#53

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Lucrezia zog das Messer aus ihrem Arm, richtete es auf mich und starrte auf die Rune. "Ich habe dieses Mal schon einmal gesehen.", sagte sie leise. "Das ist unmöglich. Er hätte so etwas verhindert." Die Rune glühte nun noch heller. Letztes Mal hatte ich Aurus beschworen um Emilia zu beschützen, hatte mich von meinen Emotionen leiten lassen. Diesmal würde ich es gezielt tun müssen. Unter Schmerzen stand ich auf, während Lucrezia und Mikael mich umkreisten, wie Wölfe ein junges Reh. "Du dürftest nicht existieren!", knurrte Mikael. Beide Vampire hatten die Klingen auf mich gerichtet. Zum konzentrieren war ich zu schwach, die Schmerzen vernebelten meinen Verstand. Zum regenerieren bräuchte ich vermutlich um die zwanzig Minuten. Und das nur, um mich wieder normal bewegen zu können. Instinktiv duckte ich mich und Mikaels Schwert zischte über meinen Kopf hinweg. Dann trat mir jemand in die Kniekehlen. Mikael stellte sich vor mich, legte seine Hand auf meine Stirn. "Wenn ich dich erst gebrochen habe, mache ich dich zu meinem Sklaven.", zischte er, das Gesicht vor Wut verzerrt. Ich spürte, wie er versuchte in meinen Geist einzudringen, aber meine Siegel wehrten auch diese Art von Magie ab. Schwach grinsend sagte ich:"Ich bin ein Nephilim. Gedankentricks funktionieren bei mir nicht, nur Geld." Toll. Wütende Vampire mit Film-Zitaten ablenken? Fiel mir wirklich nichts besseres ein? Und es funktionierte nicht mal. Stattdessen versetzte Mikael mir einen Schlag, der mich zwei Meter nach hinten warf. Meine Wunde wuchs schon zu, quälend langsam, aber mir lief die Zeit davon. "Aurus?", fragte ich in Gedanken. Nach ein paar Sekunden kam die Antwort. "Ja, Partner?" "Hilf mir. Alleine schaffe ich es nicht dich zu beschwören." "Erinnere dich an das erste Mal. An das Gefühl, das Feuer." Vor meinem inneren Auge tauchten die Flammen auf, ich konnte die Wärme geradezu spüren. Ich gab mich diesem Gefühl hin, ließ es Besitz von mir ergreifen. In diesem Moment erschien neben mir die Rune aus der eine Flammensäule schoss und schließlich Aurus freigab. Er sah mich an und seine unglaublich tiefe Stimme erklang in meinem Kopf. "Ich übernehme ab hier." Dann duckte er sich und sprang auf Lucrezia zu. Die Vampirin kreischte auf und versuchte auszuweichen, wurde aber von der Pranke des Löwen erwischt. Dort wo die Krallen ihr Fleisch zerfetzten züngelten Flammen auf, die ihr Fleisch verzehrten. Innerhalb weniger Sekunden war nur noch ein Haufen Asche übrig. Mikael sprang mit gehobenem Schwert auf mich zu, aber Aurus wirbelte herum und riss das Maul auf. Ein beeindruckender Flammenstrahl verschlang den Vampir und setzte ein paar Möbel und Vorhänge in Brand. Ich wich dem brennenden Ältesten aus, der sich daraufhin schmerzerfüllt am Boden wälzte, bis ich eine Axt von der Wand nahm und ihm den Kopf abschlug. Dankbar sah ich Aurus an. "Du brauchst nichts zu sagen, ich kenne deine Gedanken. Zumindest die meisten. Deine Feinde sind auch die meinen. Große Ereignisse wurden in Gang gesetzt. Und vielleicht sollten wir langsam verschwinden. Deine Siegel verhindern, dass ich dich heile, aber ich kann deinen Schmerz lindern." Eine erneute Flammensäule verschlang Aurus und sofort verschwand der Schmerz. Zwar nur zum Teil, aber doch soweit, dass ich mich problemlos bewegen konnte. Auch meine Stichwunden war fast verheilt. Dann sah ich mich um. Die meisten Möbel und Vorhänge brannten inzwischen, der Rauch raubte mir die Luft. Und nirgendwo war ein Feuerlöscher zu sehen. Wieso hatten Wesen, die so anfällig für Feuer waren keinen verdammten Feuerlöscher? Mit einem raschen Blick stellte ich fest, dass auch in der Küche keiner war. Dafür ein Gasherd. Wozu brauchten Vampire, die sich von Blut und ein wenig Wein ernährten einen verschissenen Gasherd?!?! So schnell es ging sammelte ich meine Waffen ein und ging zur Tür. Noch etwa 10 Minuten bis das Feuer die Küche erreichte. Ich öffnete die Tür einen Spalt schlüpfte nach draußen. Emilia stand 3 Meter vor der Tür, die Benelli auf der Schulter. Im Raum verteilt lagen die Leichen der Vampire. Die spontane Explosion oder Verbrennung beim Tod von Vampiren war nur ein Märchen von Hollywood, dennoch ging sowas verblüffend schnell. "Emilia?", fragte ich so unschuldig wie möglich. "Nath, endlich! Wieso kommt Rauch unter dem Türschlitz durch?"
"Was meinst Du? Was für Rauch? Anderes Thema. Hast Du vielleicht, ganz zufällig, einen Feuerlöscher gesehen? Nur für den Fall." In diesem Moment krachte etwas zusammen, vermutlich ein Schrank. Ich öffnete die Tür wieder einen Spalt und sah nach drinnen. "Fuçk!" Das Feuer hatte die Küche fast erreicht, wir hatten vielleicht fünf Minuten. "Wir müssen hier raus! Hier fliegt uns gleich alles um die Ohren!" Ich rannte los, packte Emilias Hand und zog sie mit mir. Wenige Minuten später verbargen wir uns im Schatten eines benachbarten Hauses, während über unseren Köpfen eine Explosion den Nachthimmel mit Flammen erfüllte. Als die Feuerwehr zehn Minuten später eintraf, saßen wir längst wieder im Camaro.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt