Stunden später lag ich auf meinem Bett und las. Die anderen hatten mich mit Fragen gelöchert, die ich eher ungeduldig beantwortet hatte, aber irgendwann waren die Fragen versiegt. Vermutlich war inzwischen Jasmin an der Reihe mit der Befragung, besonders Damon hatte die Hexe ziemlich offen angestiert. Aber für die größte Überraschung hatte Nero gesorgt. Man könnte davon ausgehen, dass eine Gruppe Jugendlicher, die ausgebildet worden waren um Monster und Dämonen zu jagen, von einem sprechendem Kater weniger beeindruckt wären. Auch ihn hatten sie einige Dinge gefragt. Zachaire war fasziniert gewesen, dass er in einem fremden Körper überlebt hatte, während Nuala damit beschäftigt gewesen war seine Ohren zu kraulen. Langsam stand ich auf, legte mein Buch weg und ging ans Fenster. Gerade als ich eine Zigaretten aus dem Päckchen zog, klopfte es. Seufzend ließ ich das Feuerzeug sinken und ging zur Tür. Als ich aufmachte erblickte ich Emilia, die an mir vorbei ins Zimmer ging. In der Mitte des Raumes blieb sie stehen und drehte sich zu mir um. Ich schloss die Tür und fragte: "Alles in Ordnung?" Emilia sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ist das dein Ernst? Erst haust du ab, ohne ein Wort zu sagen, und als Du zurück kommst hast Du eine Hexe im Schlepptau. Was willst Du mit ihr?" Belustigt sah ich Emilia an. "Höre ich da Eifersucht?", fragte ich. "Habe ich denn Grund dazu?" Touché. "Nein. Hast Du nicht." "Wieso hast du Jasmin mitgebracht?" Ich sah ihr in die Augen. "Weil sie nützlich ist. Komm schon, ist das nicht offensichtlich? Sie ist eine mächtige Hexe. Wir können sie gut gebrauchen, vor allem bei meinen nächsten Schritten." Emilia betrachtete mich eingehend, dann presste sie die Lippen aufeinander und sagte: "Du hast vermutlich recht." Dann umarmte sie mich stürmisch. "Ich habe dich vermisst.", flüsterte sie. "Du hast mir auch gefehlt Feuerlöckchen." Einige Sekunden lang blieben wir so stehen, dann lösten wir uns voneinander. Emilia grinste schelmisch: "Und nur fürs Protokoll: Wenn du noch mal versuchst abzuhauen ohne etwas zu sagen, dann schieße ich dir ins Knie. Also, was willst Du als nächstes tun?" "Ganz einfach: SOL anlocken." Emilia lachte überrascht auf. "Wie willst Du das denn machen?" Ich schnappte mir Kippen und Feuerzeug und sagte: "In dem ich ihnen den Job klaue. Kannst du mir einen Gefallen tun und Jasmin holen?" Emilia runzelte die Stirn, dann nickte sie und verließ mein Zimmer. Kurz darauf kam sie mit der Hexe zurück. "Nathaniel.", begrüßte sie mich und neigte leicht den Kopf. "Wie kann ich dir zu Diensten sein?" Ich kramte in meinem Schreibtisch, dann zog ich eine Landkarte aus einer Schublade. "Der Grund warum wir in Kuba sind, ist der, dass es hier vermehrt zu dämonischen Aktivitäten kam. Wir hatten gehofft, dass das SOL anlocken würde. Tja, das hat bislang nicht geklappt." "Und was soll ich jetzt machen?", fragte Jasmin. Ich zündete mir eine Zigarette an und zeigte auf die Karte: "Ein Lokalisierungszauber. Irgendwo in der Stadt müssen sich die Dämonen ja verstecken." Die Hexe starrte mich ungläubig an. "Dämonen aufspüren? Bist du verrückt?" Ich lachte und nahm noch einen Zug. "Möglich. Aber jetzt brauche ich deine Hilfe. Vergiss nicht: Du stehst in meinen Diensten." Jasmin betrachtete die Karte, dann schüttelte sie den Kopf. "Und wie soll ich das anstellen? Dazu bräuchte ich etwas von diesen Dämonen. Blut oder Haare." Ich biss mir auf die Lippe. Verdammt, daran hatte ich nicht gedacht. "Aber es gibt eine andere Möglichkeit", sagte die Hexe grinsend. "Es ist etwas ungenau, aber es müsste möglich sein." Sie breitete die Karte auf dem Boden aus und zog ein Pendel aus der Tasche. Langsam ließ sie es kreisen, dabei murmelte sie einige Wörter auf Latein. Allerdings sprach sie so leise, dass ich es nicht richtig verstand. War vermutlich Absicht, ich hatte irgendwo gelesen, dass Hexen einander oft betrogen und magische Formeln stahlen. Das Pendel umkreiste ein Gebiet im Norden, als die Karte plötzlich Feuer fing. Fluchend trat ich die Flammen aus. "Was sollte das?", fragte ich. "Das war ein Schutzzauber. Die Dämonen wollen wohl nicht gefunden werden, aber wenigstens wissen wir wo sie ungefähr sind." Der Norden Havannas. "Danke Jasmin.", sagte ich und schnippste meinen Zigarettenstummel aus dem Fenster. "Kannst du den anderen Bescheid sagen? Wir treffen uns in zehn Minuten in der Küche." Jasmin nickte und ging. Fragend sah Emilia mich an. "Was hast du vor?" Ich grinste und sagte: "Wir gehen jagen."
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...