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Genervt sah ich nach oben, an die Fahrstuhldecke. Vampire waren mir ein Rätsel. Nahezu unsterbliche Kreaturen, die teilweise viele hundert Jahre alt waren. Die mit ihrer Weisheit und ihrem Wissenschatz prahlten. Und dennoch dudelte im Aufzug ihres Hauptquartiers ein nerviges Lied über eine Vorliebe für Piña Coladas und das überrascht werden vom Regen. Kurz überlegte ich den Lautsprecher zu zerschießen, entschied mich dann aber dagegen. Mit einem leisen Pling blieb der Fahrstuhl stehen. Ich zog meine Waffen, während Emilia den Knopf drückte, der die Türen geschlossen hielt. "Sie erwarten uns.", sagte ich. Ich konnte unsere Gegner spüren, sie waren vielleicht fünfzehn Meter von uns entfernt. Mehr konnte ich aber nicht sagen. "Dann sollten wir sie nicht warten lassen.", erwiderte Emilia grimmig. Ich nickte ihr zu, woraufhin sie den Knopf losließ und die Flinte hob. Langsam glitten die Stahltüren auf und mit den Waffen im Anschlag traten wir in einen großen Vorraum. Auf der anderen Seite des Raumes war eine schwere Doppeltür aus Mahagoni, flankiert von zwei großen Yucca-Palmen. Vor den Türen standen die restlichen Wachen. Zehn Menschen, bewaffnet mit Maschinenpistolen und fünf Vampire, unbewaffnet. Das konnte ja lustig werden. Bevor die Menschen schießen konnten schnipste Emilia mit den Fingern und die plötzlich tentakelartigen Wurzeln der Yucca-Palmen wanden sich um die Körper der Menschen und erwürgten sie. Die Vampire wichen aus, so schnell, dass ich ihren Bewegungen kaum folgen konnte. Einer der Vampire war unachtsamer als die anderen, er vergaß Emilia und mich im Auge zu behalten. Sofort riss die Magierin die Benelli hoch und drückte ab. Der Schuss zerfetzte die linke Schädelhälfte des Vampirs und dekorierte die Wand mit den grauen Bröckchen seines Hirns. Der Rest des Vampirs fiel zu Boden und wurde langsam schwarz. Die Spontanverbrennung von Vampiren war eine Erfindung Hollywoods, dennoch war der Zerfall faszinierend. Bis zum Morgengrauen würde nur noch eine dünne Rußschicht von ihm übrig sein.Die anderen Blutsauger kamen fauchen auf uns zu, umkreisten uns wie Haie. Ich trat vor Emilia hob meine Pistole und schlang die Schatten um mein Messer, bis ich ein Kurzschwert in der Hand hielt. "Du kümmerst dich um die Ältesten.", sagte Emilia. "Die hier schaffe ich alleine." "Bist Du sicher?", fragte ich. Als Antwort lachte sie leise. "Als ich zwölf war, habe ich in Papua Neuguinea eine fast neun Meter lange Wyvern getötet. Eine von der feuerspeienden Sorte und zwar alleine. Ich werde mit den Vampiren hier schon fertig, keine Sorge." Mit der Flinte im Anschlag hielt sie die vier Vampire im Schach, die nun auf Emilia und die langen Wurzeln der Yucca-Palmen gleichzeitig achten mussten. Ich hob mein Schwert und richtete die Spitze auf die Vampire. "Tja, ich wünsche euch viel Spaß, aber ich habe noch zu tun." Entschlossen ging ich auf die Tür zu. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie einer der Vampire auf mich zuschoss, den Arm ausgestreckt, als wolle er meine Kehle packen. Jeden Menschen hätte er eiskalt überrascht. Aber ich war kein Mensch. Ich machte einen Schritt nach links, drehte mich halb und schwang das Schwert. Mit einem dumpfen Aufprall landete der linke Arm des Vampirs auf dem Teppichboden. Dieser knurrte wütend, und dunkles Blut schoss aus dem Stumpf, dann schlang sich eine Wurzel um sein Bein und riss ihn von m ir weg. "Tut mir leid, ich kann nicht weiter mit euch spielen. Ich muss los." Ich steckte die Pistole weg, öffnete die schwere Mahagonitür und trat in einen Raum, der lediglich von einzelnen Kerzen erhellt wurde. Kurz bevor die Tür hinter mir ins Schloss fiel hörte ich wie Emilia das Feuer auf die Vampire eröffnete. Dann richtete ich meine Aufmerksamkeit auf den großen Raum in dem ich mich befand. An den Wänden standen Regale mit unzählige Bücher, überall hingen Gemälde und Zierwaffen. Die Möbel mussten uralt sein. Auf einer Art Thron am Ende einer kurzen Treppe saß eine Gestalt, die einen weinroten Mantel trug. Einer der Ältesten. Irgendwie musste ich ihn beeindrucken. Mal sehen was die Schatten noch so konnten. Ich konzentrierte mich, ließ die Schatten auf mich zu fließen, rauf an meinen Rücken, wo sie langsam Gestalt annahmen. Schemenhafte Flügel, pechschwarz und leicht wabernd, wie eine Fata Morgana. Und ohne Konsistenz. Merkwürdig. Bei meinem Schwert hatte das hervorragend geklappt. Langsam erhob sich der Vampir, breitete die Arme aus und schwebte die Treppe hinunter. Er hatte langes braunes Haar , stahlblaue Augen und sah nicht älter aus als fünfzig, aber das Aufheben der Schwerkraft war eine Kunst die zu Erlernen laut den Büchern viele Jahrhunderte in Anspruch nahm. Vermutlich hatte der Blutsauger schon mit dem alten Ramses geplaudert. "Du musst Nathaniel sein. Ich bin erfreut. Mein Name ist Mikael.", sagte der Vampir leise. Seine Stimme war überraschend angenehm. "Ich hatte gehofft dich zu treffen. Es verwundert mich aber, dass du über Schattenmagie gebietest." "Und mich erst. Aber man gewöhnt sich dran." Der Vampir machte eine kurze Handbewegung und ein Sessel rutschte neben mich. "Setz dich Nathaniel. Ich hatte nie gedacht jemals wieder auf einen deiner Art zu treffen, Gottes Auftragskiller ist
viel gründlicher. Welch ein Wunder, dass du den heutigen Tag erleben darfst. Wir haben viel zu besprechen."

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt