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Die Strahlen der morgendlichen Sonne tanzten auf den Wellen und wärmten mein Gesicht. Klatschnass saß ich auf einem Handtuch und ließ mich von der Sonne trocknen. Camael hatte sich geweigert das Gespräch fortzusetzen. Erst müsse ich mich erholen hatte er gesagt. Erst als ich mich hingelegt hatte, war mir aufgefallen, wie müde ich eigentlich war, innerhalb weniger Sekunden war ich auf der Couch im Oberschoss eingeschlafen. Die anderen teilten sich zwei Schlafzimmer. Aber so weit hatte ich es nicht mehr geschafft.Zu sehr hatten die letzten Tage an meinen Kräften gezehrt. Trotzdem war ich bei Sonnenaufgang aufgewacht. Kurzerhand hatte ich mir eine von Camael zur Verfügung gestellte Badehose (zum Glück ohne Kätzchen) und ein Handtuch geschnappt, war zum Strand gegangen und hatte die nächste Stunde mit Schwimmen verbracht. Durch das konzentrieren auf meine Atmung und die monotonen Bewegungen war es mir gelungen einen freien Kopf zu bekommen. Zumindest für kurze Zeit. Mein Blick verlor sich im Spiel der Wellen, während ich meinen Gedanken nachhing. 'Du solltest nicht existieren.', hatte der Hellion gesagt. Was wenn er Recht hatte? Camael hatte deutlich gesagt, das großes Leid entstehen würde, sollte ich die Kontrolle verlieren. Und ich wusste gar nichts über meine Kräfte. Was wenn Unschuldige durch mich umkämen? Würde ich damit leben können? Eine leichte Berührung an meiner Schulter riss mich aus meinen Gedanken. Sofort übernahmen meine Instinkte. Meine Hand schoss hoch, fand ein Handgelenk und gleichzeitig wirbelte ich im Sitzen herum, trat der Person die Beine weg, setzte mich rittlings auf sie und fixierte ihre Handgelenke. Ich brauchte einen Moment um zu realisieren auf wem ich da saß. "Würdest Du bitte von mir runter gehen?", sagte Emilia peinlich berührt. "Beeindruckende Reflexe, abet Du trägst nur eine immer noch nasse Badehose." Sofort ließ ich Emilia los und rutschte von ihr runter. "Tut mir leid.", sagte ich verlegen. "Meine Nerven liegen momentan blank. Du hast mich einfach überrascht." Sie sagte es zwar nicht, aber ich wusste, dass meine Freunde gestern Abend gelauscht hatten. Das waren wohl meine Engelssinne. Emilia sah sich suchend um, dann hob sie ein schuhkartongroßes Päckchen auf, das in buntes Geschenkpapier gehüllt war. Vermutlich hatte ich es ihr eben aus der Hand geschlagen. Mit einem schüchternen Lächeln überreichte sie es mir. "Alles Gute." Ich betrachtete das Paket und sah Emilia fragend an. Ungläubig lachte sie auf. "Hast Du tatsächlich deinen 18. Geburtstag vergessen?" Verdammt. Das hatte ich tatsächlich. Die letzten Tage und Wochen waren wohl anstrengender gewesen als gedacht. Langsam packte ich das Geschenk aus. Eine Schachtel aus dunklem Holz kam zum Vorschein. Ich klappte sie auf und sah Emilia ungläubig an. "Gefällt es dir?", fragte sie grinsend. "Es ist perfekt, danke!", erwiderte ich strahlend. Auf einem Bett aus Schaumstoff ruhte eine mattschwarze M1911. Die Griffschalen waren dunkler und leicht geriffelt, für einen besseren Griff. Auf dem Schlitten befand sich eine silberne Gravur, 'Carpe Noctem'. Nutze die Nacht. Irgendwie passend. Ich nahm die Waffe in die rechte Hand und schob eines der drei verlängerten Magazine rein. Die Waffe war ungewöhnlich schwer. "Sie hat einen Kompensator der dir hilft, die Aufwärtsbewegung der Mündung zu korrigieren und dir letztlich ermöglicht, schneller zu schiessen." "Woher hast Du sie?" "Naja, Leonie hat vor zwei Wochen erwähnt, dass du bald Geburtstag hast und wollte dir etwas schenken, aber mir ist nichts eingefallen. Also habe ich gestern noch Camael gefragt, ob er nicht etwas passendes hat. Es war mal seine. Aus welchem Material sie gefertigt wurde wollte er nicht sagen. Im Grunde ist es also sein Geschenk." Zögerlich legte sie ihre Hand auf meine und sagte leise:"Ich habe mich noch gar nicht bedankt." "Wofür?" "Du hast uns das Leben gerettet. Seit ich sieben bin trainiere ich, um auf jeder Situation vorbereitet zu sein. Ich bin eine der stärksten Magierin der Organisation und dennoch war ich vollkommen machtlos gegen Alessias heiliges Licht. Erinnerungen zogen an meinem inneren Auge vorbei, lähmten mich. Wärst Du nicht gewesen, dann wäre ich jetzt tot. All meine Macht wäre nutzlos gewesen. Ich verdanke dir mein Leben." Sie bewegte sich leicht und ich roch den leichten Duft nach Wildblumen, den ihr flammend rotes Haar verströmte. Emilia sah mich mit ihren blaugrünen Augen an während sie sich langsam vorbeugte und mich sanft küsste. Es war kein langer Kuss und unsere Lippen blieben geschlossen, aber als ich den süßen Geschmack von Rosen wahrnahm, schossen unzählige Gefühle durch meinen Körper, keines von ihnen hätte ich benennen können. Emilia lächelte und wollte etwas sagen, als hinter uns das Geräusch von Schritten erklang. Als wäre ich bei etwas verbotenem ertappt worden zuckte ich zurück und drehte mich um. Mit weit aufgerissenen Augen und leicht geöffnetem Mund starrte eine geschockte Leonie uns an. Bevor ich etwas sagen konnte wirbelte sie herum und stürmte in Richtung Dragonfly.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt