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"Unglaublich, Kleiner.", sagte Perry anerkennend. "Von allen anwesenden heute Abend, hätten vielleicht drei oder vier gegen Taio bestehen können. Aber ihn besiegen? Niemals." Ich überging das 'Kleiner', unterdrückte einen fiesen Spruch und erwiderte: "Ich muss zugeben, er ist ein guter Kämpfer. In einem echten Duell bestimmt ein unangenehmer Gegner. Aber jeder hat Schwachstellen." "Was zur Hölle war die Nummer mit dem Bier?", erklang Devins Stimme hinter mir. "Ich bin knapp zweihundert, aber sowas hab ich noch nie gesehen." Zweihundert? Der Typ sah nicht älter aus als fünfzig. Ich betrachtete ihn eingehenden, dann stieg mir ein leichter Geruch nach nassem Hund in die Nase. Devin war ein Werwolf. Klar, die menschliche Gestalt alterte extrem langsam, wohingegen der Wolf gegen Ende des vierhundert Jahre währenden Lebens Atrithis und grauen Star bekam. "Das war einfache Physik.", erklärte ich grinsend. Irgendwie war ich stolz auf diese spontane Idee. "Ich habe einfach das Bier, das in die Risse gelaufen ist gefrieren lassen. Es hat sich ausgedehnt und dadurch den Stein platzen lassen. Das Prinzip nennt sich Galivation, auch Frostsprengung genannt." Davin lachte leise, dann drückte er mir einen prall gefüllten Umschlag in die Hand. "Die meisten haben auf Taio gesetzt, aber ich hab ein wenig Geld auf dich verwettet. Dein Anteil, etwa 5000$." Geld konnte man immer gebrauchen, also steckte ich den Umschlag ein, nickte dem Werwolf zum Dank zu und wandte mich an Perry. "Also, ich habe Taio besiegt. Reicht das um mit Haytham reden zu dürfen?" Der Kampfmagier nickte und strich sich durch den Bart. "Ja. Komm mit. Aber du solltest noch ein paar Dinge über Haytham wissen. Weißt du was ein Hexer ist?" "Hexer sind mächtige Wesen die entstehen, wenn ein magiekundiger Mensch seine Seele und seinen Körper mit bösartigen Geistern vereint. Dadurch wachsen nicht nur seine Kräfte, sondern es entsteht auch ein Wesen mit völlig neuer Persönlichkeit.", zitierte ich fast schon gelangweilt eines der Lehrbücher der Akademie. "Diese Vereinigung kann vom Magier willentlich herbeigeführt werden. Sie kann jedoch auch entstehen, wenn als Diener beschworene Geister zu stark für den Beschwörer sind. In diesem Fall hat der Hexer dann eine Art gespaltene Persönlichkeit." "Nicht übel.", sagte Perry. "Woher weißt du solche Dinge? Und wenn ich schon dabei bin, wo hast du gelernt so zu kämpfen?" Ich sah dem Kampfmagier tief in die Augen und tastete seinen Geist mit meinen Engelssinnen ab, fand aber nichts außer Neugierde. "Keine Sorge, Junge. Das hier ist ein neutraler Ort, niemand verurteilt oder verrät hier jemanden." Ich zögerte einen Moment, dann sagte ich: "An der Akademie." "DIE Akademie?", staunte Perry. "An der angehende Jäger von WOZKOP ausgebildet wurden? Ich dachte die Organisation sei ausgelöscht worden, gemeinsam mit der Akademie. Und niemand weiß wer dafür verantwortlich ist." "Ja.", antwortete ich knapp. "Ich habe überlebt. Und nun ist man hinter mir her. Deshalb muss ich mit Haytham reden." Der Kampfmagier schwieg. Dann sagte er: "Komm mit." Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und führte mich in einen versteckten Winkel der Höhle. "Ich werde die Tür öffnen, aber rein musst du alleine. Die Aura des Hexers kann... merkwürdige Dinge bewirken." Aus seiner Hosentasche zog er einen unscheinbaren Anhänger, drückte ihn in eine kleine Mulde in der steinernen Wand und ein schmaler Spalt öffnete sich praktisch lautlos. Der Kampfmagier schob mich durch den Spalt und schloss ihn wieder, bevor ich noch etwas sagen konnte. Vor mir lag ein langer, dunkler Gang, dank meiner Augen aber kein Problem. Ich folgte dem Gang einige hundert Meter, bis er in eine schwach beleuchtete, neblige Höhle mündete. Der Nebel war so dicht wie ich gestern Nacht, ich konnte keine zehn Meter weit sehen. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen herzukommen, vielleicht hätte ich mich erst mit den anderen beraten sollen. Aber jetzt war es zu spät, wenn ich schon mal hier war musste ich auch mit dem Hexer reden. "Nathaniel BIack.", erklang eine tiefe Stimme, die nach dem jahrzehntelangen Konsum von Tabak und billigem Scotch klang. Der Nebel lichtete sich ein wenig und gab einen großgewachsen Mann mit schmalen Schultern frei. Er war drahtig, hatte die Statur eines Langstreckenläufers und trug dunkle Kleidung, die einen krassen Kontrast zu seinem schlohweißem Haar bildete. Hässliche Brandnarben verunzierten seine rechte Gesichtshälfte und seine kupferfarbenen Augen musterten mich mit einer Art gelangweilten Neugierde. Bei seinen nächsten Worten verzog sich sein Mund zu einem schiefen Lächeln. "Das Monster, das Monster tötet. Ich habe unser Treffen erwartet."

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt