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Langsam kam Leonie auf uns zu. Sie trug hohe Stiefel, eine Lederhose für Motorradfahrer und eine schwarze Lederjacke, ihr langes Haar fiel ihr über die Schultern und ihre vollen Lippen waren zu einem grausamen Lächeln verzogen. "Wieso?", fragte ich. Mehr brachte ich nicht hervor. "Wieso ich euch 'verraten' habe?" Stumm nickte ich. "Nun, im Grunde ging es die ganze Zeit nur darum Informationen über die Organisation zu beschaffen. Glaub mir, Du hast keine Ahnung was sich hier abspielt. Was sich schon seit Jahrzehnten abspielt." "Wovon sprichst Du?" Leonie lachte leise. "Ach, hättest Du dich uns angeschlossen, würdest Du jetzt alles wissen. Aber Du hast nun mal die falsche Seite gewählt. Tut mir leid, ich habe meine Befehle." Meine ehemals beste Freundin hob die rechte Hand, auf der eine silberne Rune funkelte, die an einen Mond erinnerte. "Fenrir.", erklang Aurus Stimme in meinem Kopf. Blitze umzuckten Leonies Hand und formten schließlich ein schlankes, silbernes Rapier. "Machen wir uns nichts vor. Da Du der goldene Flammenkaiser bist, hätte ich dich eh töten müssen.", sagte Leonie. "Das ist unser Schicksal. So läuft es seit ewigen Zeiten." Sie richtete das Schwert auf mich und Blitze schossen auf mich zu, wurden aber von meinen Siegeln absorbiert. Leonie guckte kurz überrascht und murmelte: "Das müsste unmöglich sein." Dann schüttelte sie den Kopf. Blitze zuckten über ihren ganzen Körper, dann schoss sie auf mich zu, schneller als es jedem Menschen möglich gewesen wäre und schlitzte mir den rechten Oberschenkel auf. Fluchend fiel ich auf ein Knie. Im nächsten Moment trat sie mir ins Gesicht. Wieso zur Hölle war sie nur so schnell? War das eine Fähigkeit von Fenrirs Wirten? Leonie stellte sich über mich, das Rapier auf meinen Hals gerichtet. Blitzschnell trat ich ihr die Beine weg, machte aus meinem Speer ein Kurzschwert und rollte mich auf Leonie. Irgendwie schaffte sie es ihre Füße zwischen uns zu bringen und schleuderte mich von sich. Wir rappelte uns auf, die Waffen aufeinander gerichtet. Im selben Moment in dem ein riesiger Blitz auf mich zu zuckte, schoss eine gewaltige Flamme aus der Spitze meines Schwertes. Die beiden Zauber prallten aufeinander und neutralisierten sich. Leonie rannte auf mich zu, stach nach meinem Hals. Ich schlug ihren Angriff beiseite und versuchte zu kontern. Klirrend prallten unsere Klingen aufeinander, mehrere Minuten lang. Leonie war viel schneller als ich, aber ich kannte ihren Kampfstil. Sie spielte zu gerne mit ihren Gegnern, das machte ihre Angriffe vorhersehbar. Keiner von uns schaffte es sich einen Vorteil zu verschaffen, etwas in mir sträubte sich die 1911er zu benutzen. Immerhin ging es hier um Leonie. Plötzlich blieb mein Stiefel an einem kleinen Stein hängen, was Leonie sofort ausnutze und mir einen tiefen Schnitt an der Hüfte zufügte. Ich stolperte zurück, presste die Hand auf die Wunde. Das würde einen Moment brauchen um zu heilen. Langsam umkreiste Leonie mich. Eric, Nuala und Kiara, die in Deckung gegangen waren ignorierte sie fürs erste. "Das Schicksal hat einen komischen Sinn für Humor.", sagte Leonie. "Weißt du, unser Kuss hat mir sehr gefallen. Zu schade, dass Du sterben musst, du hättest noch viel mehr haben können." Bei der Erinnerung stieg die Wut in mir auf. Blitzschnell ließ ich das Schwert verschwinden, riss das Kunai aus meinem Stiefel und stürzte mich auf Leonie. Mit einem Schlag aufs Handgelenk entwaffnet ich sie und trat ihr Rapier weg. Mit der linken fixierte ich ihre Hände, während ich ihr die Spitze des Kunai an den Hals hielt. Leonie legte den Kopf schief und setzte ein schüchternes Lächeln auf. "Komm schon Nath. Willst Du mich wirklich töten?" "Nein. Aber Du mich schon." Fast schon sanft stach ich zu. Die Klinge drang nur wenige Millimeter ein, aber das reichte um das Gift in ihren Kreislauf zu bringen. Sofort wurde Leonies Körper steif, nur ihre Augen schienen mich anzufunkeln. Mit einem kurzen Blitz verschwand ihr Schwert. "Eric.", rief ich. "Pack mit an, wir nehmen sie mit." Der Magier warf mir einen zweifelnden Blick zu, dann eilte er auf mich zu. Kurz bevor er mich erreichte spürte ich etwas rechts von mir, zwischen den Bäumen. Im nächsten Moment wurde Eric von einem Windstoß gegen einen Baum geschleudert. Plötzlich erschien ein Mann mit eisblauen Augen vor mir und versetzte mir einen harten Schlag gegen die Brust. Wie Eric prallte ich gegen einen Baum. Ich rappelte mich fluchend wieder auf und spuckte aus. "Balthasar.", knurrte ich. Der Dämon grinste grausam und sah auf Leonie. Er schnippste mit den Fingern und sie erhob sich. "Silberne Kaiserin, Du hast mich schwer enttäuscht. Du weißt was der Preis dafür ist." Leonie kniete nieder, hatte den Kopf gesenkt. "Ja, Meister.", sagte sie demütig. Balthasar sah mich wieder an, Kusanagi in der Rechten. "Nathaniel, Du bist stärker als erwartet. Trainiere fleißig, eines Tages werden wir wieder gegeneinander kämpfen." Langsam begannen sich ihre Körper aufzulösen. "Werde stark kleiner Halbengel, meine Meisterin freut sich schon darauf dich in naher Zukunft zu töten."

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt