Ein sanftes Rütteln an meiner Schulter riss mich aus meinem Halbschlaf. "Nath, wach auf. Wir sind schon im Landeanflug." Verdammt müde öffnete ich meine Augen. Emilia stand über mich gebeugt, ihre Hand lag auf meiner Schulter. Ich setzte mich auf und sah mich um. Die anderen waren bereits wach uns sahen verzückt aus dem Fenster des Flugzeugs. Nachdem ich den Hellion besiegt hatte, waren Damon und ich zu Lilith zurück gekehrt. Unterwegs hatte ich den Revolver eingesammelt. Munition hatte ich zwar nicht, aber die war einfach zu beschaffen. Damon hatte den anderen erzählt was passiert war, ich war ziemlich wortkarg gewesen. Zu sehr dachte ich über den Kampf nach. Meine Kontrolle über die Schatten, meine schwarzen Augen und die Worte des Dämonen. Aber Lilith hatte Wort gehalten. Früh am Morgen hatte sie uns geweckt. Sie hatte uns ein Taxi gerufen und mir einen dicken Briefumschlag und einen zusammengefaltet Zettel in die Hand gedrückt. Den Briefumschlag solle ich einem Sicherheitsbeamten am Flughafen geben. Auf dem Zettel standen lediglich ein paar Wörter. 'Coral Harbour. Dragonfly Bar, frag nach Stanley'. Am Flughafen hatten wir die erste Überraschung erlebt. Als ich einem Sicherheitsbeamten den Umschlag gegeben hatte, waren seine Augen groß geworden und er hatte uns zu einem Nebenausgang geführt. Glücklicherweise hatten alle mitgespielt. Das von Lilith versprochene Transportmittel hatte sich nämlich als Gulfstream G550 herausgestellt. Ein Privatjet. Sofort war ich in die Rolle des Millionärssohns geschlüpft. Ich hatte den Umschlag wieder an mich genommen und wir waren an Bord gegangen. Der Pilot hatte sich einige Papiere aus dem Briefumschlag genommen und war wortlos gestartet. Und nun hatten wir unser Ziel fast erreicht. Ich sah aus dem Fester und betrachtete die Insel die von azurblauem Wasser umgeben war. Nassau, die Hauptstadt der Bahamas. Der Pilot landete überraschend sanft und ich erhob mich schwerfällig. Der Kampf steckte mir immer noch in den Gliedern. Meine Rippen waren immer noch nicht vollständig verheilt, daher vermied ich hastige Bewegungen. Als wir ausstiegen nickte uns der Pilot freundlich zu. "Viel Spaß." "Danke, werden wir haben.", erwiderte ich. Nach wenigen Schritten fiel mir die Hitze auf. Klar. Auf den Bahamas herrschte fast das ganze Jahr lang ein schwüles Klima. Es waren außerdem mindestens 30 Grad. Daran hatte ich nicht gedacht, August war einer der heißesten Monate und es war Mittag. Und wir alle trugen lange Kleidung, das mussten wir ändern. Aber erst später. Der Jet war auf einem abgegrenzten Bereich des Flughafens gelandet, daher konnten wir das Gelände durch einen unauffälligen Nebeneingang verlassen. Mehrere schwarze Limousinen standen in einer Reihe am Straßenrand. Die Fahrertür der ersten öffnete sich und ein junger Mann in einer Chauffeur Uniform stieg aus. "Mein Name ist Carlos. Wohin darf ich Sie bringen?", fragte er höflich. "Coral Harbour.", antwortete ich lächelnd. Ich hoffte einfach mal, das dieser Service noch zu Liliths Deal gehörte, sonst würde Lyra den Mann manipulieren müssen. Wir stiegen ein und der Wagen fuhr los. "Darf man fragen warum ihr hier seid?", erklang die Frage von vorne. Ich tischte dem Fahrer eine Geschichte vor, das wir Schüler einer Privatschule waren und Ferien machten. Alles von unseren Eltern bezahlt. Ich hasste es so auftreten zu müssen, aber das hier musste sein. "Kennen sie die Dragonfly Bar? Ein Geschäftspartner meines Vaters hat mir mal davon erzählt. Er sagte dort finde man die hübschesten Mädchen und die besten Drinks.", fragte Eric großspurig. Der Fahrer lachte auf. "Das mit den Drinks stimmt, aber hübsche Mädchen findest du eher in den Discos. Das Dragonfly ist eine kleine Strandbar. Ich bringe euch gerne hin." Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Nach nicht mal zehn Minuten stoppte der Wagen. Wir stiegen aus und ich nickte Carlos zu. Der berührte den Rand seiner Mütze und fuhr los. Mit geschultertem Gepäck standen wir auf der Straße und betrachteten das Gebäude vor uns. Es hatte zwei Stockwerke und war hellgrün gestrichen, die Fenster waren verdunkelt. Daneben führte ein Weg direkt zum Strand. Über der mattschwarzen Tür hing ein rotes Leuchtschild mit der grünen Aufschrift 'Dragonfly'. "Dann mal los." Ich drückte die Tür auf und trat ein. Ein leises Klirren erklang, als die Tür an ein Windspiel stieß. Das Innere der Bar wirkte wie der klischeehafte Verschnitt einer hawaiianischen Bar, mit mexikanischen Elementen. Fast überall hingen Blumenketten. Es gab mehrere Sitznischen und ein paar freistehende Tische und in der Ecke stand sogar eine Jukebox. Wir waren die einzigen Gäste. Die gegenüberliegende Seite des Raums wurde von einem Barpult eingenommen, hinter dem ein vielleicht 30 Jahre alter Mann stand. Er hatte kurze schwarze Locken und einen Drei-Tage-Bart. Seine Muskeln zeichneten sich deutlich unter seinem T-Shirt ab, während er scheinbar gelangweilt Gläser spülte. Ich bemerkte seinen geschulten Blick, der uns möglichst unauffällig nach Waffen absuchte. Es schien aber nur eine Gewohnheit zu sein, da er kurz den Kopf schüttelte und sich wieder den Gläsern widmete. Ich gab den anderen ein Zeichen und sie setzten sich in eine der Nischen. Nur Emilia blieb neben mir stehen. Gemeinsam setzten wir uns an die Bar. "Was darf's sein?", fragte der Barkeeper. "Da ich es recht eilig habe komme ich sofort zur Sache, Manuel.", sagte ich. "Wir suchen einen Stanley." Der Barkeeper hielt inne. "Woher kennst Du meinen Namen?" Es war wie beim Gespräch mit Leonie gewesen. Ich hatte es einfach gewusst. Als hätte ich einen weiteren Sinn entwickelt. Unauffällig sah ich mich um. "Da steht eine Tasse mit der Aufschrift >>Für Manuel, den besten Barkeeper der Welt<<" "Und da wusstest Du natürlich, das ich gemeint war." Die Stimme des Barkeepers war misstrauisch geworden. Seine Hand wanderte langsam in Richtung eines Küchenmessers, das am Rand der Spüle lag. "Ganz ruhig.", sagte ich. "Wir brauchen Informationen. Und die kann uns nur Stanley geben, wie mir gesagt wurde." "Von wem?", kam die Frage von Manuel. "Einer Frau namens Lilith." Der Barkeeper sprang über das Pult und warf mich zu Boden. Ich schaffte es meine Füße unter seinen Brustkorb zu bringen und schleuderte den großen Mann quer durch den Raum. "Mischt euch nicht ein.", rief ich den anderen zu. Manuel rollte sich ab und sprang auf. Wütend fauchte er. Ein Schauer lief durch seinen Körper, innerhalb von Sekunden wuchs ihm ein dichter schwarzer Pelz, seine Ohren wurden lang und spitz. Aus seine Fingernägeln wurden Klauen während seine Zähne lang und spitz wurden. "Einer deiner Art ist hundert pro bei Bethesda.", sagte ich grinsend zu Manuel. "Und ich dachte es sei nur ein Gerücht, dass Werkatzen sich jederzeit verwandeln können."
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...