"Nathaniel! Wach gefälligst auf! Seit zehn Minuten klopfe ich schon an deine Tür." Verschlafen öffnete ich meine Augen. Emilia stand neben meinem Bett, die Hände in die Hüfte gestemmt. "Is ja gut.", sagte ich verschlafen und stand auf. Emilia wurde knallrot und drehte sich schnell um. "Warum trägst Du nur deine Boxershorts?", fauchte sie. "Mir war halt warm.", erwiderte ich achselzuckend, während ich rasch in meine Schuluniform schlüpfte. Zum Schluss band ich mir eine schwarze Krawatte mit dem Wappen der Akademie (oder vielleicht sogar der Organisation?) um und zog den Blazer an. "Wieso hast du mich jetzt eigentlich beim anziehen beobachtet?", fragte ich. "Das habe ich gar nicht!" "Wie du meinst.", sagte ich grinsend. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg. "Und ich habe doch gesagt, dass ich dich wecke. Außerdem hättest Du den Speisesaal nie rechtzeitig gefunden.", meinte Emilia während wir durch die Korridore liefen. Dann betraten wir den Speisesaal. Es sah aus wie eine klassische Mensa, allerdings weitaus edler, mit langen Holztischen und einem Dutzend Säulen dazwischen. War vermutlich mal ein Ballsaal gewesen. Mehr als hundert Schüler waren bereits mit dem Frühstück beschäftigt. Zusammen mit Emilia stellte ich mich bei der Essensausgabe an. "Nathaniel, warte mal, deine Krawatte sitzt total schief. Halt mal kurz still." Sie trat näher an mich ran und fing an meine Krawatte zu richten. Unauffällig betrachtete ich ihr elfengleiches Gesicht und ihre vollen Lippen und nahm einen leichten Blumenduft wahr. Ich spürte, wie eine leichte Wärme durch meinen Körper strömte. "So fertig.", sagte sie und sah zu mir hoch. Ich wollte mich gerade bedanken als ich eine schwere Hand auf meiner Schulter spürte. "Machst du dich da etwa an mein Mädchen ran?", sagte eine tiefe Stimme hinter mir. Meine durch den Kampfsport antrainierten Reflexe übernahmen das Kommando. Ich wirbelte herum, packte das Handgelenk des Unbekannten, verdrehte es leicht und trat ihm gleichzeitig gegens Knie. Als nächstes wollte ich ihm einen Kinnhaken verpassen, aber so weit kam ich nicht. Ich holte gerade aus, als ich plötzlich durch die Luft flog. Mit einem lauten Krachen zerbrach unter mir ein Tisch und Essen flog durch den Saal. Im nächsten Moment war Emilia bei mir und half mir auf. Der Typ der mich geworfen hatte stellte sich als 1,90 großes Muskelpaket raus. Wirklich beeindruckt war ich davon nicht, da ein Kampf nicht nur durch reine Muskelkraft entschieden wird. Ich lies meine Schultern kreisen und klopfte meine Kleidung ab. "Was sollte das, Damon?", fuhr Emilia den Muskelprotz an. "Du gehörst mir. Niemand darf dich anfassen." Ich konnte nicht anders. Ich legte den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. "Was gibt es da zu lachen?", knurrte Damon. "Weist du eigentlich wie lächerlich Du dich anhörst?", fragte ich und spuckte einen Klumpen Blut auf den Boden. "Du bist echt witzig." Ich lachte weiter und bemerkte, das sämtliche Schüler sich soweit wie möglich zurück gezogen hatten. "NATHANIEL! VORSICHT!", schrie Emilia. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Damon und da sah ich was sie gemeint hatte. Wie in Zeitlupe flog ein Tablet aus Edelstahl auf mich zu. Merkwürdigerweise war ich seelenruhig. Im Bruchteil einer Sekunde berechnete ich die Flugbahn des Tablets und seine Geschwindigkeit. Dann trat ich einen Schritt zurück und drehte meine rechte Schulter nach hinten. Das Tablet verfehlte mich um wenige Zentimeter und bohrte sich in eine Säule hinter mir. "Damon Du Idiot!", kreischte Emilia. "Du hättest ihn töten können! Verschwinde!" Sie riss den Arm hoch und ein Löffel flog wie ein Wurmesser auf seine Stirn zu. Damons Hand schoss vor und fing den Löffel mitten im Flug. "Du kleine Schlampe!", schrie er. "Das hätte mich verletzen können! Dafür wirst Du bezahlen." Er hob die linke Hand und Lichter umzuckten seine Finger. Im nächsten Moment schoss ein gewaltiger blauer Blitz auf das Mädchen zu. Wie von selbst setzte sich mein Körper in Bewegung. Schlitternd kam ich vor Emilia zum stehen, riss meinen rechten Arm hoch und spreizte meine Finger. Der Blitz traf auf meine Handfläche und... erstarrte. Schwarze Tätowierungen von winzigen Runen erschienen auf meinem Handrücken und zogen sich spiralförmig über meinen Unterarm. Sie glühten kurz auf, dann verschwand der Blitz. "Du mieser Bastard.", schrie ich, während ich auf Damon zurannte. Ich dachte nicht nach, sondern handelte rein instinktiv. Damon war geschockt stehen geblieben und reagierte viel zu langsam. Während er noch versuchte mich abzuwehren rammte ich ihm meine Handfläche gegen den Brustkorb. Ein Blitz schoss aus meiner Hand und schleuderte ihn mehrere Meter nach hinten, bis eine Säule seine Flug abrupt stoppte. Ohnmächtig sackte Damon zu Boden. Ich betrachtete meinen rechten Arm und beobachtete, wie die Tätowierungen langsam verblassten. Plötzlich hörte ich laute Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und entdeckte zwei Männer, die auf uns zu gerannt kamen. Einer von ihnen war Mr. McRoy. Ich hustete und schmeckte Blut. Vorsichtig setzte ich mich auf einen Stuhl. Emilia eilte auf die beiden Männer zu und fing an schnell auf Mr. McRoy einzureden. Als sie geendet hatte sah der Lehrer mich überrascht an. Er kam auf mich zu und gab dem anderen Mann und einigen Schülern den Auftrag Damon in den Krankenflügel zu schaffen. Als er mich erreicht hatte blieb er stehen und musterte mich aufmerksam. "Nathaniel, Du begleitest mich. Emilia, würdest Du ihm bitte helfen?" Ich stand auf und Emilia war sofort bei mir und stütze mich. Gemeinsam folgten wir Mr. McRoy. "Danke.", flüsterte sie. "Du hast mir vermutlich das Leben gerettet." "Wo bringen sie uns hin?", fragte ich ebenso leise. Mr. McRoy blieb stehen und sagte:"Es wird Zeit, dass Du den Schulleiter kennen lernst."
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...