"Planänderung!", rief ich und stach nach einer der Kreaturen. "Marcus, du musst die Tür öffnen! Emilia, komm zu mir. Jack, du verwirrst die Dinger!" Marcus löste sich in Rauch auf und flog auf den Bunker zu. Jack, Emilia und Leonie standen Rücken an Rücken und hielten zwei der Hybride in Schach, während ich auf Anderson zustürmte. Der Chimären-Hybrid warf sich mir in den Weg und Flammen schlugen mir aus dem Kopf auf seiner Brust entgegen. Wirkungslos rollten die Flammen über meinen Körper, wieder umgab mich eine goldene Aura. Geblendet von den Flammen stach ich zu. Ein Kreischen erklang, das nur noch entfernt menschlich klang, anscheinend hatte ich etwas getroffen. Die Flammen erstarben und ich sah den Hybriden, wie er zurücktaumelte, wobei er seine menschliche Hand auf eine Wunde an der Seite presste. Ich sprintete an ihm vorbei, wobei ich ihm einen tiefen Schnitt am Oberschenkel verpasste, der ihn einknicken ließ. Anderson, der bislang nur zugesehen hatte, schoss plötzlich auf mich zu. Ich versuchte noch auszuweichen, aber der Hieb seiner dämonischen Faust traf mich in die Magengrube. Er war nicht nur stärker, sondern auch bedeutend schneller geworden. Der Speer fiel mir aus der Hand, ich wurde nach hinten geschleudert und krachte in Emilia und Leonie. Nur durch pures Glück wurde ich nicht von den Waffen der beiden aufgespießt. Die Cambion und die Wirtin waren sofort wieder auf den Füßen, während ich stöhnend versuchte aufzustehen. Jack war einige Meter entfernt und hinderte den Basilisk-Hybriden daran, zu Marcus zu gelangen. Nur knapp entging er dessen Angriffen, teleportierte sich immer wieder um die Kreatur zu reizen. Anderson landete und grinste selbstgefällig. "Beendet es, meine Brüder." Zwei der Hybriden stellten sich vor uns auf, die Chimäre und der Mantikor. Ich sah wie in Zeitlupe, dass Leonie ihre Rüstung beschwor und wollte aufstehen um mich vor Emilia zu werfen. Ich sah das Glimmen im Rachen des Löwenkopfes und die Stacheln am Arm des Mantikor-Hybriden, die sich aufstellten. Verzweifelt wollte ich einen Feuerball nach ihnen schleudern, als zwischen den Baracken etwas, riesiges, schwarzes hervorschoss. Für einen Moment waren nur pechschwarzes Fell, Zähne, Klauen und Blut zu sehen, dann stand der Höllenhund über den zerfetzten Leichen der Hybride. Schützend stellte er sich vor uns und knurrte Anderson an, der ihn fassungslos anstarrte. "Du dreckiger Köter!", zischte er und breitete seine Flügel aus. Der Höllenhund sprang mit gebleckten Zähnen vor, aber Anderson war zu geschickt. Er wich aus, entging knapp den Reißzähnen der Kreatur und schwang seine Axt. Die schwarze Klinge hinterließ eine tiefe, klaffende Wunde an der Schulter des Höllenhundes, welcher gequält aufjaulte. Anderson trat der Kreatur in die Seite, woraufhin der Höllenhund in einer der Baracken stürzte, die unter dem Aufprall zusammen brach. Der Hybrid flog auf den verletzten Höllenhund zu, die Axt zum finalen Schlag erhoben. "Jack!", rief ich. "Du musst mich werfen! Emilia, übernimm das Basiliken-Vieh!" Die Cambion rannte los, gleichzeitig tauchte Jack hinter mir auf. Er hatte verstanden, packte mich an Kragen und Gürtel und warf mich mit aller Kraft. Ich segelte auf Anderson zu, schaffte es irgendwie meinen Flug zu stabilisieren und beschwor den Speer in meine linke Hand, zu einem Gladius verkürzt. Ich prallte gegen Anderson, schaffte es die Krallen meines Handschuhs in seinen rechten Flügel zu bohren und rammte ihm mein Schwert in den Rücken. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg auf, als sich die heiße Klinge an seinem Bauch austrat und gemeinsam stürzten wir zu Boden. Blut, Sand und Schweiß vernebelten meine Sicht und ich hatte Schmerzen. Zwei Rippen gebrochen, tiefe Schürfwunde am rechten Bein und mein linkes Schienbein war vermutlich angebrochen. Dennoch zwang ich mich aufzustehen. Ich sah Emilia, wie sie dem Biss des Basilisk-Hybriden auswich, ihm ein Bein abhackte, das Bokken in die Brust stieß und so am Boden festnagelte. Jack stand inzwischen neben Marcus, der immer noch an der Bunkertür arbeitete. Leonie hingegen rannte auf Anderson zu, ihre Rüstung funkelte im letzten Schein des Mondes, Blitze zuckten über ihren Körper und sie bewegte sich schneller, als es einem Menschen jemals möglich gewesen wäre. Aber Anderson war nicht menschlich, nicht mehr. Er ließ seine Axt fallen, machte zwei rasche Schritte nach vorne und drehte sich leicht, als Leonie nach seiner Brust stach. Die Spitze des Rapiers verfehlte ihn um wenige Millimeter und Leonie wollte zu Seite hechten, aber da war es schon zu spät. Anderson dämonische Hand, packte Leonie an der Kehle. Als würde sie nicht mehr wiegen als ein Kätzchen hob er sie hoch und sah mich verächtlich an. "Sieh zu, Nephilim." Das letzte Wort schien er fast schon auszuspucken. "Sieh zu, wie ich einen weiteren deiner Freunde töte, bevor ich auch dich vernichte!" Er schmetterte Leonie zu Boden und holte mit seinen Klauen aus um ihr die Kehle aufzuschlitzen. Das wars. Marcus war zu weit entfernt und bevor ich Jack etwas zurufen könnte, wäre Leonie schon tot. Verzweiflung brach in einer riesigen Welle über mich herein, gemeinsam mit Wut und Hass. Nein, ich würde es nicht zulassen! Ich durfte Leonie nicht im Stich lassen! Ich spürte ein Ziehen in meinen Augen, spürte geradezu wie sie sich verfärbten, gleichzeitig brachen meine Flügel aus meinem Rücken und die Flammen meines Schwertes wurden dunkler. Schatten gingen von mir aus, umwaberten mich wie ölige Schlieren in der Luft. Sie würden reichen müssen. Ich bündelte all diese Fetzen zu einem großen Schatten und sprang hinein. Direkt hinter Anderson tauchte ich wieder auf, sein Schatten war mein Ziel gewesen. Mit meiner behandschuhten Hand packte ich seinen erhobenen Arm und schwang mein Schwert mit aller Kraft. Die Klinge glühte in einem dunklen Gold, stellenweise durchzogen von verästelten, schwarzen Linien. Angewidert warf ich den abgetrennten Arm in den Sand und dunkles Blut spritzte mir entgegen, besudelte meine Klamotten und mein Gesicht. Andersons Augen waren geweitet vor Schreck. "Aber mein Meister... Er sagte du seist... geschwächt. Wie...?" Ich verpasste ihm einen Schlag gegen die Schläfe und er sackte zusammen, fiel bäuchlings zu Boden. Ich zwang Anderson auf die Knie, formte Ketten aus den Schatten und schlang sie so um seine Arme und seinen Hals, dass er in einer aufrechten Position gehalten wurde. In diesem Moment öffnete sich die Tür des Bunkers mit einem Zischen. "Emilia.", sagte ich, mit einer Härte und Kälte in meiner Stimme, wie ich sie noch nie gehört hatte. "Hol Curtana. Es ist an der Zeit, das ganze zu beenden." Die Cambion starrte mich an und so etwas wie Angst war in ihrem Blick zu erahnen, dann drehte sie sich um und rannte zum Bunker, während sie ihr Kampfmesser zückte. Ich rammte mein Schwert in den Boden und sah Marcus an. "Lass mich ihn diesmal töten. Er hat Damon umgebracht und wollte auch Leonie töten." Der Magier nickte und sah Anderson hasserfüllt in die Augen. "Sein Leben gehört dir." Ich betrachtete die dicken Nähte, mit denen die Flügel an seinem Rücken befestigt waren und stützte mich mit dem Fuß zwischen seinen Schulterblättern ab, während ich mit jeder Hand einen seiner Flügel packte. Dann begann ich zu ziehen, hörte Anderson vor Schmerz aufbrüllen, und spannte meine Muskeln an. Ich war mir sicher, mit meiner Kraft könnte ich Häuser einreißen und so fiel es mir nicht sonderlich schwer. Der rechte Flügel riss als Erstes und eine Sekunde später auch der linke. Warmes Blut schoss mir entgegen, nicht so viel wie beim Arm, aber genug um mein Shirt vollends zu durchnässen. Ich ging um Anderson herum, warf die Flügel vor ihm auf den Boden und fragte: "Woher habt ihr die? Wie kamt ihr an die Flügel eines Engels?" Anderson schwieg, ein wahnsinniges Lächeln umspielte seine Lippen. Emilia kam aus dem Bunker, in Händen hielt sie ein schlichtes Schwert, nur mit geringen Verzierungen. Aber die Aura war ebenso beeindruckend wie die von Durendal und Joyeuse. Vorsichtig reichte sie mir das Schwert und ich zog es mit meiner gepanzerten Hand aus der Scheide, wobei ich ihr zulächelte. Im selben Moment fiel mir auf, dass ich voller Blut war, eine furchteinflößende Aura ausstrahlte und soeben jemandem den Arm abgehackt und die Flügel ausgerissen hatte. Schnell drehte ich mich wieder um und richtete das heilige Schwert Curtana auf Anderson. "Deine letzte Chance: Wieso hat SOL einen Engel getötet?" "Verrecke, du kleiner Bastard! Dein Blut wird vergossen, auf dem ersten Schlachtfeld und die Flamme die dir innewohnt, wird den Krieg neu entfachen!" Ich wollte Anderson zwingen etwas zu sagen, aber der Hybrid lachte nur irr, dann biss er sich die Zunge ab und spuckte sie vor mir auf den Boden. "Ich hoffe deine Seele wird auf ewig leiden.", knurrte ich, dann schlug ihm den Kopf ab. "Tretet zurück.", sagte ich zu meinen Freundin, dann beschwor ich die Flammen. Eine Halbkugel aus Feuer verschlang Anderson und mich, verbrannte innerhalb von Sekunden seine Leiche und hinterließ nur ein kleines Häufchen Asche. In dem Moment, als ich die Flammen löschte, ließen auch meine Kräfte und Speer und Panzerhandschuh verschwanden. Für einen kurzen Moment wurde mir schwindelig und ich sah nur noch verschwommen, dann fing ich mich wieder. "Lasst uns gehen.", sagte ich, völlig müde und blutverschmiert. "Und sucht ein Fahrzeug, das groß genug für den Hund ist. Wir können ihn nicht hierlassen." Während wir gemeinsam auf einen großen Armee-Truck zu liefen, betrachtete ich den großen, humpelnden Höllenhund. Etwas streifte mein Bewusstsein und ich zuckte zurück und sah mich alarmiert um. Jack legte mir eine Hand auf die Schulter. "Keine Sorge. Das ist der Hund. Ist übrigens eine Sie. Und sie hat dich akzeptiert. Höllenhunde sind durchaus in der Lage telepathisch zu kommunizieren, aber sie tun es nur mit Wesen denen sie voll und ganz vertrauen." Ich warf noch einen Blick auf den Höllenhund und ein Name tauchte in meinem Geist auf. Nemira. Unwillkürlich lächelte ich. Seit ich klein war, hatte ich mir einen Hund gewünscht. Und nun hatte ich einen. Wenn auch deutlich größer als erwartet.
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...