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Nachdenklich blickte ich aus dem Fenster, betrachtete die nächtlichen Lichter Guatemalas. Meine Gedanken wirbelten plan- und ziellos herum, wie Blätter in einem Herbststurm. Dann schloss ich die Augen und fuhr mir durch die feuchten Haare. Wir waren mehrere Stunden lang durch die Stadt gefahren, schweigend, bis wir uns schließlich ein Zimmer in einem großen Hotel genommen hatten, im Stadtzentrum, wo ich als Erstes geduscht hatte. Blut und Ruß hatten das Wasser in eine bräunliche Brühe verwandelt, mehr als zwanzig Minuten hatte ich gebraucht um sauber zu werden. Meine Wunden waren zwar vollständig verheilt, dennoch war ich nicht in der Lage mich zu konzentrieren. Ich war der Sohn der Teufels. Immer wieder kehrten meine Gedanken zu diesem Punkt zurück. Sollte ich es den anderen erzählen? Aber wie? "Nath?", erklang Emilias Stimme hinter mir. Sie hatte geduscht, ich roch den Duft ihres Shampoos. Langsam drehte ich mich um. Emilia kam auf mich zu, sie trug eines meiner weißen Shirts, das etwas an ihrem Körper klebte. Ihr nasses Haar fiel ihr offen über die Schultern und sie sah mich besorgt an. "Was beschäftigt dich? Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt. Was ist es?" Nach kurzem Überlegen erzählte ich ihr von Aurus, dem doppelten Spiel der Vampire, ihrem Bündnis mit Balthasar und wer er war. "Satans Sohn?", fragte sie überrascht. "Wir machen uns ja mächtige Feinde." Ich machte einen Schritt nach hinten und setzte mich aufs Bett. "Es gibt noch mehr.", sagte ich mit gesenktem Kopf. "Die Vampire haben mir gesagt wer mein Vater ist." "Und welcher Engel ist es?" Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals. Ohne Emilia anzusehen stand ich wieder auf, ging zum Fenster und legte meine Stirn an die kühle Scheibe. Leise sagte ich: "Mein Vater ist Luzifer." Ich spürte Emilias Gefühle. Verwirrung, Besorgnis und..... Angst. Ich hätte es wissen müssen. "Emilia, vielleicht ist es sicherer für dich, wenn ich ab jetzt alleine weiter mache. Geh am besten zu den anderen nach Kuba, bei mir wärst Du in zu großer Gefahr." Langsam drehte ich mich um. Emilia sah mich an, ihre Augen weit aufgerissen. Dann kam sie mit großen Schritten auf mich zu und verpasste mir eine schallende Ohrfeige. "Idiot.", sagte sie, wobei ihre Stimme ein wenig zitterte. "Alleine würdest Du doch keine Woche überleben." Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste mich. Ich legte meine Hände auf ihre Taillie und spürte, wie ihre Zunge über meine Lippen fuhr und erwiderte den Kuss. Mehrere Minuten standen wir da, unsere Zungen spielten miteinander wie verliebte Regenwürmer. Als wir uns voneinander lösten sagte Emilia:" Wie kann jemand so intelligentes wie du nur so einen Mist reden?", fragte Emilia mit leicht geröteten Wangen. "Ja, ich habe Angst. Um DICH! Du übernimmst dich. Ich sehe doch wie du dich quälst, immer versuchst Du alle zu beschützen. Ich werde nicht zulassen, dass du daran zerbrichst. Was auch passiert, ich bleibe an deiner Seite." Sie zog mich mit sich ins Bett und schmiegte sich an mich. Mit einem Mal merkte ich wie unglaublich müde ich war. "Mir ist egal wessen Sohn Du bist.", sagte Emilia gähnend. "Du bist für mich da, das ist alles was zählt. Und jetzt lass uns ein wenig schlafen." Emilia legte sich halb auf mich und benutzte meinen Arm als Kopfkissen, während ihre Hand auf meiner Brust ruhte. "Und denk nicht mal daran heimlich abzuhauen." Ich lauschte Emilias gleichmäßigen Atemzügen und kurz darauf sank ich in einen unruhigen Schlaf.
Im Morgengrauen wachte ich auf, Emilia war schon wach. Mit angezogenen Beinen saß sie am Bettrand und beobachtete den Sonnenaufgang. Leise stand ich auf und begann mich anzuziehen. "Na, hast Du dich beruhigt," fragte Emilia ohne mich anzusehen. "Ja.", sagte ich. "Es tut mir nicht leid. Ich weiß, dass du stärker bist als Du aussiehst, aber ich will dich nicht in Gefahr bringen. Niemand soll meinetwegen leiden." "Und die Lösung ist alle von dir wegzustoßen? Die Rolle des Helden steht dir gut, aber übertreib es nicht. Erinnerst Du dich an dein versprechen?" "Ja, und ich werde es halten. Egal wie mächtig unsere Gegner sind, ich werde dich beschützen." Emilia erhob sich und begann sich ebenfalls anzuziehen. Mit schiefgelegtem Kopf sah sie mich an. "Und wie willst Du das machen, wenn du nicht bei mir bist?" "Ist ja gut.", lachte ich. "Du hast gewonnen. Du hast den Sohn Luzifers als Beschützer." Emilia fiel in mein Lachen ein. "Dann kann mir ja nichts passieren. Wo wollen wir hin? Erledigen wir die restlichen Vampire oder gehen wir nach Veracruz?" Ich zog eine Münze aus der Hosentasche. "Lassen wir das Schicksal entscheiden.", sagte ich grinsend. Mit einem leisen 'Pling' schnippste ich die Münze in die Luft.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt