findest. Und hast du die Granaten gesehen? Jack freut sich schon auf sein neues Spielzeug."

"Seid ihr bereit?", fragte Perry eine Viertelstunde später und klopfte mir auf den Ellenbogen. Ich warf Jack die letzte Granate zu, die der Dämon in seinen Patronengurt schob. Ich hatte ihn zwar nicht davon abbringen können, seine Pijamahose mit den Entchen zu tragen, aber immerhin hatte ich ihn zu Stiefeln und einer schusssicheren Weste überreden können. "Wir sind soweit fertig.", erwiderte ich. "Aber ich denke, wir alle sollten uns noch ein paar Stunden ausruhen, Leviathan wird sich zurück halten, vermutlich ist zwar alles vorbereitet, aber gut versteckt. Also können wir noch ein wenig Kräfte sammeln, später werden wir dafür mehr als dankbar sein." Der Kampfmagier nickte nachdenklich und zögerte einen Moment, ehe er sagte: "Hey, Nath. Es gäbe da noch eine Sache…" Eine Spur Sorge lag in seiner Stimme. "Meine Leute… ich will es nicht beschönigen, ihnen geht der Arsch auf Grundeis. Jeder von uns kennt Gruselgeschichten über die Hölle. Alle hier sind fähige Kämpfer, aber Leviathan… sie ist eine düstere Legende, eine Naturgewalt. Wir machen uns alle so unsere Gedanken, aber je näher wir dem Portal kommen, desto unruhiger wird die Stimmung. Es würde helfen, wenn du mit ihnen redest, sie ein wenig motivierst." "Und du meinst wirklich, das würde etwas bringen?", fragte ich skeptisch. "Ich bin mir sicher.", bestätigte Perry. "Glaub mir. Sie sind zwar eingeweiht, wissen was Leviathan tun will, aber dennoch wissen sie nicht, wofür sie eigentlich kämpfen." Ich sah Emilia an, die mich aufmunternd anlächelte. "Du schaffst das.", sagte sie. "Und ich denke, dass Perry recht hat. Improvisier einfach, das kannst du am besten." Ich drückte kurz ihre Hand, dann stieg ich die Stufen zur leer stehenden Fabrik hoch, während ich darüber nachdachte, was ich sagen könnte. Meine Fresse, ich hatte gegen Götter, Engel und Dämonen gekämpft und hatte jetzt wegen einer kleinen Rede Lampenfieber? Schon ehe ich oben angekommen war, spürte ich die Blicke, die auf mir lagen. Als ich mich umdrehte, sah ich all die Vampire und Magier, die mich beobachteten. Vereinzelt sah ich Kitsunen in der Menge und ein paar Oger, deren dunkle Haut voller Warzen war und die Keulen und Streitkolben in Händen hielten. Oger waren vielleicht nicht die Hellsten, aber verdammt stark und brutale Kämpfer. Verdammt, ich hatte keine Ahnung, wie ich anfangen sollte und die einzige Rede die ich kannte, war die aus 'Braveheart'. Ich schloss kurz die Augen, atmete tief durch und straffte die Schultern. Als ich die Augen wieder öffnete, war ich mit einem Schlag ruhig und wusste, was ich sagen musste. "Seit Jahrhunderten fürchten sich die Menschen vor Vampiren, Therianthropen und all den anderen Wesen.", rief ich mit fester Stimme. "Und das zurecht, schließlich seid ihr gnadenlose Kämpfer und exzellente Jäger. Man hat euch Magier verbrannt, weil man eure Macht und eure Gaben fürchtete. Doch ihr seid mehr als blutrünstige Bestien und gefährliche Schwarzkünstler. Sollen die Menschen uns fürchten und die Engel uns verachten, doch noch vor dem Morgengrauen werden wir diesen Krieg beendet haben! Ihr habt Angst und das verstehe ich. Nicht alle von uns werden den nächsten Morgen erleben, der Feind ist stark und zahlreich. Stellt euch ihm entgegen wie der Fels in der Brandung und haltet stand, was auch immer kommen möge. Wir können sie aufhalten! Nicht SOL, nicht die Kinder Gottes, sondern wir, die Kreaturen der Nacht! Man wird uns keine Denkmäler errichten, keine Lieder über uns singen, doch wird dieser Tag niemals vergessen werden. Der Tag, an dem jene, die der Himmel am meisten verabscheut, zu den Waffen griffen, um den Frieden zu wahren. Kämpft, meine Kameraden, wie ihr es noch nie zuvor getan habt, kämpft für das Schicksal dieser Welt, denn es ist die einzige, die wir haben! Die Engel lassen die Erde im Stich, wir sind die letzte Hoffnung, wir sind die einzigen, die Leviathan aufhalten können!" Ich beschwor meinen Speer und stieß ihn in die Luft. "Deus asinus est!" Und obwohl die meisten vermutlich nicht mal wussten, was es bedeutete, hoben sie ihre Waffen in riefen voller Inbrunst: "DEUS ASINUS EST!"

Wenige Stunden später wurde ich von einem sanften Rütteln an meiner Schulter geweckt und Emilia flüsterte: "Aufwachen, kleiner Engel. Es ist bald elf Uhr, wir müssen los." Ich schreckte aus meinem unruhigen Halbschlaf und blinzelte die Cambion an, die mir lächelnd einen Becher mit dampfendem Kaffee unter die Nase hielt. Ich lächelte zurück, setzte mich auf und nahm den Becher aus Emilias Hand. "Guten Morgen, Feuerlöckchen.", murmelte ich. "Sind alle bereit?" Die Cambion nickte. "Perry meinte, wir könnten in fünf Minuten los." Seufzend trank ich einen großen Schluck Kaffee, dann begann ich meine Ausrüstung anzulegen, die ich zum Schlafen ausgezogen hatte. Ich schlüpfte in meine Stiefel, schnürte sie und korrigierte den Sitz des Messers in der verborgenen Scheide. Dann legte ich Oberschenkel- und Schulterholster an und schob Gladys und Betsy hinein. Drei weitere kleine Messerscheiden kamen an meinen Gürtel, in die ich die Kunai steckte, die ich damals von Elijah geschenkt bekommen hatte. Ich hatte sie mir für einen wirklich mächtigen Gegner aufheben wollen und mir fiel kein mächtigerer Gegner ein, als der Drache des Westens. Eine Stunde noch, dann würde Leviathan die Tore öffnen, es sei denn, wir könnten sie aufhalten, den Tod von Milliarden Menschen und das Ende der Welt verhindern. Also bloß kein Leistungsdruck. Ich sah mich noch nochmal um, ob ich etwas vergessen hatte, dann zog ich meine Zigaretten hervor und kramte nach meinem Zippo. Ich runzelte die Stirn, als ich es nicht wie üblich in meiner Hosentasche fand. Emilia lächltete mich verlegen an und hielt mir ihre geballte Faust hin, in der ein kleiner Gegenstand verborgen war. "Ich dachte, du freust dich vielleicht.", sagte sie und reichte mir mein Zippo. Es sah aus wie immer, mattgold, ein wenig mitgenommen und zerkratzt, aber als ich es zwischen meinen Fingern drehte, sah ich, was Emilia gemeint hatte. Auf eine Seite des Feuerzeugs hatte Emilia eine Blume eingeritzt, unglaublich fein und detailliert. Ein kleines Gänseblümchen. "Danke, Feuerlöckchen.", murmelte ich gerührt und umarmte sie, so gut es eben mit Kaffee, Kippen und Feuerzeug in Händen ging. Emilia stelle sich auf die Zehenspitzen und küsste mich. "Wir sollten los, Nero wartet schon am Wagen." Leise pfeifend folgte ich ihr, während ich mir eine Zigarette anzündete. Bevor ich mich schlafen gelegt hatte, war ich nochmal zu dem schwarzen Kater gegangen und wir hatten geredet. Er hatte mir schweigend zugehört, ein paar Minuten lang gegrübelt, bis er schließlich einen Entschluss gefasst hatte. Und nun brannte er auf den Kampf, wollte endlich etwas bewirken. Ich wusste wie er sich fühlte. Der Preis war vielleicht hoch, aber das war es, wofür ich an die Akademie gegangen war. Ich wollte etwas tun, wollte meinem Leben einen Sinn verleihen. Und mir fiel nichts Bedeutenderes ein, nichts, das wichtiger sein könnte, als ein Krieg zwischen Engeln und Dämonen.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt