#105

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„Tut mir leid.“, sagte ich. „Aber seien wir mal ehrlich. Du bist klein, hast einen geflochtenen Bart und trägst einen Hammer mit dir rum. Da muss man dich doch für einen Zwerg halten.“ Ein Mann mit auffällig buschigen Augenbrauen trat neben den Kampfmagier und lachte. „Er verarscht dich doch nur. Das macht Perry mit jedem.“ Der kleine Magier hieß Perry? Nur mit Mühe konnte ich ein Grinsen unterdrücken. Der Kampfmagier lachte nun ebenfalls. „Sorry Junge. Übrigens ist meine Waffe ein Rabenschnabel, wie man an dem Sporn an der einen Seite erkennt. Und solange du dich benimmst, werden wir kein Problem miteinander haben.“ „Große Worte.“, erwiderte ich trocken. "Noch ein Scherz über meine Größe oder meinen Namen und du kriegst die spitze Seite vom Rabenschnabel da zu spüren wo es mehr als nur ein bisschen schmerzt." "Ist ja für dich in praktischer Höhe... Perry.", grinste ich. "Du elender..." Konnte ich eigentlich nie meine Klappe halte? Irgendwann würde mich das noch umbringen. Obwohl, nein, ich war ja unsterblich. Praktisch. Bevor die Situation eskalieren konnte, trat der Augenbrauentyp zwischen uns. „Wir sollten uns alle mal entspannen. Also...“ Er schaute mich fragend an. „Nath.“ „Ich heiße Devin. Also Nath, wie können wir dir weiterhelfen. Willst du kämpfen oder wetten?“ Kämpfen oder wetten? „Wie meinst du das?“ Devin deutete auf die Grube, wo der Erdmagier auf das am Boden liegende Werkrokodil einschlug. „Die Arena ist ein Ort für Kreaturen und Magier, die den starken Drang haben zu kämpfen. Sie wurde vor etwa 50 Jahren gegründet. Der Gründer beobachtete lange, wie Wesen wie wir auf Unschuldige losgingen, also beschloss er, ihnen einen Ort zu geben, wo sie sich austoben können. So wollte er die Angriffe auf Menschen zumindest reduzieren. Hier müssen wir uns nicht verstellen, können kämpfen, uns mit anderen messen. Es läuft hier so: Du steigst in die Grube und wählst entweder einen Gegner oder jemand fordert dich heraus. Und wer will, kann auf den Kampf Wetten abschließen. Wer das tun will, wendet sich an mich. Oft geht es nur um den Kampf selbst, aber manchmal, als Ansporn, gibt es Preisgelder.“ Klasse. Ein Fight-Club. „Eigentlich will ich nicht kämpfen.“, sagte ich. „Ich suche einen Mann namens Haytham. Man hat mir gesagt, er könne mir helfen.“ Perry lachte dröhnend. „Du willst zum Hexer? Dann hast du Pech gehabt.“ „Wie meinst du das?“, fragte ich den Zwerg. „Nun, du willst ja nicht kämpfen. Aber der alte Mann spricht, wenn überhaupt, dann nur mit Kämpfern, die er für würdig erachtet.“ Ich war kurz versucht einfach meine Flügel auszubreiten um sie einzuschüchtern oder so, dann fiel mir aber ein, dass ja ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt war. Wäre vielleicht nicht die beste Idee, meine Identität vor einem Haufen kampfwütiger Übernatürlicher preiszugeben. Und irgendwie bezweifelte ich, dass mich meine Überredungskünste hier weiterbringen würden. „Also gut.“, sagte ich. „Dann kämpfe ich eben.“ In diesem Moment ging ein Stöhnen durch die Menge. Das Werkrokodil lag bewusstlos am Boden, der Erdmagier stand daneben und ließ seine Rüstung zu Staub werden. Er trug lediglich Cargohosen, unzählige Tätowierungen zierten seine muskulösen Oberkörper und er hatte einen tiefschwarzen Bart. „Wer ist der Nächste?“, brüllte er mit einem breiten Akzent. Irgendwie erinnerte mich dieser Typ an Khal Drogo. Perry trat vor und zog mich am Arm mit sich an den Rand der Grube. Für seine Größe war er echt verdammt kräftig. Oh, klar, er war ja auch ein Kampfmagier. Kampfmagier waren in der Lage ihre Körper um ein vielfaches stärker und strapazierfähiger zu machen. „Hey Taio!“, rief er. „Ich hab hier einen Neuen!“ Moment. Der wollte, dass ich gegen diesen Kerl kämpfe? Klar, ich war verdammt stark, aber eben auch nicht in bester Form. Der Kampf gegen Raguel, der Streit mit Emilia und meine gestrige Sauftour steckte mir noch in den Knochen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich momentan einfach nicht in der Stimmung zum Kämpfen war. Hatte ich nicht mal ein paar Tage Ruhe verdient? Ach ja, ich war ja ein beschissener Halbengel, den sowohl Himmel als auch Hölle verabscheute. Entnervt schüttelte ich den Kopf und beobachtete, wie das Werkrokodil mithilfe eines Flaschenzugs nach oben gehievt wurde. „Kann es  losgehen?“, fragte ich. „Trägst du Waffen?“, fragte Perry. „Also Messer, eine Pistole oder sowas?“ Ich schüttelte den Kopf. Tatsächlich hatte ich überlegt, schnell in mein Zimmer zu reisen und meine 1911er zu holen, hatte aber befürchtet auf einen der Anderen zu treffen. „Dann kanns losgehen.“, meinte der Kampfmagier grinsend und machte Anstalten eine Strickleiter in die knapp sechs Meter tiefe Grube runter zu lassen. Bevor er jedoch dazu kam, sprang ich in die Grube und rollte mich auf dem harten Boden ab. Sie war nicht ganz kreisrund, mit einem Durchmesser von etwa hundert Meter. Vereinzelt ragten Felsen aus dem Boden, die wohl der Deckung dienen sollten, im Kampf gegen einen Erdmagier aber wohl eher ein Nachteil waren. Das konnte ja lustig werden. „Du bist also mein Gegner. Was bist du?“, sagte Taio und legte seine Hand auf einen Felsen. Der Stein bröckelte unter seiner Berührung und formte wieder die Rüstung die seinen linken Arm komplett und einen Teil des Oberkörpers panzerte, gerade genug um die lebenswichtigen Organe zu schützen, aber leicht genug für schnelle Bewegungen. „Für den Moment? Dein Gegner. Sonst? Das meistgehasste Wesen zwischen Himmel und Hölle. Aber wie wäre es, wenn wir den Smalltalk überspringen? Ich habe es eilig.“  Taio nickte, als gefiele ihm meine Einstellung, dann schien er in den Felsen hinein zu greifen und zog eine fast zwei Meter lange Glefe aus dem Stein. Den Hammer schien er wohl für große Gegner zu benutzen. Ohne weiter nachzudenken oder auf ein Signal zu warten beschwor ich meinen Speer und fing an den Magier zu umkreisen. Vorsichtig versuchte ich mich auf seine rechte, ungeschützte Seite zu begeben, aber Taio drehte sich einfach mit. Schade, ich hatte gehofft, er würde mich unterschätzen. Dann rief Perry etwas. Trotz der lauten Menge hörte ich seine Stimme klar und deutlich. „KÄMPFT!“ Taio grinste breit und ließ seine Glefe wirbeln. Und im nächsten Moment prallten unsere Waffen aufeinander.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt