Mexiko war scheiße. Erstens war es viel zu warm, zweitens standen fast überall Polizisten herum und überraschend viele Streifenwagen kreuzten unseren Weg. Die machten mir zwar weniger Sorgen als die Dämonen und Vampire die hier ihr Unwesen trieben, aber in den letzten Wochen war die hiesige Polizei von der Armee verstärkt worden und deren Waffen waren nun mal etwas gefährlicher, als die gewöhnlichen 08/15 Pistolen der normalen Polizei. Aber wir hatten zu wenig Infos, wir mussten wissen womit wir zu rechnen hatten. Und die beste Infoquelle für eine grausame Mordserie war nun mal die Polizei, beziehungsweise inzwischen die Armee, nur mussten wir an ihre Informationen kommen. Während wir an einem kleinen Imbiss-Stand ein paar Tacos verdrückten schmiedeten wir Pläne. "Wir könnten ins Polizeirevier einbrechen.", sagte ich. "Da sind rund um die Uhr Leute? Wie soll das gehen? Wir müssten ein halbes Dutzend Polizisten töten um genug Zeit an einem der Computer zu bekommen.", wandte Emilia ein. "Stimmt, Du hast recht. Es muss einen anderen Weg geben." In diesem Moment raste ein Polizeiwagen mit heulender Sirene vorbei. "Ich hab's!", sagte ich. "Lass uns gehen." Mir war etwas eingefallen. Ich zahlte schnell, dann liefen wir Richtung Camaro, Emilia hatte ihren Koffer geschultert. "Was hast Du vor?", fragte sie. "Ganz einfach. Wir knacken ein Polizeiauto." "Was?!?" "Hör mir erst mal zu. Erst hatte ich vor mich festnehmen zu lassen und das Revier von innen zu infiltrieren. Aber das ist riskanter. Dabei gibt es eine schnellere und einfacherere Methode." Wir setzten uns in den Wagen und ich zündete mir eine Zigarette an. Dann erklärte ich Emilia meinen Plan. "Und Du bist sicher, dass das funktioniert?" "Bin ich nie.", erwiderte ich grinsend. "Aber theoretisch sollte das klappen." Wir stiegen wieder aus, diesmal ließ Emilia ihren Koffer im Wagen. Langsam wurden die Schatten länger, es wurde Zeit den Plan umzusetzen. In einem kleinen Elektro-Markt kaufte ich einen USB-Stick, dann machten wir uns auf die Suche. Nach etwa einer halben Stunde entdeckte ich ein Polizeiauto, dass in einer praktisch leer stehenden Straße stand. Im Wagen saßen zwei Polizisten, die Donuts aßen und sich den Inhalt eines Flachmanns teilten. "Mexiko.", sagte ich seufzend. "Egal. Leg los." Während ich mich hinter ein paar Mülltonnen versteckte, die so rochen wie die Slums von Mexiko aussahen, zerzauste sich Emilia die Haare, brachte ihre Kleidung durcheinander und rannte auf den Wagen zu. Panisch trommelte sie gegen die Scheibe, bis einer der Polizisten ausstieg. Emilia begann in raschem Spanisch auf ihn einzureden. "Schnell, sie stechen auf ihn ein.", sagte sie, während sie ihn am Ärmel zog. Sogar ein Schluchzen war zu hören, wobei ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Sie war echt eine begnadete Schauspielerin. Der Polizist winkte seinem Kollegen, der aus dem Wagen sprang und gleichzeitig in sein Funkgerät sprach. Beide Polizisten rannten Emilia hinterher und ließen den Wagen unbewacht. Als die drei außer Sicht waren, rannte ich zum Auto. Sie hatten ihn nicht mal abgeschlossen. Schnell stieg ich ein und fing an zu suchen. Im Handschuhfach wurde ich fündig. Vor einigen Monaten war der Einfluss der Kartelle extrem gestiegen, sodass die Regierung das Militär in besonders schwer betroffene Gebiete schickte. Aber das war nicht alles. Eine bessere Vernetzung der Beamten war nötig. Und so kreierte man ein Netzwerk für Polizisten, um immer alle Infos abrufen zu können. Jeder Streifenwagen wurde mit einem Notebook ausgerüstet, dass alle Daten löschte, wenn man es zu weit vom Auto entfernte. Clever. Aber das System hatte Schwachpunkte. Rasch steckte ich den USB-Stick in das Notebook. Knapp zwei Minuten später befanden sich darauf alle relevanten Daten zum Thema Kartelle. Es hatte nicht mal einen Kopierschutz gegeben. Ich schnappte mir noch einen Donut, dann stieg ich aus, sprintete ein paar hundert Meter und übersprang ein paar Zäune. Eine Stunde später saß ich in einem Internet Cáfé, nippte an einer Tasse Tee und wertete die Polizeiberichte aus. Plötzlich hielt mir jemand die Augen zu. "Emilia, lass das. Ich spüre, dass du es bist." "Du bist echt ein Spielverderber. Hast Du was herausgefunden?" Ich lehnte mich zurück und öffnete ein paar Fenster am Computer. "Also, es sieht folgendermaßen aus: In den letzten Tagen und Wochen hat etwas angefangen Jagd auf die Kartellskämpfer zu machen. Wie Balthasar, aber es gibt Unterschiede. Die Opfer hier werden mit Stichen getötet, durch Kugeln oder sie ersticken. Balthasar hat bislang mit vielen Schnitten getötet. Außerdem gibt es Überlebende, die von zwei Tätern berichten. Einer davon ist definitiv ein Dämon. Der andere soll aussehen wie ein Mensch. Was ja nichts bedeutet." "Viel ist das ja nicht." Mit einem Mausklick öffnete ich eine Karte, auf der ich zwei Punkte markiert hatte. "Die beiden waren schon in anderen Städten. Und gingen da meistens sehr ähnlich vor. Das hier sind die beiden wahrscheinlichsten Orte, an denen wir sie finden können."
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...