Mit einem leisen Seufzen drehte ich den Wasserhahn zu. Liebend gerne hätte ich länger geduscht, aber es gab Dinge zu erledigen. Dämonen in den Arsch zu treten, die mächtigste Waffe aller Zeiten neu schmieden zu lassen und eine Welt zu retten. Während ich mich abtrocknete und in frische Klamotten schlüpfte, dachte ich darüber nach, was ich tun würde, wenn nicht zufällig Luzifer mein Vater wäre. Vermutlich Medizin studieren. Mit Freunden feiern. Frauen aufreißen. Geistesabwesend streichelte ich über die drei Narben auf meiner Brust. Dachte an die Nacht, in der alles begonnen hatte. Manchmal wünschte ich, all das wäre nie passiert. Oder war das eine Lüge, die ich mir selbst erzählte? Ich warf einen langen Blick in den Spiegel. Meine Augen hatten ein Funkeln, dass ich früher nie gehabt hatte. Nein, dieses Leben gefiel mir. Die Gefahr, die Kämpfe, das Wissen etwas bewirken zu können. Und das Töten. Es war fast schon erschreckend, wie leicht es mir fiel. Ich hatte von Soldaten gelesen, die in ihrem Träumen von den Gesichtern derer heimgesucht wurden, die sie getötet hatten. Ich jedoch nicht. Eigentlich wusste ich warum. Das Töten lag mir im Blut, ich war der Sohn Luzifers und trug einen kampflustigen Gott in mir. Es fiel mir nicht leicht, ein Leben auszulöschen. Ich genoss es geradezu. Machte mich das zu einem schlechten Menschen? Ich tat eigentlich Gutes, aber das machte mich nicht zu einem Engel. Ich sündigte, aber das machte mich nicht zu einem Dämon. Ich war irgendetwas dazwischen, gehörte nirgendwo hin. Aber das war in Ordnung. Ich lächelte mein Spiegelbild schief an. Ich mochte dieses Leben. Und bei all dieser Macht, die ich besaß, war ich dazu verpflichtet meinen Teil beizutragen. Ich mochte diese Welt, also würde ich dafür sorgen, dass Leviathan sie nicht vernichten würde. Wie hieß es doch so schön in einem meiner Lieblingsfilme? 'Ich bin vielleicht ein Arschloch, aber ich bin kein 100-prozentiges Sackgesicht.'
Eine halbe Stunde später saß ich an meinem Schreibtisch, hatte ein halbes Dutzend Browser am Laptop offen, reinigte meine Pistole und aß nebenbei kalte Pizza, die Jack irgendwann im Laufe des Tages besorgt hatte. Nero lag leise schnarchend auf meinem Bett, eine halbleere Packung Räucherlachs lag neben ihm. Seufzend lehnte ich mich zurück und zündete mir eine Zigarette an. Geschickt warf ich ein Stückchen Salami aufs Bett, dass direkt vor Neros Nase landete. "Hey, Flauschekugel. Wach auf." Mit einem leisen Maunzen wachte der Kater auf. "Lass das mit den Spitznamen oder ich pinkel dir in seine Stiefel. Was willst du?" "Ich habe mir eben alles angesehen, was es über Area 51 żu finden gibt. Jetzt muss ich kurz mit Jack reden um eine Idee zu überprüfen. Könntest du ein wenig für mich recherchieren?" Der Kater verzog die Lefzen zu einem Grinsen und sprang auf eine freie Ecke des vollgepacken Schreibtisches. "Wie kommt du denn darauf, dass ich mit einem Laptop umgehen kann?" Ich zog eine Augenbraue hoch und drehte den Laptop so, dass Nero den Bildschirm sehen konnte. "Weist du, ich bin viel unterwegs, der Laptop steht immer offen auf dem Tisch und ist nicht passwortgeschützt. Ich habe mir mal den Verlauf angeguckt. 'dänischelesben.com'? Wirklich? Und dazu etwa sieben Rechnung, auf eine Kreditkarte die nicht mal existiert. An eine Mailadresse die bestimmt nicht mir gehört. 'Kuscheltiger65'? Du willst mich wohl verarschen. Nicht das ich dich verurteilen würde, aber ich kann meinen Verlauf wenigstens löschen. Also, entweder du hilfst mir, oder ich richte ein Passwort ein." Neros Kinnlade klappte herunter, eine so unglaublich menschliche Reaktion, dass ich unwillkürlich lachen musste. "Wie zur… Na gut.", sagte er schließlich angepisst. "Wonach soll ich suchen?" "Sollte ich mir meiner Vermutung Recht haben, müssen wir bald einen Abstecher in die Hölle machen. Ich brauche mögliche Ein- und Ausgänge. Jack teleportiert vermutlich immer rein und raus. Aber es kann nie schaden vorbereitet zu sein." Nero seufzte resigniert. "Gut. Dreh das Teil wieder. Ich setz mich dran. Aber wehe du richtest ein Passwort ein!" Kopfschüttelnd kraulte ich Nero hinterm Ohr, drückte meine Kippe aus und stand auf. "Keine Sorge.", sagte ich beim Verlassen des Zimmers. "Du kannst dir deine dänischen Lesben weiterhin reinziehen. Aber nur dann, wenn ich nicht da bin." Möglichst leise stieg ich die Treppe runter ins Wohnzimmer, wo Jack vor dem Fernseher saß. Der Dämon schlief kaum, stattdessen sah er sich nächtelang Filme und Serien an. Momentan war er anscheinend an einem Bud Spencer Marathon. Jack saß mit einem Grinsen auf der Couch und und mampfte Popcorn aus einem großen Eimer, während Bud Spencer damit beschäftigt war, einen Typen mit einer Ohrfeige quer durch den Raum zu katapultieren. Als er mich entdeckte, hob er den Popcorn-Eimer und deutete auf den Fernseher. "Dieser Bud Spencer ist genial! Kann es sein, dass du alles was du über Konfliktbewältigung weißt, aus seinen Filmen gelernt hast?", sagte er leise lachend und deutete auf ein Sixpack Bier auf dem Couchtisch. "Willst du auch was?" Ich nahm mir ein Bier, krallte mir eine Handvoll Popcorn und ließ mich in einen der Sessel fallen. "Na Kleiner, kannst wohl nicht schlafen.", meinte der Dämon mit vollem Mund. "Was raubt dir den Schlaf?" "Eine Frage.", antwortete ich. "Jemand sagte mir, du wüsstest die Antwort darauf." Neugierig beugte Jack sich vor, schnappte sich die Fernbedienung und drückte auf Pause. "Was für eine Frage?" "Die heilige Lanze. Wir werden sie neu schmieden müssen. Aber wer wäre fähig genug das zu tun? Du hast mir mal von Azazel erzählt. Luzifers General, der beste Schmied aller Zeiten. Meinst du er könnte uns helfen?" Überrascht sah Jack mich an. "Ein gefallener Engel, der drei heilige Schwerter vernichtet um eines der mächtigsten Relikte aller Zeiten neu zu erschaffen? Scheiße Kleiner, die meisten Engel würden dir nur für den Gedanken daran den Kopf von den Schultern trennen wollen." "Jack, ich meine es ernst. Wäre Azazel fähig genug um das zu tun?" "Wenn es jemand kann, dann er. Und er ist verrückt genug um es auch zu tun. Ein Problem gibt es aber. Der Kerl lebt am Arsch der Hölle. Nur wenige wissen wo. Deshalb müssen wir erst zu Baal. Er bildet die besten Soldaten der Hölle aus, also wird er sie nur mit den besten Waffen ausstatten. Und die schmiedet Azazel. Außerdem müssen wir noch gucken, wie wir in den neunten Kreis hineingelangen. Teleportieren funtioniert in der Hölle nicht sonderlich gut. Raus ist zwar kein Problem, aber rein ist immer Glückssache. Zu viel alte Magie, die durch die Luft schwirrt." Ein wenig entspannter trank ich einen großen Schluck Bier. "Darum kümmern wir uns, wenn es soweit ist. Morgen besprechen wir erst mal, wie wir das letzte Schwert beschaffen. Und bis dahin sind es noch ein paar Stunden." Ich lehnte mich vor, griff nach der Fernbedienung und drückte auf 'Play'. "Die nächste Szene wird dir gefallen."
DU LIEST GERADE
Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...