#117

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Übergangslos griff Leviathan an. In einer fließenden Bewegung hob sie die Hand und schleuderte eine fußballgroße Kugel aus komprimiertem Wasser nach mir. Im letzten Moment schlug ich zu und zerteilte die Kugel mit Durendal. Die Dämonin schleuderte zwei weitere Kugeln, denen ich jedoch ausweichen konnte. "Du hast es nicht anders gewollt.", knurrte sie und streckte ihre rechte Hand aus. Ein Kräuseln lief durch die Pfütze zu ihren Füßen, dann begann sie zu brodeln. Leviathan ging auf ein Knie und versenkte ihre Hand bis zum Handgelenk in der Pfütze. Sie schien etwas zu packen, denn im nächsten Moment zog sie eine Waffe aus dem Wasser. Es war ein schlankes, einschneidiges Schwert, von der Länge eines Katanas, aber mit einer geraden Klinge, die auf der Rückseite gezahnt war. Davon wollte ich garantiert nicht durchbohrt werden. Als die Dämonin ihre Waffe kreisen ließ, fiel fahles Mondlicht auf die Klinge die leicht gelblich schimmerte. Das war also Leviathans Seelenwaffe. Wieder schleuderte sie eine Wasserkugel und ich sprang vor um sie mit einem raschen Hieb zu zerteilen. Zu spät bemerkte ich, dass es nur Ablenkung gewesen war. Im letzten Moment drehte ich mich ein wenig und entging Leviathans Stich um Haaresbreite. Blitzschnell schlug ich ihr Schwert beiseite und setzte zu einem wuchtigen Gegenangriff an, zu schnell, als dass Leviathan ihn hätte blocken oder ausweichen können. Die heilige Klinge schlitzte die linke Seite der Dämonin auf und Rauch stieg von der tiefen Wunde auf. Schmerzerfüllt keuchte Leviathan auf als ihr dunkles, fast schon schwarzes Blut auf den Boden tropfte, aber ihr sadistisches Grinsen hatte nun einen definitiv wahnsinnigen Zug. Im nächsten Moment war die Wunde vollständig verheilt, ohne die geringste Narbe zu hinterlassen. "Du bist gut, Halbblut. Besser als erhofft. Aber selbst das heilige Schwert Durendal vermag es nicht, mich ernsthaft zu verletzen.", sagte Leviathan verächtlich. Ok, dann musste ich eine andere Taktik ausprobieren. Ich hob den Arm und schwarze Ketten schossen auf sie zu, aber die Dämonin schnippste einfach mit den Fingern und die Ketten fielen zu Boden. "Also wirklich.", lachte Leviathan. "Du bist nicht der erste Nephilim, der durch meine Hand fallen wird. Damals, als der alte Mann seine Streitkräfte gegen diese Bastarde schickte, habe ich in der ersten Reihe gekämpft, das geächtete Blut tränkte den Boden. Deine Art mag mächtig sein, aber es gibt Mittel und Wege eure Kräfte zu negieren." Wie bei meinem ersten Treffen mit Balthasar, als er meine Schattenmagie blockiert hatte. Ohne Vorwarnung sprang ich vor und schwang Durendal. Wenn es mir gelang Leviathan schwer genug zu verletzten, gewann ich vielleicht ein paar Sekunden. Diesmal wehrte die Dämonin den Angriff ab, gleichzeitig trat sie mir die Beine weg und schlug mir Durendal aus der Hand. "Beleidige mich nicht mit dieser Klinge.", zischte sie und legte mir die Spitze ihrer Waffe an den Hals. "Sie kann mir nichts anhaben. Los, beschwöre deinen Speer. Lass uns das austragen wie zwei Wirte, das wird das erste Mal, dass ich die Gelegenheit bekomme den Träger der ewigen Flamme zu töten." "Ein Duell unter Wirten? Das kannst du haben!", knurrte ich. Bevor ich darüber nachdenken konnte wie dämlich und schwachsinnig es war Leviathan mit Feuer bekämpfen zu wollen, rollte ich mich beiseite, beschwor meinen Speer und schnappte mir das heilige Schwert, das ich neben Emilia und die anderen warf. "Passt mal kurz darauf auf.", rief ich über die Schulter und wirbelte den Speer über meinen Kopf. Meinen Feuerstoß wehrte Leviathan natürlich mühelos ab, indem sie eine Wand aus Wasser erschuf. Doch während sie noch meinen Angriff abwehrte, breitete ich schon meine Flügel aus und flog auf sie zu. Wenigstens das funktionierte noch. Unsere Waffen prallten aufeinander und wir tauschten ein paar Hiebe. Dann packte Leviathan mich am Mantelkragen und schleuderte mich mit ungeheurer Kraft von dich. Scheiße, sie war mir haushoch überlegen, der Kampf gegen Raguel wirkte plötzlich wie ein entspanntes Sparring. Alles was mir blieb war auf Zeit zu spielen, bis ich eine rettende Idee hatte. Erneut schoss ich auf Leviathan zu, die Flügel angelegt. Doch bevor ich den nächsten Angriff starten konnte, traf mich etwas mit der Wucht eines Meteoriten und schmetterte mich gegen die Wand eines Gebäudes. Ich spürte, wie beim Aufprall einige Knochen in meinem linken Flügel und vermutlich noch ein paar andere brachen, dann krachte ich zu Boden. Als ich stöhnend den Kopf hob, erblickte ich die Leiber von zwei riesigen Schlangen aus Wasser, die neben Leviathan aufragten. Die linke Schlange bog ihren Kopf zurück und schoss auf mich zu. Ich war zwar unsterblich, aber das würde verdammt weh tun. Plötzlich stand Kiara vor mir, beide Arme erhoben. Eisstrahle schossen aus ihren Handflächen, trafen die Schlange am Kopf und froren sie ein. Ich ignorierte meinen Schmerz, packte meinen Speer mit beiden Händen und sprang an Kiara vorbei auf die Schlange zu. Als die goldene Klinge meiner Waffe auf den Kopf der Schlange traf, zerbarst ihr Körper mit einem lauten Klirren. "Danke.", sagte ich zu Kiara. "Du kannst dich bedanken wenn wir das hier überleben.", erwiderte die Magierin. Ich nickte und warf einen Blick auf die Rune auf meinem Handrücken. "Aurus.", sagte ich in Gedanken. "Ich habe einen Plan. Aber ich glaube er wird dir nicht gefallen." "Was hast du jetzt schon wieder im Sinn?", fragte der Gott skeptisch. "Leviathan ist eine der Großen Drei und mir an Macht deutlich überlegen und mit Feuer alleine werde ich sie kaum besiegen können." "Bist du dir sicher?", fragte  Aurus, dem klar geworden war was ich vorhatte. "Es ist riskant, du könntest belibende Schäden davontragen, diese Macht könnte deine Seele zerreißen. "Ja.", antwortete ich entschlossen. "Ich brauche die Macht von Kusanagi, wenn ich diesen Kampf überleben will."

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt