Unschlüssig stand ich vor den Zellen. Welche Kreaturen sollte ich freilassen? Schwere Entscheidung. Vor allem, da es durchaus möglich wäre, dass sie uns angreifen würden, statt die Jäger von SOL abzulenken. Aber der Vampir war mir zu riskant, der Werwolf war zu schwach und die Banshee wäre auch eine dämliche Idee, da ihr Schrei meine Freunde töten würde. Und die Dämonen hier waren mir zu unberechenbar. "Jack?", fragte ich. "Kennst du einen Zauber mit denen ich den Kreaturen du verstehen geben könnte, dass ich sie freilassen werde und ihnen den Arsch ausreiße, falls sie uns angreifen?" Der Dämon legte die Stirn in Falten und kratzte sich am Kinn. "Naja... Einen solchen Zauber gibt es schon. Sie würden dich verstehen, aber damit dieser Zauber auch andersrum funktioniert, bräuchten wir Haare oder ähnliches von der jeweiligen Kreatur." "Es reicht wenn die mich verstehen.", sagte ich. "Wie lang brauchst du dafür?" Jack trat vor mich, murmelte ein paar Worte und schnippte mir gegen die Stirn. "Au!", fuhr ich ihn an. "Musste das sein?" "Nö", erwiderte er grinsend. "Aber irgendwann bringst du uns noch alle mit deinen hirnrissigen Ideen um." Ich schüttelte meinen Kopf, wobei ich mir ein kleines Lachen nicht verkneifen konnte. "Jack, kennst du einen der Dämonen hier, der uns helfen würde?" Jack musterte kurz die Zellen. "Ich glaube weiter hinten spüre ich einen namens Amon. Aber wehe du lässt ihn frei, der schuldet mir noch einiges an Geld und das wird er mir nie zurück zahlen." Wieder lachte ich. Klar, wieso sollten Dämonen jemandem helfen, wenn nicht aus Eigennutz. "Wartet kurz in dem Untersuchungsraum.", sagte ich. "Ich werde ihnen kurz zu verstehen geben, dass sie euch auch in Ruhe lassen sollen, dann stoße ich wieder zu euch. Danach geht es weiter wie besprochen." Sobald die anderen draußen waren, betrachtete ich die Zellen, die ich öffnen wollte. Die Chimäre, den Basilik und den Manitkor. Die Zahlenfelder für diese Kreaturen befanden dich alle direkt nebeneinander. Ich konzentrierte mich, dann beschwor ich meinen Panzerhandschuh und tippte mit der anderen die jeweiligen Codes ein, die ich aus Dr. Price Gedächtnis hatte. Kurzerhand öffnete ich auch die Zelle des Höllenhundes, einfach nur aus Neugierde. Dann stellte ich mich vor die Tür und beobachtete, wie die Monster aus ihren Zellen kamen. Als ersten schoss der Basilik aus seinem Gefängnis und zischte mich an. Der Basilisk sah in etwa aus wie eine Wyvern, war aber kleiner und konnte kein Feuer speien. Ihr Schweif war mit kleinen, giftigen Stacheln gespickt und sie hatten vor Gift triefende Reiszähne. Das Gift dieser Kreaturen verwandelte die Haut ihrer Opfer in Stein. Soweit ich gelesen hatte, brachen Basilisken anschließend die versteinerte Bauchdecke auf und holten mithilfe ihrer langen, geschickten Zunge die Eingeweide raus. Als die Chimäre aus ihrer Zelle sprang, brüllte sie markerschütternd, wobei ein kleiner Feuerstoß aus ihrem Rachen drang und der Schlangenkopf am Ende ihrers Schweifes zischte leise. Der Mantikor war um einiges kleiner, aber sein menschenähliches Gesicht hatte einen verschlagenen Ausdruck und sein stachelbewehrter Schweif zuckte nervös. Ich behielt ihn gut im Auge, ich wusste nur zu gut, dass diese Kreaturen ihre giftigen Stachel auf fast 50 Meter genau verschießen konnten und so ihre Beute lähmten, ob Mensch oder Tier. Der Höllenhund hob lediglich den gewaltigen Kopf, musterte mich aber aufmerksam. Die drei Bestien auf dem Gang waren damit fertig sich umzusehen und hatten potenzielle Beute entdeckt. Mich. "Halt!", rief ich und betete, dass der Zauber funktionierte. Und tatsächlich, alle drei blieben stehen und sahen mich verwirrt an. "Ich weiß, was diese Menschen mit euch gemacht haben. Ich weiß, dass ihr Hunger habt. Aber ich kann euch hier rauslassen, kann dafür sorgen, dass ihr das Blut eurer Peiniger zu schmecken kriegt." Ich ballte meine gepanzerte Faust und ließ Flammen darüber züngeln. "Glaubt mir, dieser Kampf ist es nicht wert. Ihr könnt mich nicht töten, aber wenn ihr mich und meine Freunde in Ruhe lasst, werde ich euch freilassen. Wenn ihr einverstanden seid, dann scharrt kurz mit dem rechten Vorderbein, beziehungsweise dem rechten Flügel." Angespannt wartete ich, während die Monster mich mit schiefgelegten Köpfen musterten und bereitete mich innerlich auf den Kampf vor. Schließlich scharrten sie auf dem Boden und kamen erwartungsvoll näher. Ich trat beiseite und stieß die Türen auf. Mantikor, Chimäre und Basilik liefen noch etwas durch den Gang, wirkten aber, soweit ich das einschätzen konnte, ziemlich zielstrebig und entschlossen. Seufzend betrachtete ich den Höllenhund. "Und was soll ich mit dir machen? Willst du nicht raus?" Die Kreatur sprang auf und scharrte mit dem rechten Vorderlauf. "Ah, du hattest wohl einfach keine Lust auf die anderen, stimmts?" Der Höllenhund wedelte mit seinem Schwanz und kam nun ebenfalls aus seiner Zelle getrottet. Aber erst auf dem Gang realisierte ich die riesigen Ausmaße dieser Kreatur. Allein die Schulterhöhe betrug etwas mehr als zwei Meter. Der Körper war schlank, aber muskulös und ähnelte mehr einem Wolf als einem Hund. Die Augen glühten wie Kohlen und das pechschwarze Fell schien das Licht rundherum aufzusaugen. Der Höllenhund stieß mich kurz mit seiner Nase an, dann rannte er den anderen hinterher. Ich sah ihm noch einen Moment nach, dann ließ ich den Handschuh wieder verschwinden und ging zu den anderen. "Dann mal los.", sagte ich mit einem breiten Grinsen, als ich die Tür aufstieß und meine Waffe zog. "Wir haben keine Zeit zu verlieren, dass will ich auf keinen Fall verpassen."
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...